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Hunderttausende auf der Flucht
Plünderungen und Kämpfe in zweitgrösster Stadt im Osten Kongos

Ein Soldat der kongolesischen Streitkräfte auf einem Pick-up in Bukavu: Nach Angaben von UNO und kongolesischer Regierung hat die Rebellion in der Gegend mindestens 3000 Menschen das Leben gekostet.
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Nach dem Vorstoss von Rebellen in die zweitgrösste Stadt im Osten Kongos ist es dort zu Plünderungen gekommen. In der Nacht zu Samstag war in Bukavu Geschützfeuer zu hören. Am Morgen harrten die Einwohner in ihren Häusern aus, Geschäfte blieben geschlossen. Kämpfer der Rebellengruppe M23 drangen in Aussenbezirke der Hauptstadt der Provinz Süd-Kivu ein, die etwa 1,3 Millionen Einwohner hat. In einigen Strassen wimmelte es von Menschen, die die Stadt verlassen wollten, und Plünderern, die ihre Beute in Mehlsäcke stopften.

Einwohner flohen zu Tausenden. Die meisten Menschen warteten jedoch in ihren Häusern ab und sahen schockiert, dass verbrannte Leichen auf den Strassen lagen – Opfer der Plünderer, die sich das Machtvakuum zunutze machte, das kongolesische Soldaten mit ihrer Flucht hinterlassen hatten.

Die Soldaten hätten die Munition in Brand gesteckt, die sie nicht mitnehmen konnten, sagte der Einwohner Alain Iragi, der sich in Sicherheit brachte. Berichte und Videos in den sozialen Medien zeigten, wie Fabriken der Region geplündert wurden und sich Gefängnisse leerten. «Es ist eine Schande. Einige Bürger sind verirrten Kugeln zum Opfer gefallen. Sogar Soldaten, die sich noch in der Stadt aufhalten, sind massenhaft an diesen Plünderungen beteiligt», sagte ein 25-jähriger Bewohner eines geplünderten Viertels der Nachrichtenagentur AP.

Rebellenbündnis ruft zur Mässigung auf

Die Kongofluss-Allianz, ein Zusammenschluss von Rebellengruppen, zu denen auch die M23 gehört, machte kongolesische Truppen und ihre Verbündeten aus lokalen Milizen und dem benachbarten Burundi für das Chaos in Bukavu verantwortlich. «Wir rufen die Bevölkerung auf, die Kontrolle über ihre Stadt zu behalten und nicht in Panik zu verfallen», sagte Allianzsprecher Lawrence Kanyuka.

Am Vortag hatte die von Ruanda unterstützte M23 nach eigenen Angaben den Flughafen von Kavumu ausserhalb von Bukavu eingenommen. Örtliche Gewährsleute berichteten, M23-Kämpfer hätten die Gegend rund um den Airport besetzt. Zahlreiche Soldaten seien dabei beobachtet worden, wie sie die Flucht ergriffen hätten.

Die AP konnte zunächst nicht unabhängig prüfen, ob der Flughafen von Rebellen oder Regierungstruppen kontrolliert wird. Das kongolesische Kommunikationsministerium erklärte, die Rebellen hätten gegen die Waffenstillstandsvereinbarungen verstossen und kongolesische Truppen angegriffen, die daran arbeiteten, den Krieg in den Städten und die Gewalt im 30 Kilometer entfernten Bukavu zu verhindern.

70’000 Notunterkünfte zerstört

Bewohner Bukavus flüchteten in die Nachbarkommunen und deckten sich in Erwartung eines weiteren Blutvergiessens mit Vorräten ein. Nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks wurden durch Beschuss und Plünderungen bereits 70’000 Notunterkünfte zerstört, so dass die Vertriebenen nur noch wenige Anlaufstellen haben.

Die M23-Rebellen verfügen über etwa 4000 Kämpfer und gelten als die schlagkräftigste und bekannteste unter mehr als 100 bewaffneten Gruppen, die um die Kontrolle über den an Bodenschätzen reichen Osten Kongos kämpfen. Ende Januar eroberten sie Goma, die grösste Stadt der Region – rund 100 Kilometer von Bukavu entfernt. Die kongolesischen Behörden und internationale Beobachter werfen der M23 sexuelle Gewalt, Zwangsrekrutierung und Hinrichtungen im Schnellverfahren vor.

Nach Angaben von UNO und kongolesischer Regierung hat die Rebellion in der Gegend mindestens 3000 Menschen das Leben gekostet und Hunderttausende zu Vertriebenen gemacht.

DPA/osc