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Pixel 8 Pro im Test
Googles gutes Gespür für Timing

Schnittiges Design: Das Pixel 8 Pro.
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BotTalk

Der Smartphone-Markt ist in den letzten Jahren nur noch brutaler geworden. Smartphones zu verkaufen, ist schon schwierig. Damit Geld zu verdienen, umso mehr.

Immer wieder muss man unweigerlich an die TV-Serie «Game of Thrones» denken. Wenn es jemandem zu gut ging, folgte auf dem Fuss ein so unerwarteter wie brutaler Schicksalsschlag. Als Huawei drauf und dran war, den Marktführer Samsung zu überholen, wurden sie von den USA auf eine Schwarze Liste gesetzt und flogen (mindestens in der westlichen Welt) aus allen Traktanden.

Lange sah es so aus, als könnten Oppo und One Plus vom chinesischen BBK-Konzern davon profitieren und in die Lücke springen. Doch ein Patentstreit mit Nokia hat die Europa-Ambitionen brutal gebremst. Erst vor zwei Wochen hat der Schweizer Importeur alle Mitarbeiter entlassen. Just als so spannende wie lang ersehnte Falt-Handys auf den Markt kommen und die Position als Nummer 3 in der Schweiz sichern sollten.

Der Android-Markt ist ein gnadenloses «Rennen nach unten» geworden. Immer mehr Funktionen zu noch tieferen Preisen sollen Kundinnen und Kunden doch noch zum Kauf verleiten, auch wenn Handys heute so gut sind, dass man sie nicht mehr alle zwei Jahre ersetzen möchte.

In diesem schwierigen Klima und fast zeitgleich mit den Entlassungen beim Schweizer Oppo-Importeur kommt Google aus der Deckung und lanciert die eigenen Pixel-Smartphones in der Schweiz.

Langes Warten auf das Pixel

Seit 2016 hat Google nämlich auch eine eigene Handymarke. Diese wurde immer wieder für ihre gute Software und die guten Kameras gelobt. In die Schweiz kamen sie offiziell aber nie. Wer ein Pixel wollte, musste bei Onlineanbietern ein importiertes Gerät kaufen.

Warum sich Google so lange Zeit liess, ist bis heute unklar. Waren es finanzielle Überlegungen, die vielen Sprachen in der Schweiz, oder hatte der Grosskonzern einfach keine Zeit für das kleine Land?

Fest steht, das Allrounder-Modell Pixel 8 (ab 720 Franken), das Premium-Modell Pixel 8 Pro (ab 1000 Franken) und das Budget-Modell Pixel 7a (ab 470 Franken) sind ab sofort hierzulande erhältlich.

Am besten hat mir im Test die Software gefallen. Hier kann Google alle Trümpfe ausspielen.

Ich habe mir in der Vergangenheit Pixel-Handys immer mal wieder angeschaut, aber nie empfohlen, solange der Hersteller selbst nicht dahintersteht und sie offiziell auf den Markt bringt.

Die letzten zwei Wochen habe ich das Pixel 8 Pro ausführlich getestet und im Alltag genutzt. Kurz: Ich kann das Pixel 8 Pro uneingeschränkt empfehlen. Wer auf der Suche nach einem Premium-Smartphone ist, das einem lange Jahre gute Dienste tut, dürfte daran Freude haben.

Am besten hat mir im Test die Software gefallen. Hier kann Google alle Trümpfe ausspielen. Da die Firma (wie Apple) Software und Hardware bis ins letzte Detail unter Kontrolle hat, fühlt sich das Handy genauso elegant und flüssig an wie ein iPhone. Welche Oberfläche man lieber mag, ist Geschmacksache. Aber wer wie ich die letzten Jahre hauptsächlich mit einem iPhone verbracht hat, wird nichts zu meckern haben. Es wirkt wie aus einem Guss und ist es auch.

Mutige Update-Garantie

Das Beste aber ist Googles Versprechen, das Handy sieben Jahre (!) lang mit Betriebssystem- und Sicherheitsupdates zu versorgen. Das ist ausgesprochen löblich. Freilich muss man dann schauen, wie umfangreich diese Updates in fünf oder mehr Jahren noch sind und welche Funktionen es noch aufs Pixel 8 schaffen. Trotzdem ist diese Update-Garantie eines der besten Argumente für ein Pixel.

Google Pixel 8 and Google Pixel 8 Pro phones are displayed during a Google product launch event in New York on October 4, 2023. (Photo by Ed JONES / AFP)

Natürlich hat Google auch allerhand Software- und Künstliche-Intelligenz-Spielereien auf das Handy gepackt. So kann man etwa bei Gruppenfotos (wenn man ein paar geschossen hat) ganz leicht für jede Person den besten Kopf aussuchen lassen – sodass garantiert alle fröhlich schauen und keiner blinzelt.

Und wer mag, kann sich mit künstlicher Intelligenz Hintergrundbilder erstellen lassen. Das ist alles nett, aber im Alltag kaum entscheidend. Da reicht es einfach, dass das Pixel 8 Pro ein rundum gelungenes und zuverlässiges Smartphone ist.

Top Hardware und ein ulkiger Sensor

Bei der Hardware kann man höchstens kritisieren, dass die Lautsprecher nicht ganz so toll sind, wie man das vielleicht vom iPhone gewohnt ist. Ansonsten ist alles sehr erfreulich: Der Akku hält einen Tag, das Gerät ist sehr flink, der Bildschirm schön, das Design schnittig, und der Fingerabdrucksensor direkt im Display ist ausgesprochen bequem.

Wie erwartet, ist auch die Kamera sehr gut. Wer einfach nur Schnappschüsse machen möchte, wird daran Freude haben, da alles schnell und zuverlässig funktioniert. Man muss keine Ahnung von Fotografie haben oder sich mit Optionen rumärgern, um tolle Fotos und Videos hinzubekommen.

Das Pixel 8 Pro hat einen Temperatur-Sensor. So kann man das Handy auf einen Gegenstand richten und erfährt, wie warm oder kalt dessen Oberfläche ist.

Wer sich auskennt, kann mit dem neusten Pixel aber natürlich noch mehr und dürfte an der tollen Kamera-Hardware und der schlauen Software dahinter auch Freude haben.

Und natürlich darf bei der Hardware eine etwas alberne Spielerei nicht fehlen: Das Pixel 8 Pro hat einen Temperatur-Sensor. So kann man das Handy auf einen Gegenstand richten und erfährt, wie warm oder kalt dessen Oberfläche ist. Ausser als lustiger Partytrick hat sich mir im Test der Sinn dieses Sensors allerdings nicht erschlossen. Klar ist ein Gartengrill heiss und ein Eiswürfel kalt. Aber die Kerntemperatur eines Bratens kann man damit dann doch nicht messen.

Fazit: Wer auf der Suche nach einem neuen Smartphone ist, sollte ab sofort unbedingt auch Google in die Überlegungen miteinbeziehen. Einerseits, weil die Geräte jetzt schon top sind. Andererseits wegen des langen Update-Versprechens. Sieben Jahre ist eine Hausnummer.

Man darf gespannt sein, ob andere Hersteller dem folgen können. Selbst Apple, das bekanntlich sehr lange Updates bietet, aber nie Versprechungen abgibt oder gar Jahreszahlen nennt, könnte da künftig unter Druck kommen, sich etwas verbindlicher zur Langlebigkeit der eigenen Geräte zu äussern.

Ausblick: Dass Google ausgerechnet jetzt mit den Pixelgeräten in die Schweiz kommt, zeugt von einem guten Gespür für Timing. Der Smartphone-Markt ist schwierig geworden und das ruinöse «Rennen nach unten» eine Gefahr für Vielfalt und Wettbewerb.

Der Test des Pixel 8 Pro hat aber auch gezeigt, wie gross der Vorteil ist, wenn man als Hersteller eben nicht nur Hardware, sondern auch Software beherrscht. Da Smartphone-Hardware längst ein Entwicklungsplateau erreicht hat, wird Software immer wichtiger. Und da kann Google (ausser Apple) kein anderer Handyhersteller das Wasser reichen.

Das muss aber nicht so bleiben. Die Hardware-Ambitionen von KI-Firmen wie OpenAI oder Humane zeigen, dass da in absehbarer Zeit ganz neue Konkurrenten den Markt aufmischen möchten.