Tod von George FloydProteste breiten sich weltweit aus – Ausschreitungen in Paris
Die sozialen Unruhen in den USA treiben Menschen auch ausserhalb der USA auf die Strassen. Und das trotz Corona-Versammlungsverboten.
Der Tod des Afroamerikaners George Floyd, der bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet wurde, hat in den USA soziale Unruhen ausgelöst. In mehr als 20 Städten kommt es zu Protesten, die teilweise in Gewalt und Plünderungen ausarten. Solidaritätskundgebungen gab es in der Folge weltweit, darunter auch in der Schweiz, etwa am Montag in Zürich. Eine Woche nach Floyds Tod demonstrierten am Dienstagabend unzählige Menschen weltweit gegen Rassismus und Polizeigewalt.
Vielerorts sind Versammlungen infolge der Corona-Pandemie nach wie vor verboten. Die Demonstranten ignorieren das Verbot meistens, die Polizei greift nicht in allen Fällen ein. Geordnet verlief am Dienstag eine Kundgebung in Den Haag. 5000 Menschen protestierten unter Einhaltung des Sicherheitsabstands, wie Bilder zeigen, die in den sozialen Netzwerken verbreitet werden.
Auch in Amsterdam, London, in Neuseeland und in Dänemark gab es Solidaritätskundgebungen. Ausserhalb der USA verliefen die meisten Kundgebungen bislang friedlich. Anders in Paris, wo es am Dienstagabend zu Ausschreitungen kam.
In mehreren französischen Städten demonstrierten Tausende gegen Rassismus und Polizeigewalt. In Paris allein kamen 20’000 Menschen vor einem Gerichtsgebäude im Norden der Stadt zusammen, wie eine Sprecherin der Pariser Polizeipräfektur, Laetitia Vallar, im Fernsehsender BFMTV sagte.
Am Rand des Protests kam es Berichten zufolge zu Zusammenstössen mit der Polizei. Die Demonstration war wegen eines coronabedingten Versammlungsverbots untersagt worden. Auch in Lyon und Marseille gingen Medienberichten zufolge Menschen auf die Strassen.
Erinnerung an Fall Traoré
Die überwiegend jungen Demonstranten riefen bei der grösstenteils friedlichen Anti-Rassismus-Kundgebung in Paris als Reaktion auf den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA Slogans der «Black Lives Matter»-Bewegung. Der Protest in der französischen Hauptstadt wurde von der Schwester des 2016 in Polizeigewahrsam gestorbenen Adama Traoré organisiert. Forensische Berichte, die von Traorés Familie und Richtern angefordert worden seien, kämen zu der Schlussfolgerung, dass Adama Traoré erstickte, weil drei Gendarmen ihn zu Boden zwangen und nicht in Folge einer vorbestehenden Herzerkrankung starb, berichteten Medien in Berufung auf Assa Traoré.
Nach Polizeiangaben blockierten einige Demonstranten die Ringstrasse der Pariser Autobahn und steckten Gegenstände in Brand. Die Sicherheitskräfte setzten Medienberichten zufolge Tränengas ein. Die Polizeipräfektur forderte die Demonstranten auf Twitter auf, sich zu zerstreuen. Innenminister Christophe Castaner verurteilte die Ausschreitungen. Gewalt habe in einer Demokratie keinen Platz, schrieb Castaner auf Twitter. «Nichts rechtfertigt die Exzesse, die heute Abend in Paris stattgefunden haben.» Er gratulierte den Sicherheits- und Rettungskräften zu «ihrer Kontrolle und Gelassenheit».
Der bekannte Menschenrechtsanwalt Arié Alimi beschuldigte jedoch auf BFMTV die Polizei, Ärger zu provozieren, indem sie Tränengas auf friedliche Demonstranten abfeuere. Die Pariser Polizei hatte die Demonstration verboten und sich auf die Coronavirus-Beschränkungen berufen. Demnach dürfen sich höchstens zehn Menschen versammeln.
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