Signa in der KriseGlobus-Mitbesitzerin meldet Nachlassstundung an
Drei weiteren Signa-Töchtern wurde die provisorische Nachlassstundung gewährt. In einer befindet sich die Gesellschaft Magazine zum Globus – das operative Geschäft des Warenhauses.
Für Globus kommen die Einschläge immer näher. Seit die Signa Holding, die Mutter aller Gesellschaften, die zu René Benkos Firmenimperium gehören, in Österreich Insolvenz angemeldet hat, meldet fast im Tagesrhythmus eine Tochtergesellschaft nach der anderen in Deutschland, Österreich und der Schweiz Insolvenz oder provisorische Nachlassstundung an.
In der Schweiz sind bisher fünf Gesellschaften betroffen, ihnen wurde die provisorische Nachlassstundung gewährt. Mit diesem Schritt wolle man verhindern, dass die Firmen in das Insolvenzverfahren der österreichischen Dachgesellschaft hineingezogen werden. Denn die Gefahr ist gross, dass Gläubiger anderer Tochterfirmen ihre Gelder nun zurückfordern, was diese Firmen wiederum in einen ungeordneten Konkurs treiben könnte, wie ein Konkursanwalt sagt, der im Zusammenhang mit Signa nicht namentlich erwähnt werden will.
Für die Gläubiger heisst es nun warten. Denn solange die provisorische Nachlassstundung bei den Schweizer Tochterfirmen läuft, können sie nicht auf Darlehen zugreifen. Denn Unternehmen können während der provisorischen Nachlassstundung nicht betrieben werden. Das operative Geschäft aber darf weitergeführt werden.
Wie sicher ist Globus?
Die Frage, ob das Geschäft der Globus-Warenhäuser durch die diversen provisorischen Nachlassstundungen betroffen ist, wurde bisher verneint. Nun sind neu drei weitere Signa-Töchter betroffen: Wie dem Schweizer Handelsregister zu entnehmen ist, befinden sich die Signa European Invest Holding AG und die Signa European Invest AG seit gestern in provisorischer Nachlassstundung. Ebenfalls betroffen ist die Signa Retail Luxury Holding, an der die Invest AG beteiligt ist.
Damit sind erstmals Signa-Gesellschaften betroffen, die Anteile an Globus halten. Denn das operative Geschäft der Globus-Warenhäuser ist hier angesiedelt.
Dauert es also nicht mehr lange, bis auch die Globus-Warenhäuser die provisorische Nachlassstundung beantragen müssen? Dieser Schritt dürfte Auswirkungen auf den Warenhausbetrieb haben. Obwohl im Fall einer provisorischen Nachlassstundung das operative Geschäft weitergeführt werden darf, ist dies laut einem Konkursanwalt aber in den meisten Fällen unmöglich. Aus Angst, nicht mehr bezahlt zu werden, würden Lieferanten nicht mehr liefern oder dies nur noch gegen Vorkasse tun.
Vonseiten des Warenhauses kommt ein deutliches Dementi: «Globus betrifft die provisorische Nachlassstundung dieser Signa-Gesellschaften nicht», sagt ein Globus-Sprecher.
Bewegung bei Globus
Dass sich an der Globus-Front etwas tut, zeigt der Austritt André Maeders aus dem Verwaltungsrat der Gruppe, wie die «Handelszeitung» gestern mit Verweis auf das Handelsregister berichtete. Maeder sass seit 2020 im Globus-Strategiegremium und ist nach seinem Abgang als CEO des Berliner Kaufhauses KaDeWe neu Chef der Luxuskaufhauskette Selfridges in Grossbritannien – er tritt sein Amt am 1. Mai 2024 an.
Neu wird er auch Chef einer Luxuswarenhausgruppe, zu der Globus, KaDeWe, Selfridges und die italienische Rinascente gehören. An dieser Gruppe sind René Benkos Signa-Gruppe und die thailändische Central Group beteiligt. Vorgesehen ist, dass die thailändische Central Group die Mehrheit an der Luxuswarenhausgruppe inklusive Globus übernimmt. Mit dieser Aufgabe solle André Maeder betraut werden.
Dass sich jetzt die Globus-Mitbesitzerin in provisorischer Nachlassstundung befände, sei für Globus gut, sagt eine Person, die mit den Vorgängen vertraut ist. Durch den mit der provisorischen Nachlassstundung verbundenen Schutz vor Forderungen würde sich die Situation für die Signa-Gesellschaften entspannen. So hätten die Signa und die thailändische Central Group Zeit, die Verhandlungen fortzuführen.
Julius-Bär-Kredit betroffen
Eine schlechte Nachricht dürfte die provisorische Nachlassstundung der European Invest Holding für die Bank Julius Bär sein. Bekannt ist, dass vom Kredit in Höhe von 606 Millionen Franken, den die Privatbank Benko gewährte, rund 200 Millionen Franken an die European Invest Holding geflossen sind. Abgeschlossen wurde der Kredit Ende Dezember 2022, zu einem Zeitpunkt also, als die Risiken für Benkos Immobilienreich durch steigende Zinsen bereits absehbar waren.
Gegen welche Sicherheiten der Kredit gewährt wurde, ist nicht bekannt. Bär wusste allerdings schon länger von den Problemen mit dieser Kredittranche: Im April kam es zu einer Verletzung der Vertragsbedingungen. Fällig gestellt hat die Privatbank den Kredit darauf jedoch nicht. Dass sie diese Kredittranche in vollem Umfang zurückbekommt, ist mit der provisorischen Nachlassstundung der European Invest Holding noch fraglicher geworden.
Finanziell könnte die Privatbank auch einen Totalausfall der gesamten Kreditsumme verkraften. Auch dann würde ihre Kapitalisierung immer noch weit über den Anforderungen der Finanzmarktaufsicht liegen.
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