«Black Lives Matter»-Proteste+++ Auto rast in Protestmarsch +++ 14 Formel-1-Piloten knien gegen Rassismus nieder
Bei einem Protest in Seattle wurden zwei Frauen von einem Auto erfasst und lebensbedrohlich verletzt. Die News im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizisten hat weltweit zu heftigen Protesten der «Black Lives Matter»-Bewegung geführt.
- In mehreren Städten weltweit werden Statuen und Denkmäler von Förderern der Sklaverei entfernt oder wird zumindest darüber diskutiert, ob sie entfernt werden sollen.
- In mehreren US-Bundesstaaten sind Polizei-Reformen angekündigt.
Meghan zu Fall Floyd: Lage in den USA ist «niederschmetternd»
Herzogin Meghan (38) hat sich erschüttert über den Tod des Afroamerikaners George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz und die Gewalt in den USA geäussert.
«Was in unserem Land, in unserem Staat und in unserer Heimatstadt L.A. (Los Angeles) passiert ist, ist absolut niederschmetternd», sagte die US-Amerikanerin und Ehefrau des britischen Prinzen Harry (35) in einer Videobotschaft an die Schülerinnen ihrer früheren Schule in Los Angeles.
Es sei ihr schwergefallen, die richtigen Worte zu finden, gestand sie ein. «Das einzig Falsche wäre es, nichts zu sagen, denn George Floyds Leben zählt», sagte die Herzogin in dem Video, das das Magazin «Essence» veröffentlichte.
Meghan Markle, die im August 1981 in Los Angeles geboren wurde, erinnerte auch an die dortigen Unruhen 1992, nachdem vier Polizisten den Afroamerikaner Rodney King zusammengeschlagen hatten und freigesprochen wurden. «Ich war elf oder zwölf Jahre alt, und es waren die L.A.-Unruhen, die auch von einem sinnlosen Akt des Rassismus ausgelöst wurden», sagte sie.
Sie habe nun aber auch eine Seite ihres Landes gesehen, die ihr Hoffnung mache, sagte Meghan, und nannte die unzähligen Akte der Solidarität und die Polizisten, die sich auf die Seite der Demonstranten stellten.
«Wir sehen das genau jetzt, vom Sheriff in Michigan oder dem Polizeichef in Virginia. Wir sehen, wie die Menschen in Solidarität zusammenstehen, wir sehen, wie Gemeinschaften zusammenkommen und sich Auftrieb geben. Ihr werdet Teil dieser Bewegung sein», sagte die Absolventin der Immaculate Heart High School an die Adresse der heutigen Schülerinnen.
Dwayne Johnson sendet emotionale Botschaft an Trump
Schauspieler Dwayne «The Rock» Johnson hat seine Solidarität mit der «Black Lives Matter»-Bewegung zum Ausdruck gebracht und sich an US-Präsident Donald Trump gewandt. «Wo bist du», sagt der 48-Jährige mehrmals in einem knapp achtminütigen Video, das er in der Nacht zum Donnerstag auf Twitter postete.
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«Wo ist unser Anführer in dieser Zeit, wo unser Land auf den Knien ist – bettelnd, flehend, verletzt, wütend, frustriert, im Schmerz und ausgestreckten Armen, nichts anderes wollend, als gehört zu werden.»
Der Kinostar (»Jumanji – The Next Level «) wünscht sich, dass Trump auf das Land zugehe, seine Hand ausstrecke und sage: «Ich höre euch, ich höre euch zu. Und ihr habt mein Wort, dass ich bis zu meinem Todestag, meinem letzten Atemzug, alles in meiner Macht Stehende tun werde, um die notwendige Veränderung herbeizuführen und Gleichheit herzustellen. Denn jedes schwarze Leben zählt», sagt «The Rock».
Seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz vor anderthalb Wochen ist es in den USA landesweit zu heftigen Protesten gekommen. Mehrere Prominente haben sich mit den Demonstranten solidarisiert. Präsident Trump ist unterdessen in die Kritik geraten. Ihm wird vorgeworfen, das Land zu spalten.
Alle beteiligten Polizisten werden angeklagt
Der Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaats Minnesota erhebt im Fall des getöteten Afroamerikaners George Floyd gegen alle vier beteiligten und inzwischen entlassenen Polizisten Anklage.
Hauptangeklagter ist der weisse Ex-Beamte Derek Chauvin, dem nunmehr Mord zweiten Grades zur Last gelegt werde, wie Gouverneurin Amy Klobuchar mitteilte. Ihm drohen damit bis zu 40 Jahre Haft. Die drei anderen Beteiligten würden wegen Beihilfe und Anstiftung zum Mord angeklagt, berichtete die Zeitung «Star Tribune» am Mittwoch unter Berufung auf Insider.
Der Justizminister des Bundesstaats, Keith Ellison, sagte, die Strafverfolgung in Fällen von Polizeigewalt gegen schwarze Amerikaner sei zu lange ungenügend gewesen. Die Vergangenheit könne nicht geändert werden, aber er verspreche, die Justiz werde ihr «Bestes tun, um in dieser Lage Gerechtigkeit zu bringen». Dies sei das Land Floyd und seiner Familie schuldig. Gouverneur Tim Walz erklärte, der Bundesstaat und das ganze Land müssten Floyd zu Ehren nun hart daran arbeiten, «systematischen Rassismus» zu bekämpfen. Die Wut hinter den Protesten zeige, dass es um mehr gehe. «George Floyds Tod ist das Symptom einer Krankheit.»
Der Anwalt von Floyds Familie, Benjamin Crump, begrüsste die Ankündigung der Justiz. Die Familie sei dankbar, dass nun alle vier Ex-Polizisten angeklagt und festgenommen seien, erklärte er auf Twitter. Die Angehörigen hatten dies seit Tagen gefordert.
Floyd starb, nachdem Chauvin fast neun Minuten auf seinem Hals gekniet hatte. Chauvin liess auch dann nicht von Floyd ab, als dieser mehrfach stöhnte, er bekomme keine Luft.
«Star Wars»-Schauspieler kämpft mit Tränen
«Star Wars»-Schauspieler John Boyega hat bei einer Kundgebung in London vor Tausenden «Black Lives Matter»-Demonstranten eine sehr emotionale Rede gehalten. Dabei kämpfte der 28-Jährige mit den Tränen. Im Hyde Park forderte der Filmstar die Demonstranten am Mittwoch auf, «lebenslanges Engagement├ zu zeigen und die Bewegung zu nutzen, den langfristigen sozialen Wandel voranzutreiben. Die Menge protestierte gegen den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd, der während eines Polizei-Einsatzes ums Leben gekommen ist.
«Ich warte nicht! Ich bin in diesem Land geboren. Ich bin 28 Jahre alt, in London geboren und aufgewachsen», sagte Boyega, der vor allem als desertierter Sturmtruppensoldat Finn in «Star Wars: Das Erwachen der Macht» sowie in zwei weiteren Filmen der Reihe bekannt ist.
«Jeder schwarze Mensch hier kennt den Moment, in dem ein anderer ihn zum ersten Mal daran erinnert hat, dass er schwarz ist», sagte er in einer emotionalen Rede, bei der er den Tränen nahe zu sein schien. «Ich will, dass ihr versteht, wie schmerzhaft es ist, jeden Tag daran erinnert zu werden, dass deine Rasse nichts zählt», sagte der Sohn nigerianischer Eltern.
Boyega forderte die Demonstranten auf, «so friedlich und organisiert wie möglich zu bleiben». Es ist eine lebenslange Verpflichtung. Wir gehen nicht hierher und hören auf», sagte er. «Wir können uns alle zusammenschliessen, um dies zu einer besseren Welt zu machen. Ich spreche zu euch vom Herzen. Schaut, ich weiss nicht, ob ich danach noch Karriere machen kann», fügte Boyega hinzu, nachdem die Menge applaudiert hatte.
Alle lebenden Ex-Präsidenten verurteilen anhaltenden Rassismus
Nach dem Tod das Afroamerikaners George Floyd und den anhaltenden Protesten haben die vier noch lebenden früheren US-Präsidenten systematischen Rassismus in den USA verurteilt. Jimmy Carter, Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama kritisierten in Stellungnahmen die anhaltende Ungleichheit und die Benachteiligung Schwarzer in den USA. Bei allen klang auch – mehr oder weniger direkt – Kritik an der Regierung von Präsident Donald Trump mit.
Trump hat Floyds Tod mehrfach scharf verurteilt. Ihm wird jedoch vorgeworfen, sich nicht klar gegen Rassismus zu positionieren und nicht genug Verständnis zu zeigen für den Zorn über anhaltende Diskriminierung und Ungerechtigkeit im Land.
Carter: «Wir sind besser als das»
Ex-Präsident Carter erklärte am Mittwoch (Ortszeit), es müsse mehr getan werden, um dem systematischen Rassismus in den USA zu begegnen. «Wir brauchen eine Regierung, die so gut ist wie ihre Bevölkerung, und wir sind besser als das», schrieb der Demokrat. Es sei Zeit, sich gegen Diskriminierung in Polizei und Justiz sowie die anhaltende «unmoralische» wirtschaftliche Ungleichheit aufzulehnen, forderte er.
Geroge W. Bush: «Schockierendes Versagen»
George W. Bush hatte am Dienstag erklärt, es sei ein «schockierendes Versagen», dass viele Afroamerikaner in ihrem Heimatland immer noch Belästigungen und Bedrohungen ausgesetzt seien. «Wie beenden wir systematischen Rassismus in unserer Gesellschaft?» fragte er. Schwarze erlebten die wiederholte Verletzung ihrer Rechte «ohne eine dringliche und adäquate Antwort von Amerikas Institutionen».
Obama: «Jahrzehntelanges Versagen»
Obama – der bislang einzige afroamerikanische US-Präsident – hat sich seit Floyds Tod bereits mehrfach geäussert. Am Mittwoch erklärte er, die von breiten Gesellschaftsschichten unterstützten Proteste seien ein Zeichen der Hoffnung, dass es im Land den Willen zur Veränderung gebe. Am Montag hatte er erklärt, die Proteste seien Ausdruck einer echten und legitimen Enttäuschung über ein «jahrzehntelanges Versagen» bei der Reform von Polizei und Strafjustiz.
Clinton: «Lange Reihe von Tragödien und Ungerechtigkeiten»
Ex-Präsident Clinton hatte am Samstag erklärt, Floyds Tod sei der «jüngste Fall in einer langen Reihe von Tragödien und Ungerechtigkeiten sowie eine schmerzhafte Erinnerung daran, dass die Hautfarbe einer Person immer noch festlegt, wie diese in fast jeder Lebenslage in Amerika behandelt wird». Alle Amerikaner müssten sich gegen Rassismus auflehnen, vor allem aber Politiker müssten Fehler einräumen und Verantwortung übernehmen, forderte er.
Ehemaliger Weggefährte bezeichnet Trump als Spalter
«Donald Trump ist der erste Präsident meines Lebens, der nicht versucht, die Menschen in Amerika zu einen – der nicht mal vorgibt, es zu versuchen. Anstatt dessen versucht er, uns zu spalten. Wir erleben die Folgen von drei Jahren dieser gezielten Bemühungen. Wir sind Zeugen der Konsequenzen von drei Jahren ohne reife Führung.»
Das erklärte der frühere Verteidigungsminister von Präsident Donald Trump, der pensionierte General James Mattis, am Mittwoch im Magazin «The Atlantic» in Folge von Trumps Bemühungen, das US-Militär gegen die zumeist friedlichen Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd einzusetzen. Die Ereignisse dieser Woche hätten ihn «wütend und entsetzt» zurückgelassen, erklärte der 69-Jährige.
Bild: Keystone
Mattis bezeichnete die von Trump gewünschte Militarisierung der Einsätze gegen die Proteste im ganzen Land nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz als unnötigen Fehler. Ein Einsatz der Streitkräfte gegen zivile Proteste drohe, einen Konflikt zwischen Bevölkerung und Militär zu provozieren, warnte er.
Zudem fand er besonders scharfe Worte für den Vorfall vom Montag, als auf Befehl von Trumps Regierung hin ein friedlicher Protest vor dem Weissen Haus gewaltsam aufgelöst worden war, um es Trump zu ermöglichen, sich vor einer nahen Kirche in Szene zu setzen. Er bezeichnete den Vorfall als «Missbrauch der Regierungsmacht».
Trump reagierte über Twitter auf Mattis› Kritik und warf ihm vor, vor allem das Feld der Selbstdarstellung zu beherrschen. Er habe dessen Führungskraft nicht geschätzt und sei froh, dass dieser «weg ist», schrieb Trump.
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Mattis war wegen Meinungsverschiedenheiten mit Trump Anfang 2019 nach zwei Jahren als dessen Verteidigungsminister zurückgetreten, hatte den Präsidenten seither aber nicht öffentlich kritisiert.
Floyd hatte Coronavirus
Der bei einem brutalen Polizeieinsatz getötete Afroamerikaner George Floyd ist einer offiziellen Autopsie zufolge mit dem Coronavirus infiziert gewesen. Die Infektion stand jedoch nicht in Zusammenhang mit seinem Tod, zumal sie seit April bekannt war und er «höchstwahrscheinlich» keine Symptome mehr hatte, wie es in dem am Mittwochabend veröffentlichten Autopsiebericht hiess. Floyds Familie habe der Veröffentlichung zugestimmt, hiess es. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits unter Berufung auf die Autopsie erklärt, dass Floyd am Montag vergangener Woche wegen des brutalen Polizeieinsatzes gestorben war.
Obama sieht Proteste auch als Zeichen der Hoffnung
Der frühere US-Präsident Barack Obama sieht die friedlichen Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz als Chance, Fortschritte im Kampf gegen den «institutionalisierten Rassismus» in den USA zu machen. Es sei beeindruckend und ein Zeichen der Hoffnung, dass sich Menschen aller Gesellschaftsschichten und Hautfarben an den Protesten im ganzen Land beteiligten, sagte Obama am Mittwoch. Die jüngsten Ereignisse seien eine «unglaubliche Chance», weil vielen Menschen bestehende Benachteiligungen erstmals bewusst würden.
Obwohl es vereinzelt Ausschreitungen gegeben habe, halte eine Mehrheit der Amerikaner die Proteste weiter für gerechtfertigt «wegen der Ungerechtigkeiten, die sie gesehen haben», sagte Obama in einer Videoschalte seiner Stiftung. In der Vergangenheit hätten sich vor allem Schwarze und andere Minderheiten an solchen Protesten beteiligt. «Das ist jetzt anders. Man sieht sich diese Proteste an und es gibt einen viel repräsentativeren Querschnitt Amerikas, der friedlich demonstriert», sagte Obama. «Das gab es in 1960er Jahren nicht ... es gibt einen Mentalitätswechsel, eine stärkere Erkenntnis, dass wir Besseres schaffen können», fügte Obama hinzu.
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Die Proteste seien wichtig, um die Lage für «die Mächtigen unbequem zu machen», genauso wichtig sei es aber, für nachhaltige Reformen zu kämpfen. Deswegen sei es wichtig, auf allen Ebenen zu wählen, damit aus Forderungen überprüfbare Gesetze und Vorschriften würden, sagte Obama. Polizei und Justizreformen fänden häufig auf Ebene der Kommunen und Bundesstaaten statt, sagte Obama.
In den USA wird im November ein neuer Präsident gewählt. Bei den Wahlen bleiben oft vor allem jüngere Amerikaner und Minderheiten – die derzeit auf die Strassen gehen – schlicht zuhause. Der Demokrat Obama unterstützt bei der Wahl seinen früheren Vizepräsidenten Joe Biden. Der Republikaner Donald Trump bemüht sich um eine Wiederwahl.
60 Anklagen in LA
Nach mehrtägigen Massenprotesten gegen Polizeibrutalität und Rassismus sind im Raum Los Angeles mehr als 60 Menschen wegen Plünderungen, Raub oder Körperverletzung angeklagt worden. Dies teilte die Staatsanwaltschaft in der kalifornischen Millionenmetropole am Mittwoch mit. Sie unterstütze friedliche Demonstrationen, müsse aber gegen Leute vorgehen, die plündern und zerstören, sagte Bezirksstaatsanwältin Jackie Lacey. Es drohen ihnen bis zu dreijährige Haftstrafen.
Am Mittwochabend (Ortszeit) sollte im Bezirk Los Angeles die vierte nächtliche Ausgangssperre in Folge in Kraft treten. Nach schweren Ausschreitungen und Plünderungen in vielen Geschäftsvierteln am Wochenende waren die Proteste am Dienstag und Mittwoch weitgehend friedlich verlaufen.
Grosser Vorwurf von Floyds Anwalt
Der bei einem brutalen Polizeieinsatz getötete Afroamerikaner George Floyd wurde nach Ansicht seines Anwalts «zu Tode gefoltert». Der 46-Jährige habe um Luft gerungen wie ein Fisch auf dem Trockenen, sagte Anwalt Benjamin Crump am Mittwoch vor Journalisten in Minneapolis. Alle Polizeibeamten, die an seiner Festnahme beteiligt waren, müssten festgenommen und angeklagt werden, forderte der Anwalt. In den USA dürften Schwarze von der Justiz nicht anders behandelt werden als Weisse, forderte der Anwalt. «Die ganze Welt schaut zu», betonte er in Anspielung auf die jüngsten Proteste.
Ein Sohn Floyds, Quincy Mason, sagte bei der Pressekonferenz: «Wir wollen Gerechtigkeit für das, was gerade passiert. Der 46-Jährige Floyd war am Montag vergangener Woche gestorben. Bei dem Polizeieinsatz in Minneapolis hatte einer von vier beteiligten Beamten Floyd fast neun Minuten lang sein Knie in den Nacken gedrückt – trotz aller Bitten Floyds, ihn atmen zu lassen. Floyd war festgenommen worden, weil er verdächtigt wurde, mit einem gefälschten 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben.
Die vier Polizisten wurden nach Bekanntwerden von Videos des Einsatzes entlassen. Der Polizist, der auf Floyd gekniet hatte, wurde inzwischen festgenommen und angeklagt. Der Justizminister des Bundesstaates Minnesota wollte sich US-Medienberichten zufolge noch am Mittwoch zum Umgang mit den übrigen drei Beamten äussern.
Trump rechtfertigt sich
US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Angaben nichts mit dem Einsatz gegen Demonstranten zu tun gehabt, als er sich vom Weissen Haus mit Geleit zu Fuss auf den Weg zu einer Kirche machte und dort mit einer Bibel für Kameras posierte.
Er habe die Räumung der Strecke nicht angeordnet, sagte Trump zwei Tage nach dem Vorfall in einem am Mittwoch gesendeten Radio-Interview des Senders Fox News. «Also, als ich ging, sagte ich nicht, ‹Oh, schiebt sie weg.› Ich wusste nicht, wer dort war.» Als er sich entschieden habe, zu der Kirche zu gehen, habe ihm niemand gesagt, dass dort Demonstranten seien. «Sie sagten, ‹Ja, Sir, wir werden zur Kirche gehen'. Also gingen wir zu der Kirche. Es ging sehr schnell.» Trump widersprach auch der Darstellung von Augenzeugen und Reportern, wonach gegen die friedlichen Demonstranten Tränengas eingesetzt wurde. Das sei nicht der Fall gewesen.
Trump weist auch die Darstellung zurück, er habe am Freitagabend (Ortszeit) angesichts wütender Proteste vor dem Weissen Haus zeitweise Schutz in einem unterirdischen Bunker suchen müssen. Diese Berichte seien falsch, erklärte er im Interview weitet. «Ich bin tagsüber runtergegangen, und ich war für eine winzige, kurze Zeit dort, und es war eher für eine Inspektion.»
Er habe sich den Bunker lediglich «angeschaut», versicherte Trump. «Es gab kein Problem, und dann lese ich darüber, als sei das eine grosse Sache.» Dabei habe es nie ein Problem gegeben. Der Secret Service mache einen grossartigen Job und habe die Lage voll im Griff.
Grossdemo gegen Rassismus in Stockholm
Trotz des Verbots von Versammlungen mit mehr als 50 Teilnehmern haben Tausende Menschen in Stockholm gegen Rassismus protestiert. Die Demonstranten versammelten sich am Mittwochabend zunächst auf dem zentralen Platz Sergels Torg, ehe die Polizei die Versammlung aufgrund der grossen Menschenmenge aufzulösen versuchte.
Unzählige Protestteilnehmer zogen darauf über die grösseren zentralen Strassen der schwedischen Hauptstadt und brachten nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in den USA immer wieder ihre Solidarität mit Schwarzen und der Bewegung «Black Lives Matter» (Schwarze Leben zählen) zum Ausdruck.
Esper lehnt Militäreinsatz ab
Mark Esper, der Chef des Pentagons, hält nichts von einem Truppeneinsatz gegen die Demonstranten, wie ihn Präsident Donald Trump angedroht hat. Die Nationalgarde könne den lokalen Behörden am besten helfen. Der Einsatz von Berufssoldaten im Inland sollte hingegen nur das «letzte Mittel» in den «dringlichsten» und «äussersten» Situationen sein, sagte Esper vor Journalisten in Washington. «Wir befinden uns derzeit nicht in einer solchen Situation.»
Äusserungen von Trumps Sprecherin deuteten darauf hin, dass die Äusserungen des Pentagon-Chefs beim Präsidenten nicht auf grosse Begeisterung stiessen.
Der «Insurrection Act» von 1807 erlaubt es dem US-Präsidenten, unter bestimmten Umständen das US-Militär im Inland einzusetzen, um Gesetzlosigkeit und Aufstände niederzuschlagen. Die Aktivierung dieser Regelung wurde zuletzt diskutiert, nachdem Trump gedroht hatte, die aktuellen Unruhen im Land notfalls mit militärischer Gewalt zu stoppen. «Wenn eine Stadt oder ein Bundesstaat sich weigern, Massnahmen zu ergreifen, die notwendig sind, um das Leben und den Besitz ihrer Bürger zu schützen, dann werde ich das Militär der Vereinigten Staaten einsetzen und das Problem schnell für sie lösen», hatte Trump am Montag angekündigt. Mehrere demokratische Gouverneure hatten empört auf diese Ansage reagiert.
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Sechsjährige Tochter von George Floyd: «Papa hat die Welt verändert»
Die Mutter von Geroge Floyds Tochter Gianna sagte in einem Gespräch mit CNN, dass sie Mühe habe, der Kleinen zu erklären, wie ihr Vater starb. «Mama, irgendetwas passiert mit unserer Familie» habe die Sechsjährige plötzlich gesagt. Auf die Frage, wie sie darauf komme, habe Gianna geantwortet, sie würde dauernd den Namen ihres Vaters im Fernsehen hören. Sie wolle also wissen, wie ihr Vater starb. «Aber alles, was ich ihr sagen konnte, war, dass er nicht atmen konnte.» Im CNN-Video, das in den sozialen Medien verbreitet wird, sieht man die kleine Gianna in den Armen des ehemaligen NBA-Spielers Stephen Jackson – ein Freund von George Floyd – und sie sagt: «Papa hat die Welt verändert!»
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Demonstranten werden mit Contact-Tracing verfolgt
Um die Proteste in den Griff zu bekommen, greifen die US-Behörden teils zu drastischen Mitteln. Wie die amerikanische News-Plattform BGR berichtet, sollen die Demonstranten im Bundesstaat Minnesota per Contact-Tracing überwacht werden.
Der Sicherheitskommissar von Minnesota, John Harrington, erklärte an einer Pressekonferenz, man habe damit begonnen, die Daten der verhafteten Demonstranten auszuwerten und ein Informations-Netzwerk zu schaffen. Ziel sei es herauszufinden, wer die gewalttätigen Demo-Teilnehmer sind, welchen Gruppierungen sie angehören und wie sie untereinander vernetzt sind. Wie diese Daten genau ausgewertet werden, erläutert Harrington nicht. Man gehe dabei aber ähnlich vor wie bei der Rückverfolgung von Corona-Fällen und setze auf Contact-Tracing.
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Tim Walz, Gouverneur des Bundesstaats, sagte am Samstag vor Reportern, circa 80 Prozent der zerstörerischen Chaoten würden nicht aus Minnesota stammen. Dieser Ansicht ist auch der Bürgermeister von Minneapolis, Jacob Frey. Über die Demonstranten sagte er: «Sie kommen grösstenteils von ausserhalb der Stadt und der Region, um alles zu plündern, was wir in den letzten Jahrzehnten aufgebaut haben.»
Eine Analyse von CNN zeigt ein anderes Bild. Demnach sind 80 Prozent der Leute, die im Zusammenhang mit den Protesten zwischen Donnerstag und Samstag ins Gefängnis gebracht wurden, aus Minnesota. CNN stützt sich auf Daten des Sheriff’s Office in Hennepin County, in welchem auch Minneapolis liegt. Da es sich bei den Daten um die Anzahl Eintritte ins Gefängnis handelt, sind dabei jedoch nicht zwangsläufig alle verhafteten Demo-Teilnehmer mit inbegriffen.
Gouverneur von Minnesota entschuldigt sich bei CNN-Reporter
Tim Walz, der Gouverneur des US-Bundesstaates Minnesota, entschuldigte sich bei CNN-Reporter Omar Jimenez und dessen Team für die Verhaftung von vergangenem Freitag. «Ich danke Ihnen für Ihre Professionalität, ihr Verständnis und es tut mir aufrichtig leid, was passiert ist. Uns sind Fehler unterlaufen», sagte er heute im Gespräch mit Jimenez.
Jay-Z schaltet ganzseitige Anzeige für getöteten George Floyd
US-Musiker Jay-Z, 50, hat zusammen mit Anwälten, Aktivisten und Opfern von Polizeigewalt Zeitungsanzeigen im Gedenken an den getöteten Afroamerikaner George Floyd geschaltet.
«Als Widmung an George Floyd» ist die ganzseitige Anzeige mit Auszügen aus einer Rede des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King aus dem Jahr 1965 tituliert. King bekräftigte damals im US-Staat Alabama, für Freiheit und Gerechtigkeit zu kämpfen und die Stirn zu bieten, auch angesichts von Schlagstöcken, Polizeihunden und Tränengas.
Zusammen mit Jay-Z haben unter anderem Angehörige von Afroamerikanern, die bei Polizeieinsätzen ums Leben gekommen sind, die Anzeige unterschrieben. Unterzeichnet wurde sie auch von der Organisation Innocence Project, die sich bemüht, zu unrecht Verurteilte aus Gefängnissen zu holen. Die Anzeigen wurden am Dienstag landesweit in grossen US-Zeitungen veröffentlicht. Dem Sender CNN zufolge sollten am Mittwoch weitere Seiten erscheinen.
Seit Tagen kommt es in vielen US-Metropolen zu Demonstrationen gegen Polizeigewalt, Rassismus und soziale Ungerechtigkeit. Auslöser ist der Tod Floyds in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota am Montag vergangener Woche. Einer von vier beteiligten Beamten hatte dem 46-Jährigen fast neun Minuten lang sein Knie in den Nacken gedrückt.
Tausende protestieren im Londoner Hyde Park gegen Rassismus
In London haben sich Tausende Menschen versammelt, um nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA gegen Rassismus zu protestieren. Die Demonstranten riefen «Das Leben von Schwarzen zählt» und «Keine Gerechtigkeit, kein Frieden», als sie am Mittwoch im Hyde Park ihrer Wut Raum gaben. Viele der Teilnehmer trugen Schutzmasken und waren in Rot gekleidet. Einige hielten Plakate in die Höhe mit Aufschriften wie «Grossbritannien ist nicht unschuldig: weniger rassistisch ist immer noch rassistisch» oder «Wenn Du nicht wütend bist, schaust Du einfach nicht hin». Manche der Demonstranten beschimpften US-Präsident Donald Trump und den britischen Premierminister Boris Johnson in Sprechgesängen. Floyd war am 25. Mai in Minneapolis gestorben, nachdem ein Polizist minutenlang auf seinem Hals gekniet hatte.
«Das hat sich über Jahre aufgebaut, über Jahre und Jahre und Jahre der weissen Vorherrschaft», sagte die 30-jährige Projektmanagerin Karen Koromah. «Wir sind mit unseren Freunden hergekommen, um Alarm zu schlagen, Krach zu machen und Strukturen der weissen Vorherrschaft zu zerstören.» Wenn in Grossbritannien nichts geschehe, werde es dort ähnliche Probleme wie in den USA geben. «Ich will nicht in Tränen ausbrechen», sagte sie über die Bilder aus den USA. «Es bringt mein Blut zum Kochen.»
Johnson zeigte Verständnis für friedliche Proteste. «Natürlich zählt das Leben von Schwarzen, und ich verstehe völlig die Wut, die Trauer, die nicht nur in Amerika empfunden wird, sondern in aller Welt und besonders auch in unserem Land.»
Im Hyde Park warnten viele, Rassismus sei auch in Grossbritannien noch immer ein Problem. «Meine Mutter hat gegen die Apartheid protestiert, das war vor 30, 40 Jahren», sagte der 21-jährige Student Roz Jones aus London. «Es ist ziemlich enttäuschend, dass wir heute hierherkommen mussten, um gegen die gleiche Sache zu demonstrieren wie sie damals vor so vielen Jahren."
«Entscheidung 2020»
Könnten diese Unruhen ein Wendepunkt im Verhältnis zwischen Schwarzen und Weissen sein? Was erlebt Amerika da gerade? Antworten darauf gibt es von USA-Korrespondent Alan Cassidy in einer Spezialfolge von «Entscheidung 2020», dem Podcast von Tamedia zu den Wahlen in Amerika.
US-Militär verlegt Soldaten nach Washington
Demonstranten sind in mehreren US-Metropolen trotz Ausgangssperren wieder auf die Strasse gegangen. In Washington, New York und Los Angeles demonstrierten viele Menschen bis zum späten Dienstagabend weitestgehend friedlich. In New York kam es dem Nachrichtensender CNN zufolge zu einzelnen Fällen von Vandalismus, es gab jedoch keine grössere Ausschreitungen. Die Polizei in New York und in Washington liess Hunderte Demonstranten gewähren, obwohl diese gegen örtliche Ausgangssperren verstiessen.
Zuvor waren am Dienstagnachmittag in vielen US-Städten – darunter auch Atlanta, Denver, New Orleans, Philadelphia, Chicago und Houston – Tausende Menschen auf die Strassen gegangen, um gegen Polizeigewalt, Rassismus, Benachteiligung und Ungleichheit zu protestieren. Der Auslöser der Proteste war Floyds Tod in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota am Montag vergangener Woche. Er soll nach Angaben der Familie am Dienstag kommender Woche in Houston beerdigt werden. Floyd war in der Metropole in Texas aufgewachsen.
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In Washington demonstrierten am Abend erneut Hunderte Menschen vor dem Weissen Haus. Demonstranten skandierten Slogans wie «Wir bewegen uns nicht» und «Scheiss auf Eure Ausgangssperre». Viele hielten auch Plakate der Bewegung «Black Lives Matter» hoch, auf anderen stand «Ich kann nicht atmen» – Worte, die Floyd kurz vor seinem Tod geäussert hatte, als ein weisser Polizeibeamter minutenlang auf seinem Hals kniete.
In New York versuchte eine Gruppe von mehreren Hundert Demonstranten am Abend aus dem Stadtviertel Brooklyn über eine Brücke nach Manhattan zu gelangen, die Polizei schnitt ihnen allerdings den Weg ab. Bis kurz vor Mitternacht kam es dabei aber weder zu Ausschreitungen noch zu massenhaften Festnahmen. In vielen Städten war es zuletzt zu schweren Ausschreitungen und Plünderungen gekommen, weswegen nächtliche Ausgangssperren verhängt wurden. In New York wurde diese inzwischen bis Sonntag verlängert.
Proteste vor Weissem Haus gewaltsam aufgelöst
Vor dem Weissen Haus in Washington hatten Sicherheitskräfte – darunter auch die Militärpolizei – am Montagabend Proteste gewaltsam aufgelöst. Während die Polizei gegen weitgehend friedliche Demonstranten vorging, drohte US-Präsident Donald Trump bei einem Auftritt im Rosengarten des Weissen Hauses mit dem Einsatz des US-Militärs, um den Unruhen ein Ende zu setzen. Er sagte auch, er werde «Abertausende schwer bewaffnete Soldaten» entsenden, um weitere Ausschreitungen in Washington zu stoppen.
US-Justizminister William Barr kündigte an, die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt würden in der Nacht zum Mittwoch noch einmal verstärkt. Das US-Militär erklärte, rund 1600 Militärpolizisten und Infanteristen seien auf Militärstützpunkte rund um Washington verlegt worden, um die Sicherheitskräfte bei Bedarf zu unterstützen.gesetzt.
red/sda/retuers
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