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Markanter Unternehmer
Pilatus-Patron überraschend verstorben

Oscar J. Schwenk vor dem ersten Schweizer Businessjet PC-24 von Pilatus in Stans.
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Oscar J. Schwenk war eine der prägendsten Wirtschaftspersönlichkeiten der Schweiz in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Nun ist er am Samstag 78-jährig verstorben, wie Pilatus Aircraft bestätigt. Genauere Informationen gibt das Unternehmen noch nicht bekannt.

In einer Mitteilung an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Montagmorgen schrieb die Unternehmensleitung, Schwenk sei am Samstag friedlich eingeschlafen. Der Tod kam offenbar völlig überraschend. Denn in der Mitteilung hiess es, am gleichen Tag sei der langjährige Patron noch am Heuen gewesen.

Um klare Worte war Schwenk in seiner Laufbahn nie verlegen gewesen. Auch nicht Richtung Bern. Dies zeigte sich vor allem in einem Streit mit dem Aussendepartement rund um die Aktivitäten von Pilatus in Saudiarabien und den Arabischen Emiraten vor einigen Jahren. Das Departement sprach damals ein Geschäftsverbot gegen Pilatus aus, weil es das sogenannte Söldnergesetz verletzt sah.

Schwenk sprach daraufhin von einer bösen Verfügung und übte auch persönliche Kritik an Aussenminister Ignazio Cassis. Schwenk und Pilatus zogen vor das Bundesverwaltungsgericht, verbunden mit der Drohung, das Militärgeschäft des Unternehmens ins Ausland zu verlagern. Aber das mussten sie nicht, denn Pilatus siegte.

Eine Leben für Pilatus

Der Ingenieur war bereits 1979 zu Pilatus gekommen, 1994 übernahm er die Geschäftsleitung, ab Juli 2006 gleichzeitig das Verwaltungsratspräsidium. 2013 gab er die Geschäftsleitung ab, im April 2021 auch das Verwaltungsratspräsidium. Sein Nachfolger wurde Hansueli Loosli, der ehemalige Präsident von Coop und Swisscom. 

Den Entscheid, sich zurückzuziehen, habe er schon mehrmals forciert, sagte Schwenk damals. «Aber die Firma war noch nicht so weit.» Das sei nun anders: «Wir haben inzwischen alle Flieger im Angebot, die wir wollen, ein gut gefülltes Bestellbuch und mehr als genug finanzielle Reserven.»

In seiner Zeit prägte er die Geschicke des Flugzeugherstellers massgeblich. Er baute das Unternehmen von einem auf Zulieferarbeiten fokussierten Betrieb zu einem Flugzeugwerk mit einer klaren Produktstrategie um. Und die lautete: die besten Flugzeuge in ihrer Nische zu bauen.

Dazu gehören das Turboprop-Flugzeug PC-12, das militärische Trainingsflugzeug PC-21 und der erste Schweizer Businessjet PC-24. Alleine im vergangenen Jahr lieferte Pilatus weltweit 133 Flugzeuge aus und wies einen Bestellbestand von 2,4 Milliarden Franken auf. 

Unter Schwenk wuchs das Unternehmen beständig. Zurzeit beschäftigt es mehr als 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was das Unternehmen zu einem der grössten Arbeitgeber der Zentralschweiz macht. 2021, als Schwenk die Führung abgab, erzielte Pilatus einen Umsatz von 1,3 Milliarden Franken.

Persönliches Risiko

Gemäss Kennern besass Schwenk selbst weit mehr als den üblichen kleinen Aktienanteil eines Topmanagers und Verwaltungsratsmitglieds. Schwenk selber wollte die genaue Höhe seines Anteils nie nennen. Er soll im tiefen zweistelligen Prozentbereich gelegen haben. Schwenk ging also einiges an Risiko ein.

Pilatus war für ihn eben eine Herzensangelegenheit, an die er glaubte. Immer wieder war über einen Börsengang von Pilatus spekuliert worden. Schwenk war jedoch ein erklärter Gegner davon.  

«Pilatus ist wie eine Familie, da kann man nicht einfach davonlaufen.»

Oscar J. Schwenk 2021

Kurz vor seinem Abschied sagte er der Luzerner Zeitung, dass er dem Unternehmen auch nach der Zeit im Verwaltungsrat erhalten bleiben wolle: «Pilatus ist wie eine Familie, da kann man nicht einfach davonlaufen.» Auf welche Weise genau er dem Flugzeughersteller treu bleibe, liess er damals noch offen.

Bekannt war, dass er in Australien eine Zucht für Angusrinder betrieb, der er sich vermehrt widmen wollte. 2010 hatte Schwenk zudem die Mineralquelle Bad Knutwil AG erworben.