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Chefwechsel bei Würth-Gruppe
Er wird der neue Schrauben­könig

Reinhold (rechts) und Benjamin Würth
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Der neue Schraubenkönig kommt um einiges schüchterner daher als sein Vorgänger. «Wichtig ist mir vor allem, mich nicht nur als Führungskraft, sondern auch als Mensch nahbar zu zeigen», schreibt Benjamin Würth im jüngsten Geschäftsbericht der Würth-Gruppe.

Der 43-Jährige möchte authentisch sein, Vertrauen und eine Atmosphäre des Miteinanders schaffen. Zum Jahreswechsel wird er von seinem weithin bekannten Grossvater Reinhold Würth (89) den Vorsitz im Stiftungsaufsichtsrat der Würth-Gruppe übernehmen und fortan strategische Entscheidungen mit dem Vorstand treffen.

Reinhold Würth: «Bitte geben Sie Benjamin eine faire Chance»

Reinhold Würth hat den Zweimannschraubenhandel seines Vaters vom deutschen Bundesland Baden-Württemberg aus zum Weltmarktführer für Montage- und Befestigungstechnik mit heute 87’000 Beschäftigten gemacht. Und in ungezählten Briefen an die Belegschaft Dankbarkeit geäussert, immer mal aber auch seinem Ärger Luft gemacht. Wer den Künzelsauer Firmensitz besucht, erlebt Respekt, fast schon Ehrfurcht vor dem Patriarchen in der Belegschaft, die ihm alles recht machen will. Sein Wort hat Gewicht im Unternehmen, dessen ist er sich bewusst. «Bitte geben Sie Benjamin eine faire Chance», schreibt er im Geschäftsbericht.

Benjamin Würth wiederum ist unweit der Firmenzentrale in Künzelsau aufgewachsen. Er lernte im Familienkonzern Gross- und Einzelhandelskaufmann, arbeitete acht Jahre im Marketing und Vertrieb, kam herum in der Welt. In Delhi, diese Geschichte erzählen die Würths gerne, fuhr er auf dem Rücksitz eines Motorrads durch den Monsunregen zu Kunden.

Würth International ist in Chur stationiert

Später ging er in die Schweiz, nach Chur, zu Würth International, die fast alle Auslandsfirmen der Gruppe zusammenfasst. 2015 stieg er in die Geschäftsleitung auf. Statt in der hohenlohischen Heimat lebt er heute mit seiner Familie in der Schweiz. «Ich fühle mich als schweizerischer Württemberger oder als württembergischer Schweizer», sagte er in einem Interview. Die Würths sind der Schweiz auf vielfältige Weise verbunden – am Standort in Arlesheim BL etwa beschäftigt der Konzern rund 750 Mitarbeitende.

Wo Benjamin Würth den Familienbetrieb mit seinen 400 Gesellschaften und 2700 Niederlassungen in 80 Ländern geschäftlich hinsteuern möchte, darüber hat er noch kaum was verraten. Klar ist: Es gibt leichtere Zeiten für einen Einstieg. Hatte die Würth-Gruppe im vergangenen Jahr noch erstmals die 20-Milliarden-Umsatz-Marke geknackt, bekommt sie aktuell die Konsequenzen der Baukrise und der schwachen Konjunktur zu spüren. Gerade gilt ein Einstellungsstopp, und vor einigen Tagen musste ein Produktionswerk der Elektronik-Tochter im deutschen Schopfheim schliessen. Wäre ja auch zu einfach für den neuen Schraubenkönig, wenn grad schon alles läuft.