Prognose der ETH-ÖkonomenDie Schweizer Wirtschaft wächst im nächsten Jahr etwas langsamer als erwartet
Die Konjunkturforscher revidieren ihre Wachstumsprognose für 2024 leicht nach unten auf 1,9 Prozent. Der Arbeitsmarkt hält sich gut, die Inflation bleibt über 2 Prozent.
Das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) wird gemäss Prognose der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) im laufenden Jahr real um 0,8 Prozent zunehmen. Für das Jahr 2024 senkt die KOF ihre Erwartungen. Das BIP dürfte im kommenden Jahr im Jahresdurchschnitt um 1,9 Prozent wachsen.
In der Prognose vom Juni hatte die KOF noch einen Anstieg von 2,1 Prozent erwartet. Der Hauptgrund für diese Revision ist eine etwas schwächere Entwicklung der Exporte. Für 2025 prognostiziert die KOF ein Wachstum von 1,6 Prozent.
Eine wichtige Stütze der Schweizer Konjunktur ist nach wie vor der robuste Arbeitsmarkt, der sich trotz der ein wenig ungünstiger eingeschätzten Konjunkturentwicklung im nächsten und übernächsten Jahr nur leicht abkühlen wird. Die Beschäftigung ist in diesem Jahr um 2 Prozent kräftig gewachsen. Im nächsten und übernächsten Jahr dürfte sie um jeweils 1 Prozent zulegen.
Die vom Bundesamt für Statistik (BFS) berechnete Arbeitslosenquote nach Definition der International Labour Organization (ILO) steigt im Jahresdurchschnitt von 4,1 Prozent in diesem Jahr auf 4,3 Prozent im Jahr 2024, bleibt damit also auch im historischen Vergleich relativ tief. Im Jahr 2025 steigt sie gemäss KOF leicht auf 4,5 Prozent. Die Quote der registrierten Arbeitslosen gemäss Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) dürfte von 2 Prozent in diesem Jahr auf 2,2 im nächsten Jahr und 2,4 Prozent im Jahr 2025 steigen.
Die KOF revidiert ihre Inflationsprognose für 2024 recht deutlich nach oben, auf 2,1 Prozent. Hauptgründe für die Revision: Die Mietpreiserhöhungen werden stärker als bisher angenommen auf die Inflationsrate durchschlagen und die Strompreise zu Jahresbeginn deutlicher nach oben klettern, als bis anhin erwartet wurde.
Die KOF erwartet stabile Zinsen und eine nominale Aufwertung des Frankens. Die Reallöhne stagnieren dieses Jahr, und die KOF erwartet für 2024 «ein weiteres mageres Jahr für die Reallohnentwicklung». Erst im Jahr 2025, wenn der Inflationsdruck deutlich nachlässt, dürften die Reallöhne wieder spürbar um knapp 1 Prozent zunehmen.
Ein spezielles Risiko für die Schweiz ist die zunehmende Abhängigkeit von der Pharmabranche. Sie ist mittlerweile für fast die Hälfte der Schweizer Exporte verantwortlich. Im Gefolge der Pandemie hat sie in den Jahren 2021 und 2022 die Wertschöpfung für die Impfstoffproduktion und -zulieferung stark ausgeweitet. Sollte es nun zu einem starken Abbau der Produktionskapazitäten in der Pharmaindustrie kommen, würde das im Schweizer BIP deutliche Bremsspuren hinterlassen.
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