Bürohr – Wirtschaftsnews der WocheLetzter CS-Präsident gibt jetzt Tipps, wie man durch die Krise steuert
Das «Bürohr» der SonntagsZeitung ist eine Institution. Gerüchte, Possen, Erfolgsmeldungen: Hier lesen Sie, was abseits der grossen Schlagzeilen in der Wirtschaft passiert.
Er war der letzte Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, unter seiner Leitung brach die Grossbank zusammen und musste von der UBS mit Staatshilfe übernommen werden. Axel P. Lehmann weiss also, was Krise heisst, sollte man meinen. Nun hat er im Magazin «I by IMD», das von der Lausanner Kaderschmiede IMD herausgegeben wird, einen Artikel geschrieben: «Four effective ways for a board to steer its way through a crisis» («Vier wirksame Wege für einen Verwaltungsrat, um durch eine Krise zu steuern»).
In schwierigen Zeiten sei es «wichtig zu wissen, wann man eingreifen muss, und zu lernen, seine Emotionen zu kontrollieren, damit eine schwierige Situation nicht noch schlimmer wird», lernen wir daraus. Er nennt auch Beispiele für Krisen in bekannten Unternehmen. Was man allerdings vergeblich sucht: Irgendeine Erwähnung der Credit Suisse und seiner Rolle in der grössten Unternehmenskrise der letzten Jahre. Was hat er daraus gelernt? Das wäre tatsächlich interessant gewesen. Aber es war wohl nicht der Rede wert.
Dubai-Schoggi kommt bei Lindt & Sprüngli zum besten Zeitpunkt
Der Zeitpunkt für die Lancierung hätte nicht besser sein können: Nur wenige Tage nachdem es wegen Spuren von Schwermetallen in seiner «Excellence»-Zartbitterschokolade Schlagzeilen machte, lud Lindt & Sprüngli an seinen Firmensitz in Kilchberg (ZH). Dort präsentierte der Konzern unter der Leitung von Präsident Ernst Tanner die sogenannte Dubai-Schoggi – eine sündhaft teure Edelschokolade mit Pistazienfüllung. Wie gross der Hype darum ist, zeigte sich gestern, als sie im Fabrikladen in Kilchberg erstmals zum Verkauf angeboten wurde. Es bildeten sich lange Schlangen. Rational ist dieser Ansturm kaum. Auch ob die Dubai-Schoggi gesundheitlich tatsächlich unbedenklicher ist, ist fraglich. Denn zumindest enthält sie Milch und deutlich mehr Zucker als diejenige der «Excellence»-Linie.
Films for Future – Flyer für den Müll
Den ganzen November über findet an verschiedenen Zürcher Veranstaltungsorten das Festival Films for Future statt. Gezeigt werden Filme über alle möglichen Nachhaltigkeitsthemen – von Umweltaktivisten im Amazonasgebiet über Ausbeutung in verschiedenen Arbeitsverhältnissen bis zur Frage, wie man in Zürich einen nachhaltigen Lebensstil pflegen kann. Getragen wird das Festival unter anderem von Nichtregierungsorganisationen, aber auch von den lokalen Sektionen der SP und der Grünen. Zudem sind Auftritte von bekannten Persönlichkeiten geplant: Zum Beispiel reisen aus Deutschland die Wachstumskritikerin Ulrike Herrmann und der Satiriker und Politiker Martin Sonneborn an.
Die Werbung für das Festival hingegen ist nicht durchwegs nachhaltig: Wer letzte Woche tagsüber sein Velo am Zürcher Hauptbahnhof abstellte, wurde am Abend von einem über den Lenker gefalteten Flyer über das bevorstehende Ereignis informiert. Die meisten Velofahrer dürften ihn in den nächsten Mülleimer geworfen haben.
Trumps Wahl führte bereits zu zwei Schweizer Opfern
Der designierte US-Präsident Donald Trump sorgt an den Börsen für Wirbel, bevor er sein Amt überhaupt angetreten hat. Das erste Schweizer Opfer ist der Thuner Solarhersteller Meyer Burger. Dessen grösster Kunde, der Solarkraftwerkentwickler Desri hat seine Aufträge storniert, denn mit der Wahl von Trump sind die fetten Jahre für Umwelttechnologie-Firmen vorbei.
Doch Meyer Burger bleibt nicht das einzige Schweizer Opfer. Trump hat bekannt gegeben, dass er den Impfskeptiker Robert F. Kennedy Jr. zum Gesundheitsminister machen will. Das hat am Freitag die Pharmaaktien rund um den Globus regelrecht abstürzen lassen. Besonders heftig hat es das Schweizer Pharmaunternehmen Lonza erwischt: Die Aktie des Unternehmens von Firmenchef Wolfgang Wienand verlor am Freitag mehr als 8 Prozent.
red
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