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Playoff-Knüller im Unihockey
Pfannenstiel kommt vor Rekordkulisse nicht durch

Bülach Floorball vs. UHC Pfannenstiel - Weiss 88: Sven Forrer, Rot 4: Luca Dall'Oglio, Rot 3: Nico Derungs - Foto: Roger Hofstetter
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Unter den Pfanni-Fans in Bülach wird kurz vor Spielstart ein Flyer verteilt, und darauf steht es weiss auf rot. Es gibt genau fünf ultimative Fan-Songs, die das Publikum unbedingt kennen muss, einer davon ist «D’ Frida». Und dort heisst der Zweizeiler zum Schluss: «Pfanni olé, Pfanni olé / ich chas chum erwarte, dich i de Nati B spiele z gseh.»

Knapp zwei Stunden später ist klar: Sowohl das lyrische Ich als auch die weit über 100 mitgereisten Pfanni-Fans müssen sich weiter gedulden. Bülach gewinnt 4:2, und die Entscheidung in diesem Final, an der auch das Ticket für die Aufstiegsspiele hängt, wird auf das kommende Wochenende vertagt. Ein Blick in die Runde lässt schliessen, dass nicht einmal die Gäste darob überaus unglücklich sind. Denn die Serie ist eine Fortsetzung in zweierlei Hinsicht wert.

Cup-Schrecke unter sich

In diesem Duell treffen die zwei mit Abstand besten Teams der Liga aufeinander, beide mit einigen ehemaligen Spitzenspielern im Kader. Bülach ist Qualifikationssieger, Pfannenstiel erster Verfolger, es hätte nach 22 Runden auch umgekehrt sein können. Die Konkurrenz jedoch folgt mit Abstand. Zudem hat der Cup gezeigt, dass die beiden Erstligisten auch mit NLB-Teams mithalten können. Bülach warf Spitzenreiter Fribourg aus dem Rennen, Pfannenstiel bezwang Sarganserland und scheiterte erst im Viertelfinal an Basel aus der höchsten Spielklasse.

Auch punkto Publikum stellen Bülach und Pfanni bis hinauf zur UPL gerade die meisten Unihockeyteams der Schweiz in den Schatten. Nur Rychenberg Winterthur, Wiler und Köniz spielen, was die Zuschauerzahlen anbelangt, in einer anderen Liga. 523 Leute kamen für das erste Spiel nach Bülach, 512 am Samstag in die Kirchwieshalle in Egg. Und die jüngste Partie in der Hirslen verfolgten nun sogar 663 Leute.

Volles Haus auch in Egg: 512 Leute sind am Samstag in der Kirchwies beim 5:4-Sieg für Pfanni mit von der Partie.

Die Mischung aus Dorfverein mit Bindung zur lokalen Gemeinschaft und spielerisch sehr gutem Niveau zieht. «Hier rockt Unihockey», sagt Nicolas Edelmann, Marketingchef von Spitzenclub GC, auf der Tribüne in Bülach. Sein Sohn Lucien sitzt an diesem Abend als zweiter Goalie bei Pfanni auf der Bank.

Fast 8800 folgen Pfanni

Pfannstiel wie Bülach haben ein treues Publikum, tun aber auch einiges, um die Ränge zu füllen. Musik, Einlaufkinder, Trommeln, Fahnen und Ratschen gehören genauso dazu wie eine aktuell und kompetent geführte Vereinshomepage. Und im Falle von Pfannenstiel auch ein populärer Instagram-Kanal. Derzeit hat der Verein fast 8800 Follower und ist damit schweizweit die Nummer 1 unter den Unihockeyclubs. Auf virtuellem Terrain hat Bülach mit seinen 1235 Abonnenten demnach keine Chance. Dafür macht ihnen im Umgang mit Scheinwerfern so schnell niemand etwas vor.

Virtuos vertreiben sie in diesem für sie so kapitalen Playoff-Spiel den Turnhallen-Groove gleich zum Start in die hintersten Ecken der Hirslen mit einer rot-blauen Lichtshow, von der sogar Pfanni-Topskorer Florian Nideröst später sagt: «So was gibt einem Spieler für den Moment fast das Gefühl, ein Profi zu sein.» Auffallend viele Leute halten sich im Bülacher Sektor an die Vereinsfarben. Die Gästefans stellen sich verständlicherweise quer. Laut sind sie alle.

Bülach Floorball vs. UHC Pfannenstiel - Foto: Roger Hofstetter

Während die Trommelschläge durcheinanderwirbeln, gibt auf dem Feld zunächst Pfannenstiel den Takt vor. Die Gäste machen sich in der Hirslen breit mit dem Selbstbewusstsein eines Teams, das in der Serie 2:0 in Front liegt. Sie haben in den ersten Minuten mehr Ballbesitz, suchen mit schnellen Querpässen den Erfolg, finden aber nur zweimal den Pfosten. Geradliniger agiert Bülach: Zuerst drischt Luca Dall’Oglio den Ball backhand ins Tor (15.). Keine drei Minuten später legt Topskorer Simon Klingler nach. Und als dann Marco Hottinger mit einem Drehschuss einen weiteren Treffer landet, führt Bülach zu Spielmitte 3:0. Den gleichen Vorsprung zur etwa gleichen Zeit hatte Pfannenstiel in den vorangehenden zwei Partien und gewann, wenn auch knapp.

«Nur no eis Goal, isch nöd so wild»

Ganz ähnlich verläuft die Geschichte auch diesmal. Pfannenstiel reagiert, Nideröst bringt seine Farben wieder heran. Er verwertet einen schönen Querpass von Florian Hafner nur Sekunden nach dem 0:3. Pfanni drückt, doch das Heimteam verteidigt solidarisch. Kurz vor Drittelsende findet dann aber Tim Bartenstein doch noch die Lücke und trifft zum 2:3. «Nur no eis Goal, isch nöd so wild», sagt ein Anhänger in der zweiten Pause. Er irrt sich.

Denn anders als in den Partien zuvor erlaubt sich Bülach kaum Fehler, spielt einfach und verliert in der Schlussphase, in der sich hitzige Zweikämpfe und Trikotzupfer häufen, nicht die Nerven. Pfannenstiel erspielt sich im letzten Drittel zwar durchaus noch Chancen – zu den grössten gehören ein Lattenknaller Markus Kulmalas im Powerplay und Hafners Möglichkeit, die ihm von einem Bülacher überraschend perfekt serviert wird. «Heute wollten sie einfach nicht reinfallen», meint Topskorer Nideröst, der selbst mehrmals weit übers gegnerische Tor zielt und gegen Ende Partie die Hände verwirft. «Es war ein bisschen verknorzt. Das bin ich nicht so gewohnt.»

Bülach Floorball vs. UHC Pfannenstiel - Weiss 25: Florian Nideröst, Rot 67: Simon Klingler - Foto: Roger Hofstetter

Als die Matchuhr exakt bei 55:55 für Pfannenstiels Time-out gestoppt wird, ist keine Zeit mehr für Schnapsideen. Trainer Marc Werner ersetzt Torhüter Patrick Weber erwartungsgemäss durch einen sechsten Feldspieler und versucht so, den Ausgleich auf klassischem Weg noch zu erzwingen. Doch das Heimteam bringt den Sieg schliesslich souverän über die Zeit, dank eines starken Torhüters Patrick Dürst und notabene ohne Christoph Meier. Der Ex-Internationale ist tags zuvor in den letzten Minuten angeschlagen vom Feld gehumpelt und kann wegen einer Muskelverletzung im dritten Spiel nicht mittun.

«Ti amo» statt Aufstiegsspiele

Der Abend endet für Pfannenstiel also nicht in den Aufstiegsspielen, sondern mit dem Bülacher Siegessong «Ti amo». Dass sogar die bis über den Schluss hinaus lautstarken Pfanni-Anhänger für den Schaukler kurz verstummen, ist eine feine Geste.

Während die Spieler noch mit Freunden und Familie auf der Tribüne zusammensitzen, schleppt Pfannenstiels Teamchef Christof Maurer Berge von Fan-Material zu seinem Auto. «Zum Glück habe ich nicht weit», sagt er und meint noch: «Jetzt geht es eben weiter.» Zu Hause in Brüttisellen kann er die Kisten gleich beim Eingang stapeln. Denn in wenigen Tagen braucht er die Fahnen, Ratschen, Glocken und Flyer mit Liedtexten erneut. Am Freitag spielen die beiden Teams bereits wieder in Egg. Und sollten die Bülacher gewinnen, gibt es in dieser Saison einen letzten gemeinsamen Gig – und zwar am Sonntag an der Belle in Bülach.

Bülach Floorball vs. UHC Pfannenstiel - Foto: Roger Hofstetter