Polizei ermitteltRund ein Dutzend Meldungen zu Missbräuchen in Abtei Saint-Maurice
Das Ausmass der sexuellen Verbrechen in der Abtei Saint-Maurice wird immer klarer. In der vergangenen Woche haben sich erneut mehrere Opfer gemeldet.
Mehr als ein Dutzend Personen haben den Walliser Strafverfolgungsbehörden innerhalb einer Woche mögliche Missbräuche im Zusammenhang mit der Abtei Saint-Maurice oder dem kirchlichen Umfeld gemeldet. Hintergrund sind die Enthüllungen der Medien über Fälle von sexuellem Missbrauch innerhalb der Abtei.
Jede Anzeige werde berücksichtigt, teilten die Staatsanwaltschaft und die Kantonspolizei Wallis am Mittwoch mit. Die angezeigten Tatbestände würden von der Ermittlungsgruppe der Kriminalpolizei analysiert und seien Gegenstand von Untersuchungen.
Diese Gruppe wurde bereits im September eingerichtet, nachdem ein Bericht der Universität Zürich über die in der Schweiz begangenen Missbräuche innerhalb der römisch-katholischen Kirche und deren Vertuschung erschienen war.
Die Staatsanwaltschaft erinnerte daran, dass für die beschuldigten Personen während des Vorverfahrens die Unschuldsvermutung gelte. Ziel dieses Verfahrens ist es, herauszufinden, ob auf dem Kantonsgebiet von Amts wegen verfolgte, unbehandelte und nicht verjährte Taten stattgefunden haben.
Im Rahmen dieses Vorverfahrens begaben sich die Walliser Staatsanwaltschaft und die Kantonspolizei letzte Woche auch in die Abtei Saint-Maurice, um den inzwischen von seinem Posten zurückgetretenen Interims-Abt zu vernehmen. Dieser wird des sexuellen Missbrauchs eines damals volljährigen Novizen beschuldigt. Die Strafverfolgungsbehörden erhielten auch Zugang zu den Archiven.
Laut einem Bericht des Westschweizer Fernsehens RTS sollen etwa zehn Chorherren in Fälle von sexuellem Missbrauch innerhalb der Abtei Saint-Maurice verwickelt sein. In der Pilotstudie der Universität Zürich zählten die Forscher 1002 Fälle von sexuellem Missbrauch seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Ihrer Meinung nach handelt es sich dabei nur um die Spitze des Eisbergs, da die meisten Fälle nicht gemeldet und die Dokumente vernichtet wurden.
SDA/aeg
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