Aus für Sowjet-Ikone Renault trennt sich von Lada in Russland
Nach McDonald's verabschiedet sich eine weitere westliche Firma vollständig aus Russland. Doch die Franzosen lassen ein Hintertürchen offen.
Die Automarke Lada gilt als Ikone der Sowjetunion und als Symbol der industriellen Eigenständigkeit der einstigen Supermacht. Nach dem Fall der Mauer übernahm der französische Autohersteller Renault eine Mehrheit am Lada-Mutterkonzern Awtowas. Der russische Angriff auf die Ukraine beendet nun diese langjährige Partnerschaft. Renault trennt sich vollständig vom russischen Geschäft und steigt deshalb auch bei Lada aus.
Die Franzosen teilten am Montag mit, Renault Russland an die Stadt Moskau zu verkaufen und die Beteiligung von knapp 68 Prozent an Awtowas dem staatlichen Zentrum für Industrieforschung, Nami, abzutreten. Dem Vernehmen nach bezahlt Nami einen symbolischen Betrag von 1 Rubel.
Rückkehr nach Russland nicht ausgeschlossen
Allerdings hält sich Renault ein Hintertürchen offen, um nach Russland zurückzukehren. Die Verträge geben dem Unternehmen verschiedene Möglichkeiten, den Mehrheitsanteil an Awtowas in den nächsten sechs Jahren zurückzukaufen.
«Wir haben heute einen schwierigen, aber notwendigen Entschluss gefasst und treffen eine verantwortungsvolle Wahl gegenüber unseren 45’000 Mitarbeitern in Russland», begründet Renault-Chef Luca de Meo den Entscheid. Damit bewahre die Gruppe ihre Leistungsfähigkeit und erhalte die Möglichkeit, in anderen Umständen in das Land zurückzukehren.
Renault hatte bereits Ende März angekündigt, die Aktivitäten in seinem Moskauer Werk einzustellen und Kosten in Höhe von knapp 2,2 Milliarden Euro in Kauf zu nehmen, um den Wert seines russischen Geschäfts auf null abzuschreiben. Die Marke Lada machte im Jahr 2021 fast 21 Prozent des russischen Marktes aus. Was die Zahl der verkauften Wagen betrifft, so ist Russland für Renault der zweitwichtigste Markt – nach Frankreich und vor Deutschland.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine traten westliche Autohersteller die Flucht nach vorn an. Toyota und Volkswagen gehören zu einer Reihe von Unternehmen, die Anfang März bekannt gaben, dass sie die Produktion in Russland einstellen und die Exporte in das Land stoppen.
Die Autoverkäufe in Russland sind seit der Invasion aufgrund der westlichen Sanktionen und der Abwanderung ausländischer Unternehmen stark zurückgegangen. Im März 2022 wurden nur 55’000 neue Autos und leichte Nutzfahrzeuge verkauft. Das sind 63 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
Lada könnte zwar von der fehlenden Konkurrenz aus dem Ausland profitieren. Awtowas ist jedoch stark von importierten Teilen abhängig. Die Marke reagiert mit verschiedenen Massnahmen auf die neue Ausgangslage. So zog Lada die Sommerferien auf April vor und teilte mit, ab Juni für drei Monate eine 4-Tage-Woche einzuführen. Auf diese Weise sollen die mehr als 40’000 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Weiter gab das Unternehmen bekannt, dass es neue Lada-Modelle entwerfen wolle, um weniger von Importen abhängig zu sein.
Der russische Autojournalist Jewgeni Eskow sagte gegenüber dem US-Nachrichtensender CNN, dass es sich bei den neuen Modellen um einfachere Versionen der aktuellen Autos handeln dürfte, aber ohne zusätzliche Funktionen wie das Antiblockiersystem (ABS). «Einfach rohe Autos aus der Vergangenheit», so Eskow.
Der Rückzug von Renault aus Russland könnte als Beispiel für andere Unternehmen dienen, die einen Rückzug angekündigt haben, ihre Pläne aber noch nicht konkretisiert haben. Die Fast-Food-Kette McDonald’s hatte am Montag mitgeteilt, alle 850 Schnellrestaurants in Russland an einen «örtlichen Käufer» veräussern zu wollen.
Weitere Betriebe mit Ausstiegsplänen sind der Schweizer Zementhersteller Holcim sowie der deutsche Mischkonzern Siemens.
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