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Spionage-Software
Polen gibt Kauf von Pegasus zu

Der Chef der polnischen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski.
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Der Chef der polnischen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, hat den Erwerb von israelischer Spionage-Software des Typs Pegasus durch Polen eingeräumt. Polnische Dienste müssten diese Art von Geräten haben, sagte Kaczynski der Wochenzeitung «Sieci» in einem Interview, das am Freitag in Auszügen veröffentlicht wurde.

Die von dem israelischen Unternehmen NSO entwickelte Pegasus-Software ist in der Lage, sämtliche Daten von damit angegriffenen Mobiltelefonen auszulesen. Ausserdem kann Pegasus unbemerkt Kamera und Mikrofon des Gerätes anschalten.

Auf die Frage, ob die Regierung in Warschau Pegasus zum Abhören von Oppositionspolitikern genutzt habe, antwortete Kaczynski, die Software werde zum «Kampf gegen Verbrechen und Korruption in vielen Ländern» eingesetzt. Dies unterliege der Kontrolle von Gerichten und Staatsanwälten.

In Polen sei «das Überwachungssystem für solche Aktivitäten eines der strengsten in Europa». Die Vorwürfe der Opposition in diesem Zusammenhang bezeichnete er als «viel Lärm um nichts».

Bestätigte Einsätze von Pegasus

Die Forschungsgruppe Citizen Lab mit Sitz in Kanada hatte bestätigt, dass Pegasus unter anderem gegen den Anwalt Roman Giertych, die Staatsanwältin Ewa Wrzosek und den Oppositionspolitiker Krzysztof Brejza eingesetzt wurde, als dieser 2019 den Wahlkampf für die Zentrumspartei Bürgerplattform mitorganisiert hatte.

Kaczynski bestritt einen Einsatz der Software während des Wahlkampfs. Die Opposition habe «verloren, weil sie verloren hat», sagte der Chef der PiS-Partei. «Kein Pegasus, keine Dienste, keine heimlich beschafften Informationen jeglicher Art haben im Wahlkampf 2019 eine Rolle gespielt».

Schockierend, aber nicht überraschend für AI

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte am Freitag, sie verfüge ebenfalls über unabhängige Informationen darüber, dass Brejza anhand von Pegasus ausspioniert worden sei. «Diese Erkenntnisse sind schockierend, aber nicht überraschend», erklärte die Organisation.

Amnesty forderte einen weltweiten Stopp für den Export, den Verkauf, die Weitergabe und den Einsatz von Überwachungstechnologie, «bis ein solider, menschenrechtskonformer Rechtsrahmen geschaffen ist». Der Einsatz der Pegasus-Software in Polen gebe «Anlass zu ernster Besorgnis, nicht nur für Politiker, sondern für die gesamte polnische Zivilgesellschaft».

Oppositionsführer Donald Tusk hatte Ende Dezember eine «tiefe Krise der Demokratie» in Polen beklagt und einen Untersuchungsausschuss zu den Vorwürfen gefordert, nach denen die polnische Regierung mit Pegasus Oppositionspolitiker aushorche.

AFP/nag