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Sexuelle Übergriffe in Schweizer Kirchen
Weitere Missbrauchsfälle an Abtei Saint-Maurice – Rektor lässt Amt ruhen

Une vue aerienne de l'Abbaye de Saint-Maurice avec en arriere plan le Lycee-college de l'Abbaye de St-Maurice le mercredi 22 novembre 2023 a Saint-Maurice. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
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Der Rektor des Kollegiums der Abtei St-Maurice tritt vorläufig von seinem Posten zurück. Grund sind die Medienberichte über sexuellen Missbrauch, welche die Abtei erschüttern.

Obwohl der Rektor in den kürzlich veröffentlichten Berichten nicht beschuldigt werde, habe er beschlossen, für die Dauer der Untersuchungen der Walliser Justiz von seinem Amt zurückzutreten, teilte das Walliser Bildungsdepartement am Donnerstag mit. Der Rektor habe diese Entscheidung im Interesse der Schule getroffen, damit sie ihre Bildungsaufgaben mit grösstmöglicher Gelassenheit fortsetzen könne.

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Der Interims-Abt, ein Lehrer des Kollegiums, war Anfang der Woche vom Unterricht suspendiert worden. Laut einem Bericht des Westschweizer Fernsehens RTS soll der Kirchenmann vor einigen Jahren einen Novizen missbraucht haben.

Kanton wird aktiv

Der Kanton Wallis setzt nach den Medienberichten zu sexuellem Missbrauch durch Geistliche der Abtei Saint-Maurice VS eine Arbeitsgruppe ein. Sie soll unter anderem Massnahmen zur Qualitätssicherung des Kollegiums der Abtei vorschlagen.

Le Temps berichtete gestern von einem weiteren Missbrausfall im Kollegium, der sich in den 1990ern ereignete. Das Opfer schilderte gegenüber der Zeitung die Details des sexuellen Missbrauchs und forderte eine Aufarbeitung der Vorfälle. Der beschuldigte Kanoniker hat sich am vergangenen Wochenende bei seinen Vorgesetzten und der Justiz selbst angezeigt und zudem Vorfälle gestanden, die sich Mitte der 1970er Jahre in Porrentruy ereigneten.

Arbeitsgruppe soll Vertrauen in Klosterschule wiederherstellen

Eine Projektgruppe soll das Vertrauen in die Bildungsinstitution wiederherstellen: «Die Arbeitsgruppe hat den Auftrag, die Auswirkungen der Enthüllungen auf den Betrieb des Kollegiums zu bewerten und Massnahmen zu empfehlen, mit denen die Qualität, der Fortbestand und die Sicherheit der Einrichtung gewährleistet werden können», schrieb der Kanton in einer Medienmitteilung vom Mittwoch. Ihr Bericht wird bis Ende Februar 2024 erwartet.

Seit der Unterzeichnung einer Vereinbarung zwischen dem Kanton und der Abtei Saint-Maurice im Jahr 2021 liegen die Führung und der Betrieb des Kollegiums in staatlicher Verantwortung. «Die Arbeitsgruppe wird sagen, ob die in diesem Dokument vorgesehene Organisationsform heute noch angemessen ist», sagte der Walliser Bildungsdirektor Christophe Darbellay (Mitte) der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Abtei kommt nicht zur Ruhe

In einem Bericht des Westschweizer Fernsehens RTS war unter anderen der Interimsabt von Saint-Maurice des sexuellen Missbrauchs bezichtigt worden. Er soll einen Novizen missbraucht haben. Der Griechisch- und Lateinlehrer am Gymnasium wurde vom Bildungsdepartement «bis zur Klärung der Fakten» suspendiert. Laut der Walliser Dienststelle für Unterrichtswesen sind die dem Kirchenmann vorgeworfenen Taten nicht mit dem Kollegium verbunden.

Gemäss der am vergangenen Sonntagabend ausgestrahlten RTS-Sendung «Mise au Point» sind neun Priester in Fälle von sexuellem Missbrauch innerhalb der Abtei Saint-Maurice verwickelt. Die meisten der in der Sendung behandelten Fälle ereigneten sich demnach in den Jahren 1995 bis 2005. Im September trat Abt Jean Scarcella in den Ausstand, nachdem er in der Missbrauchsaffäre der katholischen Kirche angeschuldigt worden war.

Von den neun in der RTS-Sendung genannten Fällen sei derzeit nur ein Fall hängig, drei seien in den letzten 20 Jahren entschieden worden, und fünf Chorherren seien seit mehr als 15 Jahren verstorben, hiess es weiter.

Kaum mehr geistliche Lehrer

Das Kollegium spielt eine wesentliche Rolle im gymnasialen Ausbildungsangebot des Kantons Wallis, seit die ehemalige Klosterschule vor rund 200 Jahren in eine halb-öffentliche Bildungseinrichtung umgewandelt worden war. Vor zwei Jahren kam die Schule unter staatliche Verantwortung. Der Kanton kaufte der Abtei das Schulgebäude ab.

Früher bestand der Grossteil des Lehrerpersonals des Kollegiums aus Geistlichen. Heute gibt es von den 100 Lehrern, die an der Schule arbeiten, nur noch drei unterrichtende Chorherren. Rund 1200 Jugendliche besuchen derzeit die Schule mit dem Ziel den Maturitätsausweis zu erlangen.

SDA/sme