Boomendes Touristenziel«Die Kolumbianer sind Weltmeister im Improvisieren»
Der Zürcher Frank Spitzer organisiert individuelle Rundreisen im hippsten Land Südamerikas. Sogar für Golferinnen und Golfer sieht er grosses Potenzial.
Zuverlässig zu erreichen ist er wieder in seinem Büro in der Altstadt von Bogotá, notabene auf 2640 Metern über Meer. «Ich fuhr zwei Wochen durch Kolumbien; unterwegs ist der mobile Empfang oft schlecht», erzählt Frank Spitzer.
Der 46-jährige Schweizer, der seine Jugend in Greifensee ZH verbrachte und 20 Jahre im Bankwesen gearbeitet hatte, ist mit Kolumbien mittlerweile so vertraut, dass er sagen kann: «Ich weiss genau, was die Gäste, die bei uns eine Rundreise buchen, erwartet, und ich kenne die Transportunternehmer, die Fahrzeuge und Chauffeure stellen, ebenso wie die Reiseführerinnen und Reiseführer persönlich.»
Spitzer hat 2016 den Reiseveranstalter Pelecanus SA gegründet und zwei Jahre später an den Start gebracht. Eigentlich wollte er mit Reisebüros in den Herkunftsländern der Touristinnen und Touristen zusammenarbeiten, spürte aber schnell, dass dieser Markt schon gut abgedeckt war. «95 Prozent unserer Reisen verkaufen wir direkt, mehrheitlich an deutschsprachige und nordamerikanische Kunden», sagt Spitzer.
Die Gäste stossen online auf Pelecanus, dessen Website umfangreiche Informationen zu Land und Leuten und konkrete Vorschläge für individuelle Rundreisen und Aufenthalte zeigt – in fünf Sprachen. «Die Beratung gestaltet sich unterschiedlich aufwendig», so Spitzer, «ich telefoniere persönlich mit fast allen Kunden.» Sein Unternehmen stellt dass Kolumbien-Programm zusammen, die Gäste kümmern sich selber um den internationalen Flug.
Direkte Flüge ab Zürich
Dass selbst Edelweiss von Zürich nach Bogotá fliegt, findet Frank Spitzer positiv: «Ich erhoffe mir vor allem Schub für unsere Golfreisen. Schliesslich transportiert Edelweiss gratis Sportgepäck.» 55 Golfplätze gebe es im südamerikanischen Land, die meisten in edlen Countryclubs. «Die sind für Nichtmitglieder schwer zugänglich. Ich spiele hier den Türöffner», berichtet Spitzer.
Kolumbien hat sich in den letzten Jahren zu einem hippen Reiseland gemausert – seit die Guerillas und die Regierung 2016 Frieden geschlossen haben. «Wir haben hier zwar keine Verhältnisse wie in Mitteleuropa», urteilt Spitzer, «aber Touristinnen und Touristen können sich auch in jenen Regionen sicher fühlen, in denen Banden immer noch das Monopol haben.» Denn diese hätten kein Interesse, dem Tourismus und dem Einkommen der einfachen Leute zu schaden.
Als Spitzer vor zehn Jahren ans Auswandern dachte, evaluierte er mögliche Destinationen, die für einen Neustart und die Gründung eines eigenen Tourismusunternehmens infrage kamen. Die Wahl des Quereinsteigers fiel eindeutig auf Kolumbien: «Ich kenne kein anderes Land auf der Welt, das in so manchen Belangen derart vielfältig ist.» Allein die Geografie: Pazifik- und Karibikküste samt Inseln, drei Andenketten mit bis zu 5700 Meter hohen Gipfeln, Wüsten, der Regenwald, der kolumbianische Teil des Amazonasbeckens und Städte wie Bogotá, Medellín, Cali oder Cartagena.
«Kolumbianerinnen und Kolumbianer sind ungemein freundlich und hilfsbereit», lobt der Auslandschweizer, der innert weniger Monate so gut Spanisch lernte, dass er selbst Vorlesungen an der Uni folgen konnte. «Man lebt gut hier, auch wenn die Infrastruktur oft zu wünschen übrig lässt und gerade das Autofahren sehr zeitraubend ist.»
Immer noch viele Geheimtipps
Während die Karibikküste touristisch breit erschlossen ist, gehen weite Teile des riesigen Landes immer noch als Geheimtipps durch. Besonders angetan ist Reiseveranstalter Spitzer von der Provinz Santander mit ihrer unvergleichlichen Natur.
Sie ist ein Eldorado für Abenteuersportarten, beherbergt mit Barichara aber das schönste Städtchen von Kolumbien. Spektakulär auch die Chicamocha-Schlucht, Südamerikas Grand Canyon. Beste Reisezeit in Kolumbien ist übrigens der Schweizer Winter. Spitzer: «Von Dezember bis März herrscht fast überall Trockenzeit und somit auch Hochsaison.»
Für ihn und sein Team in der Pelecanus-Zentrale in Bogotá bedeuten diese Monate viel Arbeit. «Wir koordinieren und organisieren die Reisen unserer Gäste, die mangels guter Strassen zwischen den Destinationen oft mit Inlandflügen unterwegs sind.» Spitzer bittet um Nachsicht, sollte mal etwas nicht wie am Schnürchen klappen: «Schweizer Organisation darf man unterwegs in Kolumbien nicht erwarten. Aber die Leute hier sind Weltmeister im Improvisieren. Reisen ist sehr entspannt.»
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