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Britische Monarchie
Rassismus-Vorwürfe überschatten die US-Reise von William und Kate

Grossbritanniens Thronfolger Prinz William mit seiner Ehefrau Kate bei ihrer Ankunft am Flughafen von Boston.
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Die britische Monarchie befindet sich in ihrer ersten ernsten Krise, seit Charles III. im September die Nachfolge seiner Mutter an der Spitze des britischen Königshauses angetreten hat. Erneut muss sich die königliche Familie gegen den Vorwurf wehren, eine von Rassismus geprägte Institution zu sein. 

Ein besonderes Problem bedeutet der neu erhobene Vorwurf für Prinz William, den Thronfolger, der sich zum Ende dieser Woche zusammen mit seiner Frau Kate zu einer dreitägigen Reise in den Vereinigten Staaten aufhält. Diese Reise, Williams erste ins Ausland seit dem Tod seiner Grossmutter, der Queen, wird in London als eminent wichtiges diplomatisches Ereignis gesehen. 

William und Kate – der Prinz und die Prinzessin von Wales – sollen im Laufe des Freitags nicht nur den «Earthshot»-Preis für eine von William ins Leben gerufene wohltätige Organisation verleihen, sondern am gleichen Tag auch noch vom US-Präsidenten Joe Biden empfangen werden. Dem Paar wurden am Donnerstag in Boston aber nicht nur freundliche Zurufe, sondern auch vereinzelt Buhrufe und jede Menge skeptischer Schlagzeilen zuteil. 

Hartnäckig mit Fragen traktiert

Grund für die getrübte Stimmung war ein Empfang im Buckingham-Palast vom Dienstagabend, den Camilla, die Gemahlin des Königs, im Rahmen der UNO-Tage für den Kampf gegen allen Missbrauch von Frauen und Mädchen gab. Zu den 300 Gästen gehörte auch die schwarze Aktivistin Ngozi Fulani. Ausgerechnet sie wurde von der prominentesten Hofdame des Palastes, Lady Susan Hussey, herausgepickt und mit hartnäckigen Fragen zu ihrer Herkunft traktiert. 

Lady Hussey, 83 Jahre alt und seit 1960 im Dienst der Krone, schob eigenhändig Fulanis Haar beiseite, um ihr Namensschild besser lesen zu können. Sie erkundigte sich in der Folge penetrant und minutenlang danach, woher Fulani eigentlich komme, wo sie denn zu Hause sei. 

Lady Susan Hussey im Mai 2014 im britischen Chelmsford.

Dass Fulani ihr erklärte, sie sei in Grossbritannien geboren und britische Staatsangehörige, überging Hussey geflissentlich bei dieser Befragung. Sie wollte vielmehr wissen, woher Fulani denn «wirklich» komme und wann sie «aus welchem Teil Afrikas» nach England gekommen sei. 

In dem Gespräch, dessen Verlauf von zwei Begleiterinnen Fulanis bestätigt wurde, drängte Hussey Fulani, ihr endlich zu sagen, «welcher Nationalität» sie sei, woher ihre «Leute» stammten – und wann sie erstmals britischen Boden betreten habe. Fulani erklärte anderntags, das Ganze sei ein regelrechtes «Verhör» gewesen, «zutiefst verletzend», eine Vernehmung peinlichster Art. 

Zu dem Zeitpunkt, als die 61-jährige Ngozi Fulani erschöpft erklärte, ihre Eltern seien in den 50er-Jahren aus der Karibik nach Grossbritannien gekommen, meinte Hussey triumphierend: «Ich wusste doch, dass wir der Sache irgendwann auf die Spur kommen. Sie sind Westinderin!» Wozu Fulani sagte: «Nein, Lady, ich bin afrikanisch-karibischen Ursprungs, aber britische Staatsbürgerin.» 

Fulanis Begleiterin Mandu Reid, die Vorsitzende der Partei für die Gleichberechtigung von Frauen in Grossbritannien, resümierte das Gespräch tags darauf gegenüber Journalisten mit den Worten: «Sie können verdammt sicher sein, dass es keinerlei Befragung dieser Art gegeben hätte, wenn Ngozi weiss gewesen wäre.» 

Königin-Gemahlin Camilla (rechts vorne) im Gespräch mit Gästen beim UNO-Anlass im Buckingham-Palast. Unmittelbar daneben: Aktivistin Ngozi Fulani (hinten links).

Eilends distanzierten sich die Windsors, als das Ganze bekannt wurde, von dem Geschehen. Prinz William liess seinen Sprecher verkünden, dass «Rassismus keinen Platz in unserer Gesellschaft hat». Aus dem Buckingham verlautete, es habe sich um «inakzeptable und höchst bedauerliche Kommentare» gehandelt. Die betreffende Person habe sich umfassend entschuldigt und sei zurückgetreten von ihrem Ehrenamt. 

Der Vorgang erwies sich für die königliche Familie freilich als umso verheerender, als Lady Hussey – die den Titel einer Baronin trägt – eine der hochgestelltesten Personen bei Hofe war. Sie war 62 Jahre lang Kammerzofe und Hofdame der verstorbenen Königin gewesen und im Laufe der Jahre zu einer der engsten Vertrauten Elizabeths geworden. Im Palast war ihr Spitzname «Schulsprecherin No 1». Sie war es, der die privilegierte Rolle zufiel, die Queen zu begleiten bei der Beerdigung von Prinz Philip im vorigen Jahr. 

Hussey, die Witwe des früheren BBC-Rundfunkrats-Chefs Marmaduke Hussey, war als «feste Stütze» der Krone auch von den anderen Windsor-Mitgliedern geschätzt worden. Charles stand ihr besonders nahe. Er hatte sie zur Patin von William gemacht. Umso peinlicher musste es für den Prinzen sein, sich nun von seiner Patentante derart distanzieren zu müssen und gar von Rassismus zu sprechen. Aber William sah, wie sein Vater, offenbar keine andere Möglichkeit. 

Mit Sorge erwarten die Royals nun als nächstes eine Netflix-Dokumentation, in der Harry und Meghan «ihre Seite der Dinge» darstellen wollen.

Denn die «Lady-Hussey-Affäre» hat auf gefährliche Weise die Vorwürfe wieder aufleben lassen, die schon der in die USA abgewanderte Prinz Harry und seine Frau Meghan gegen die daheimgebliebenen Windsors erhoben hatten. In ihrem berühmten Oprah-Winfrey-Interview hatte Meghan ja einst geklagt, ein ungenanntes Mitglied der Familie in London habe sich besorgt gezeigt über die Hautfarbe Archies, ihres ersten Kindes. 

William sah sich damals zur Versicherung gezwungen, die Windsors seien «keinesfalls eine rassistische Familie». Mit Sorge erwarten die Royals nun als nächstes eine Netflix-Dokumentation, in der Harry und Meghan «ihre Seite der Dinge» darstellen wollen. Bezeichnenderweise veröffentlichte Netflix just zur Ankunft Williams und Kates in den USA am Donnerstag einen Einminuten-Clip dieser Sendung, die in Kürze auf den Bildschirm kommen soll. 

In dem Clip sind bereits romantisch verklärte Bilder von Harry und Meghan zu sehen, in schroffem Gegensatz zu anderen, kalt dreinblickenden Familienmitgliedern wie William und Kate. Im Januar sollen dann auch noch, unter dem Titel «Spare», Harrys Memoiren auf den Markt kommen, von denen Charles das Schlimmste befürchtet. Ein Ende der bitteren Fehden im Hause Windsor ist vorerst jedenfalls nicht in Sicht.