Markt für Occasionen Preise für Gebrauchtwagen schnellen in ungeahnte Höhen
Schweizer Autohändler liefern sich derzeit einen harten Kampf um Occasionsfahrzeuge. Der Markt ist leer gefegt, die Preise hoch.
Wer aktuell ein neues Auto kaufen möchte, hat es schwer. Je nach Modell und Ausstattung müssen Kundinnen und Kunden bis zu einem Jahr auf den Neuwagen warten. Wessen Geduld dafür nicht ausreicht, dem bietet jedoch auch der Occasionsmarkt derzeit kaum Alternativen. Die Preise für Gebrauchtwagen sind in den letzten Monaten in ungeahnte Höhen geschnellt – und das in ganz Europa.
In der Schweiz sind gemäss einer Analyse des Vergleichsdiensts Comparis die Gebrauchtwagenpreise um satte 28 Prozent gestiegen – die für E-Autos sogar um die Hälfte. Ursache sind die Lieferengpässe, bedingt durch die Corona-Pandemie sowie den Ukraine-Krieg, die zu erheblichen Wartezeiten für Neuwagen führen. Dies führe auch dazu, dass Fahrzeuge weniger oft eingetauscht würden und es so zu einer Reduktion des Angebots komme.
Lieferfristen für Neuwagen bis zu einem Jahr
Bei der Basler Byfang-Garage spürt man diese Entwicklung weniger beim Angebot als bei den Preisen. «Fahrzeuge sind immer noch genügend vorhanden, jedoch zu höheren Preisen, da sich auch die Preise für Neuwagen erhöht haben», sagt Geschäftsführer Daniel Seiler. Da das Neuwagengeschäft jedoch nach wie vor gut laufe, gebe es genügend Eintauschgeschäfte. Auch die Wartezeiten seien noch moderat, mit zwei Ausnahmen: «Gewisse Modelle aus der Südkoreaproduktion wie der elektrische Kia EV6, das Auto des Jahres 2022, sowie der Kia Sorento sind schwer erhältlich und haben unterdessen lange Lieferfristen von mindestens zwölf Monaten», so Seiler.
«Die Nachfrage nach Gebrauchtwagen ist gestiegen, weil sich die Produktion von Neuwagen durch die Unterbrüche in der Lieferkette – Stichwort Halbleiterkrise und Ukrainekrieg – stark verzögert hat», sagt auch Davide Melileo, Geschäftsführer der Basler Garage Keigel-Gruppe. Wer heute nicht lange auf sein neues Auto warten möchte, der weicht auf einen Occasionswagen aus. Die Garage Keigel hat permanent weit über 100 Occasionsfahrzeuge im Angebot und betreibt mit dem Automarkt Liestal auch ein eigenes Gebrauchtwagenzentrum.
In den letzten Monaten spürt Melileo eine gewisse Zurückhaltung bei seiner Kundschaft. Die Kauflust der Menschen sei gedämpft durch die allgemeine Teuerung, insbesondere von Strom und Krankenkassen. Das führe zu Verunsicherung. Hinzu kämen die langen Wartefristen für Neuwagen. «Früher konnten wir über 70 Prozent der Neuwagen ab Lager oder mit einer maximalen Lieferfrist von vier Wochen verkaufen. Heute haben wir teilweise Lieferfristen von bis zu acht Monaten», sagt er.
Alle reissen sich um Occasionen
Gebrauchtwagen machen bei der Garage Keigel rund 35 bis 40 Prozent des gesamten Verkaufsgeschäfts aus. Doch es ist schwierig geworden, Occasionen überhaupt zu beschaffen. «Man kommt heute nicht mehr so einfach an gute Gebrauchtwagen, weil alle sich darum reissen», sagt Melileo. Jeder versuche, den anderen beim Einkauf zu überbieten, die Beschaffung von Occasionsfahrzeugen sei zur grossen Herausforderung geworden. «Der Zukauf von Gebrauchtwagen bedingt heute eine 100-Prozent-Stelle», sagt er. «Man muss schnell und aktiv am Markt sein und täglich alle Quellen prüfen, um Angebote einzuholen.» Früher habe man das eher so nebenbei gemacht.
Wenn die Nachfrage gross ist, steigen die Preise. Diejenigen für Gebrauchtwagen haben sich bei der Garage Keigel in den letzten 24 Monaten um bis zu 30 Prozent erhöht. Insbesondere günstige Verbrennerfahrzeuge im Preissegment zwischen 15’000 und 50’000 Franken sind gefragt.
Wer sich derzeit kein Auto leisten kann oder die Wartezeit auf einen Neuwagen überbrücken muss, kann bei der Garage Keigel auf das Angebot «Auto im Abo» zugreifen. Je nach individuellem Bedarf kann ein Auto gemietet und wieder zurückgegeben werden – ohne Bindung an eine Vertragslaufzeit.
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