«Planet of the Bass» von DJ Crazy TimesAchtung, es droht ein neuer Eurodance-Ohrwurm
Ein Mann rappt mit tiefer Stimme, eine Frau trällert in fehlerhaftem Englisch: Die 50 Sekunden sind ein viraler Hit, bevor das Lied offiziell erschienen ist.
Wie DJ Bobo wohl den Song findet?
Durch die wundersamen Mechanismen von Tiktok und X (eben noch Twitter) wächst mit «Planet of the Bass» gerade ein ernst zu nehmender Mitsinghit heran, der ursprünglich nur ein Witz sein sollte. Der US-Komiker Kyle Gordon hat Ende Juli auf seinen Profilen ein 51-sekündiges Video hochgeladen. Darin ist er mit der New Yorker Schauspielerin und Influencerin Audrey Trullinger in einem Einkaufszentrum zu sehen, beide tragen bauchfrei und 90er-Sonnenbrillen, wie sie gerade wieder gefragt sind.
Sie bewegen ihre Lippen zum Lied «Planet of the Bass», das Gordon unter seinem Spass-Alias DJ Crazy Times produziert hat, zusammen mit einer Sketchschreiberin aus dem Team von Late-Night-Moderator Jimmy Fallon. Es soll klingen wie «jeder Eurodance-Song in den 1990ern», wie Gordon zum Video schreibt. Und das tut «Planet of the Bass»: Gordon rappt mit tiefem Stakkato die Strophe, im Refrain übernimmt die weibliche Stimme, Gordon wirft ein paar Wortschnipsel dazwischen, der Text ist eine Aneinanderreihung von unsinnigem Tiefsinn in fehlerhaftem Englisch.
Da singt die fiktive Biljana Electronica im Refrain: «All of the dream / How does it mean? / When the rhythm is glad / There is nothing to be sad / Danger and dance / Clapping the hands».
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Auch wenn der Komiker beteuert, dass er nicht auf einen viralen Effekt abgezielt habe, rennt er mit dem Lied bei der Generation Tiktok offene Türen ein. Die 90er-Jahre sind modisch zurück, musikalisch liegen sie für die rund Zwanzigjährigen weit genug in der Vergangenheit, dass sie neu klingen. Ein Revival der Musik aus dieser Zeit dürfte nur eine Frage der Zeit sein – Beyoncé hatte 2022 mit der Single «Break My Soul» bereits vorgespurt.
Kyle Gordon glaubt, dass ihm auch der Hype um «Barbie» geholfen hat. Durch den Erfolg des Kinofilms ist der Song «Barbie Girl» von Aqua aus dem Jahr 1997 wieder populär geworden, die Neuinterpretation von Nicki Minaj und Ice Spice gehört zurzeit zu den meistgehörten Liedern weltweit – und damit rückt Eurodance-Musik allgemein wieder in den Fokus.
«Planet of the Bass» ist jedenfalls digital rumgereicht worden. Innert Tagen sammelte das Stück Millionen Aufrufe über verschiedene Plattformen, allein auf X steht der Zähler bei über 90 Millionen. Dabei existiert es erst als 51-Sekunden-Ausschnitt und ist offiziell noch nicht mal erschienen.
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Das Internet funktioniert nervös, so ein Momentum kann schnell verpuffen. Die Beteiligten haben aufgrund der immensen Nachfrage reagiert und eilig den Termin für die amtliche Veröffentlichung auf den 15. August vorgezogen. Dann wird «Planet of the Bass» in voller Länge bei Spotify, Youtube und den weiteren gängigen Musikanbietern verfügbar sein. Gemäss einem Promo-Video ist Komiker Gordon für den Dreh eines neuen Videos extra nach Zagreb geflogen (offenbar sieht der Amerikaner den Balkan als Eurodance-Kernzone: «Ich werde alle Videos nur noch im ehemaligen Jugoslawien drehen»).
Kyle Gordon ist 1992 geboren, er hat die Eurodance-Zeit also als Kleinkind miterlebt. Der 30-Jährige wohnt in New York und arbeitet für erfolgreiche TV-Formate wie «Comedy Central» und «Adult Swim», auf Instagram folgen ihm über 400’000 Menschen, das macht ihn zu einer kleinen Berühmtheit in der Szene.
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Die Kunstfigur DJ Crazy Times hat der Komiker schon vor über zehn Jahren erfunden. Der Song «Planet of the Bass» ist nun als Teil eines Albums entstanden, das im Herbst erscheinen soll. Im Oktober wird Kyle Gordon mit seiner Musik-Comedy auch zum ersten Mal durch England touren – womöglich kommen bald noch einige Termine in nicht englischsprachigen Ländern dazu. Gordons Parodie, die man auch als Hommage an den Eurodance hören kann, ist bislang zweifelsohne sein erfolgreichster Auftritt.
Falls der Song dereinst auch hierzulande noch die Charts erklimmen sollte: DJ Bobo dürfte es mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen. Eurodance lebt wieder. Oder in den Worten von DJ Crazy Times: «Have some noise!»
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