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Kommentar zum Post-Abbau
Christian Levrat – Ex-Gewerkschafter wird zum Jobkiller

Christian Levrat, VRP-Post fotografiert am Montag, 28. Februar 2022 in Bern. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
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Den Rollenwechsel vom früheren Gewerkschafter und SP-Präsidenten zum obersten Pöstler hat Christian Levrat gradliniger vollzogen, als manchen lieb ist: In seiner kurzen Amtszeit als Verwaltungsratspräsident des Staatsbetriebs verantwortet Levrat bereits den Abbau von Hunderten Stellen.

Die jüngste Massnahme gab die Post am Dienstag bekannt: In der Verwaltung will der Konzern 110 Arbeitsplätze streichen; zu befürchten sind bis zu 69 Kündigungen. Bereits im Oktober hatte die Post angekündigt, bei ihrer auf Werbezustellung spezialisierten Tochterfirma Direct Mail Company 422 Vollzeitstellen abzubauen, wovon allerdings 3855 Personen mit tiefen Pensen betroffen sind.

Wenn Levrat die Sparmassnahmen öffentlich begründet, dann spricht er ganz wie ein Manager. Er redet von Effizienzgewinnen und Synergien. «Als Verwaltungsratspräsident habe ich dafür zu sorgen, dass wir in zehn Jahren noch gute Arbeitsplätze anbieten können», sagte er im Interview mit der «SonntagsZeitung». «Ab und zu muss ich dazu kurzfristig harte Entscheidungen treffen und Positionen vertreten, die wehtun.»

Vor 20 Jahren vertrat Levrat noch die Interessen der Post-Angestellten. Damals organisierte er als führender Gewerkschafter Blockaden von vier Verteilzentren, um die Post zu Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag zu zwingen.

Levrat ist nicht der erste Linke, der in der Realität der Wirtschaftswelt angekommen ist. Unter dem ehemaligen SBB-Chef Benedikt Weibel – wegen seiner Sympathien für die 1968er-Bewegung als «roter Boss» bekannt – kam es in den 1990er-Jahren bei den Bundesbahnen zu grossen Entlassungswellen.

Taktisch kann es aber ein Vorteil sein, wenn bekennende Linke einen Staatsbetrieb führen: Ist ein Stellenabbau nötig, können sie bei den Sozialpartnern eher auf Milde hoffen. Wie lange die Post-Gewerkschaften dazu Hand bieten, wird sich weisen. Gut möglich, dass dieses Mal Christian Levrat derjenige ist, der Kampfmassnahmen bewältigen muss.