Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Basler Pharmakonzern
Roche-Gewinn fällt unter 10 Milliarden Franken – in der Forschung soll sich «niemand mehr wegducken können»

Drohnenaufnahme des Roche-Areals in Basel mit dem neuen Forschungs- und Entwicklungszentrum (pRED-Center) links neben den Türmen, vor der Eröffnungsfeier am 10. September 2024.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

In der Pharmaindustrie ist es Standard, dass sich Konzernchefs täglich die Umsatzzahlen vorlegen lassen. Auch Roche-Chef Thomas Schinecker überwacht die Verkäufe mit Argusaugen. Bei grösseren Abweichungen nach unten oder oben fragt er nach den Gründen.

Das zahlt sich aus: Roche hat 2024 ein Umsatzplus von 3 Prozent auf 60,5 Milliarden Franken verbucht. Der Reingewinn sank derweil laut den Angaben vom Donnerstag um 26 Prozent auf 9,2 Milliarden Franken. Grund dafür sind Abschreiber aus den vor mehreren Jahren unter Severin Schwan zugekauften und zu hoch bewerteten Einheiten Spark Therapeutics und Flatiron.

Der im März 2023 angetretene Roche-Chef Thomas Schinecker ist nun dabei, den Konzern in die Zukunft zu führen und bekommt Druck: «Es gibt anhaltende Zweifel rund um die Produktivität der Forschung und Entwicklung», so Analyst Peter Welford von der US-Investmentbank Jefferies in seinem Kommentar zu den Jahreszahlen.

Denn entscheidend in der Pharmaindustrie ist die Pipeline für die Medikamente der Zukunft. Weil Roche hier in den letzten Jahren grosse Fehlschläge erlitten hat - wie etwa bei Alzheimer oder einer neuen TIGIT genannten Behandlungsart von Krebs - ist der Konzern an der Börse getaucht.

Riesige Forscungsausgaben

Schinecker will bis 2029 insgesamt 20 neuartige Therapien auf den Markt bringen. Sie sollen Krankheiten mit den «grössten sozialen Folgen» behandeln - das heisst, sie sollen möglichst viele Patientinnen und Patienten erreichen und Milliarden für den Roche-Konzern generieren, der sie dann erneut in die Forschung steckt. 

Auch der britische Pharmakonzern AstraZeneca möchte 20 neue Medikamente lancieren, dies bis 2030. Mehrere davon mit einem Umsatzpotenzial von über 5 Milliarden Dollar. 

Die Ziele der beiden Konzerne ähneln sich, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung weisen jedoch einen deutlichen Unterschied auf: Bei Roche waren es für die Division Pharma 2023 rund 11.5 Milliarden Franken, bei AstraZeneca dagegen 2023 umgerechnet knapp 10 Milliarden Franken. Die Ausgaben der Briten dürften zwar künftig etwas steigen, aber noch immer unterhalb denen der Basler bleiben, die die höchsten Ausgaben der weltweiten Industrie hat. Dies mit durchwachsenem Erfolg.

Vergangenes Jahr hat Roche seine Ausgaben für die Pharmaforschung noch einmal auf 13.3 Milliarden Franken erhöht. Auch dieses Jahr sollen sie auf diesem Niveau bleiben.

Roche und andere Pharmakonzerne rechtfertigen ihre hohen Medikamentenpreise mit den immensen Forschungsausgaben sowie den Fehlschlägen, die sie mitfinanzieren müssen. Auch eine produktivere Forschung wird an den Medikamentenpreisen jedoch faktisch nichts ändern, denn sie folgen bestimmten Preissetzungsregeln.

«Die Produktivität in der Forschung und Entwicklung bei Roche lässt zu wünschen übrig», sagt Markus Manns vom deutschen Vermögensverwalter Union Investment.  «Es kommt nicht nur darauf an, dass ein Konzern in die Forschung investiert, sondern auch, dass er das Geld effizient und gezielt einsetzt», betont Manns. 

Roche-Chef Schinecker strafft Forschung

Der grosse Aufräumer Schinecker hat inzwischen durchgegriffen und ein neues System eingeführt, das die Erfolgsaussichten jedes einzelnen Forschungsprojekts bewertet. Mehr als ein Drittel hat er gestoppt. Ein Pharmaberater sagt jedoch über Roches Forschungs- und Entwicklungsabteilung, es fühle sich dort im Vergleich zu Konzernen wie Novartis teilweise immer noch wie in einer Wellness-Oase an. «Die Zuständigkeiten sind nicht klar und einzelne Teams können sich verschleifen», kritisiert er.

Die Prozesse hat Schinecker jedoch neu aufgestellt: Er hat fünf statt zwei Unterchefs für die späte Forschung und klinische Entwicklung und Prozesse verschlankt: «Die Oase von früher wird weniger paradiesisch für all jene, deren Forschung nicht den neuen Anforderungen genügt und auch das Zeitalter des sich wegducken können geht dem Ende zu», sagt ein Roche-Insider.

Schinecker hat auch eine sogenannte Governance eingeführt, die bereichsübergreifende Experten zusammenbringt, um die Optionen für künftige Medikamente besser und schneller zu beurteilen: So soll zum Beispiel schon bei Beginn der Forschung geklärt werden, ob Medikamente besser als Infusion oder Spritze verabreicht werden können, um es möglichst einfach für Patienten zu machen und  am Markt gegen mögliche Konkurrenzprodukte bestehen zu können. Auch die Verantwortlichkeit von Projekten soll so von Anfang bis Ende sichergestellt werden. 

Künstliche Intelligenz macht die Forschung zudem deutlich schneller: Statt drei Monate braucht es für den Bericht zu einer klinischen Studie für ein mögliches neues Medikament nun nur noch 30 Minuten.

Good News für Aktionäre

Für dieses Jahr erwartet zwölf wichtige Ergebnisse aus laufenden klinischen Studien. Unter anderem für eine mögliche neue Brustkrebstherapie.

Das Aktionariat darf sich schon jetzt freuen: Der Verwaltungsrat beantragt die 38. Dividendenerhöhung in Folge auf 9.70 Franken. Das Unternehmen befindet sich nach wie vor in Familienbesitz. Die Familie Hoffmann hält fast 70 Millionen Aktien, Maja Oeri etwas über 8 Millionen.

*Mit Material der Agentur SDA.