Bürohr – Wirtschaftsnews der WocheRuedi Noser staunt selbst über seinen Platz auf der Reichstenliste
Das «Bürohr» der SonntagsZeitung ist eine Institution. Gerüchte, Possen, Erfolgsmeldungen: Hier lesen Sie, was abseits der grossen Schlagzeilen in der Wirtschaft passiert.
Die Reichstenliste des Wirtschaftsmagazins «Bilanz» hat einen prominenten Neuzugang: den Zürcher Ex-Ständerat Ruedi Noser. 100 bis 150 Millionen Franken soll seine IT-Firma mit 700 Mitarbeitenden wert sein, behauptet das Wirtschaftsmagazin «Bilanz». Auf die Frage, warum er erst jetzt auf der Liste auftauche, nachdem er politisch nicht mehr aktiv sei, gibt sich Noser ahnungslos. Er sagt, er sei genauso erstaunt wie alle anderen Leser. Dass er in den Tiefsteuerkanton Schwyz gezogen ist – aus Zürcher Sicht eine Todsünde –, habe nicht mit dem neu entdeckten Wert seiner Firma zu tun. Sondern lediglich mit seiner Frau und der Nachfolgelösung. Zudem sei er nun seiner Herzensheimat näher, sagt der gebürtige Glarner.
Der teuerste Sieg von Martin Haefners Karriere
Der krisengeschüttelte Stahlkonzern Swiss Steel ist an der Börse weiterhin auf Talfahrt. Gerade mal 56 Millionen Franken ist er noch wert. Und das nur ein halbes Jahr nachdem Amag-Erbe Martin Haefner 300 Millionen Franken Kapital nachgeschossen hat. Jetzt beträgt der Börsenwert noch gerade mal ein Zehntel des offiziell ausgewiesenen Eigenkapitals. Kein gutes Zeichen. So ähnlich war das auch bei der Credit Suisse kurz vor dem Kollaps. Die 56 Millionen Franken entsprechen übrigens auch dem Wert der Put-Optionen, die Haefner im Frühjahr seinen unterlegenen Widersachern Peter Spuhler und Viktor Veckselberg zugestehen musste. Das Swiss-Steel-Debakel dürfte für Haefner der teuerste Sieg seiner Karriere werden.
Swiss Lodges werden wieder zu Hostels
Was in anderen Ländern als «Hostel» bezeichnet wird, hiess bei Hotelleriesuisse bisher «Swiss Lodge». Ein Hostel in der Schweiz ist schliesslich nicht irgendeine Absteige wie in anderen Ländern, werden sich die Verantwortlichen gedacht haben. Entsprechend hochwertig sollte wohl die Bezeichnung klingen. Aber wirklich verfangen hat das offenbar nicht. Der Verband unter Präsident Martin von Moos hat beschlossen, die Swiss Lodges ab 2025 wieder zu Hostels zu machen. Zur Kategorisierung heisst es beim Verband, in aller Offenheit: «Hostels zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie auch über Mehrbettzimmer oder Massenlager verfügen und in der Regel weniger Dienstleistungen anbieten.» Na dann ab ins Hostel in die Schweiz. Nur teurer als überall sonst auf der Welt werden sie wohl weiterhin sein.
Nestlé beschwichtigt Aktionäre
Nicht nur in der Migros haben wir früher zu viel bezahlt. Auch Nestlé-Produkte waren lange Zeit zu teuer. In der Phase der hohen Inflation sei der Nahrungsmittel-Multi bei seiner Preisberechnung «vielleicht ein bisschen zu weit gegangen – da muss man zurückdrehen», sagte Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke am Dienstag in einem Interview auf dem TV-Sender Tele Züri. Doch wie kann Nestlé seine Kitkats, Smarties und Kaffeekapseln verbilligen, wenn ein 2,5-Milliarden-Franken-Sparprogramm läuft und gleichzeitig an den internationalen Rohstoffbörsen die Preise für Kakao und Kaffee auf neue Rekorde klettern? Müssen die Aktionärinnen und Aktionäre deswegen auf die Dividendenerhöhung verzichten, an die sie sich über die letzten 25 Jahre gewöhnt haben? «Die Nestlé-Dividende ist sehr geschätzt, und man sollte Gewohnheiten nicht aufgeben», beschwichtigt der 70-jährige Belgier diplomatisch. Spürbar emotional wurde er beim Thema, dass die Ankündigungen am Investorentag von letzter Woche bei den Investorinnen und Investoren Kritik ausgelöst hatten. «Das ist enttäuschend, ich bin auch enttäuscht.» Man werde den Umbau mit voller Kraft vorantreiben, meinte Bulcke, der seit 45 Jahren bei Nestlé arbeitet. Sein Konzern sei mehr wert, als die Aktionäre momentan glaubten. Hoffentlich liegt Bulcke bei dieser Berechnung richtig, nicht dass er sie in einigen Wochen wieder «zurückdrehen» muss.
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