Gott in der PolitikWie Religionen uns zerstören
Sind Religionen noch ein wichtiger Pfeiler unserer Welt, oder schaden sie uns sogar? Die Antwort ist eigentlich klar.
In der Schweiz steht es ganz am Anfang unserer Verfassung: «Im Namen Gottes des Allmächtigen». In gewissen US-Bundesstaaten müssen noch immer die Zehn Gebote in Klassenzimmern hängen.
Doch ist das noch zeitgemäss?
Das epikureische Paradox besagt, dass Gott das Böse entweder nicht verhindern kann oder es nicht verhindern will. Er ist also entweder nicht allmächtig oder nicht gut. Zudem gibt es unendlich viele Möglichkeiten, wie die Welt und die Menschheit entstanden sein könnten – die Wahrscheinlichkeit, dass eine davon wahr ist, ist also eins zu unendlich. Das heisst, es ist extrem unwahrscheinlich, dass genau die eigene Religion die wahre ist.
Eine andere Droge
Trotz dieser Fakten kann man es niemandem übel nehmen, wenn er oder sie in Religionen Hilfe, Erklärung und Zuflucht aus der Realität sucht. Andere suchen diesen Halt allerdings in Alkohol, Marihuana, Heroin und sonstigen Rauschmitteln. Oder wie man sie eher nennt: Drogen. Nun will niemand den Konsum von Alkohol verbieten. Doch würden wir Drogen konsumierenden Politikern oder Politikerinnen vertrauen? Würden wir Alkohol in einer Verfassung lobpreisen? Würden wir Marihuana subventionieren? Würden wir den Konsum von Heroin öffentlich zur Schau stellen? Nein.
Der Grund? Unter Drogen trifft man schlechte Entscheidungen zum Nachteil von sich selbst, seinem Umfeld und vielleicht auch der Menschheit. Rassismus, Sexismus und Theokratien gehören zu den Folgen von Religionen. Alle Religionen haben viele Menschenleben auf dem Gewissen. Das heisst nicht, dass Bibel, Koran, Thora oder andere religiöse Schriften oder Religionen explizit zu Gewalt oder Rassismus aufrufen. Doch in vielen Fällen sind sie die Ursache dafür, da sie in Menschen schlechte Eigenschaften hervorrufen und ihnen das Gefühl geben, im Recht zu sein.
Befreien wir uns!
Religionen sind nicht an allem schuld, doch gerade bei Diskriminierung von Menschen aufgrund von Herkunft, Geschlecht oder Sexualität dienen sie den Tätern oft als Rechtfertigung. Es mag sein, dass die Täter mit Religion ihre schlechte Persönlichkeit insgesamt rechtfertigen wollen, doch genau diese Persönlichkeit wurde durch Umfeld und Einflüsse geprägt. Die Religionen gehören zu diesen Einflüssen. Im Privatleben ist Religion – genau wie der Konsum von Drogen – kein gesellschaftliches Problem. Doch sobald dieser Glaube Einfluss auf die Gesellschaft nimmt, wird er zu einem.
Auch historisch haben Religionen nicht nur Schlechtes geleistet. Sie haben in trostlosen Zeiten den Menschen Zusammenhalt, Hoffnung und Lebenssinn gegeben. Andererseits waren sie als Feind des Fortschritts und Legitimation von Herrschern auch der Ursprung vieler Übel. Es ist also ein Teufelskreis, aus dem man nur rauskommt, wenn man ihn als solchen anerkennt.
Wir müssen die Politik und die Öffentlichkeit von Religionen befreien und erkennen, dass wir nicht in Gesellschaften leben müssen, die von Märchen bestimmt werden.
Amal Steiner studiert Philosophie an der Universität Zürich.
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