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Von misogyn bis woke
Macho, Muskeln, Meditation: 9 Influencer, die Männlichkeit definieren

Mann mit Sonnenbrille sitzt in einem ausgebrannten Autowrack in einer Wüstenlandschaft.
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Das binäre Konstrukt von weiblich-männlich gilt vielerorts als überholt. Doch Männlichkeit wird derzeit stark diskutiert: Mark Zuckerberg, der neuerdings Kampfsport macht und Goldketteli trägt, forderte jüngst mehr «männliche Energie» in Firmen. Elon Musk twitterte, dass Männlichkeit mit der Wiederwahl von Donald Trump «ein Comeback» erlebe.

Aber was bedeutet «männlich» denn? Dieser Frage gehen in den sozialen Medien sogenannte Manfluencer nach – und ihre Antworten sind sehr unterschiedlich. Was sie eint (neben dem fitten Body): Sie wollen vorleben, wie man heutzutage Mann sein kann, vor allem für junge Männer, die nach Orientierung suchen. Hier ist ein Querschnitt durchs Feld der Manfluencer.

Hasan Piker: Der linke Gamer

  • Wichtigster Kanal: Twitch

  • 8,2 Millionen Follower

  • «Werden Männer immer dümmer? Ja, werden wir.»

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Äusserlich ist der Sozialist nicht zu erkennen. Hasan Piker trägt Apple Watch und Markenkleidung, fährt einen Porsche, zeigt gern den über Jahre aufgepumpten Körper, so viel Selbstdarstellung soll sein. Doch Piker ist politisch ziemlich weit links aussen. Er referiert über «Klasse», «die verlorene Linke» oder «toxisches Verhalten» und hat sich genau damit einen Namen gemacht auf einer für junge Männer sehr wichtigen Plattform: Twitch. Dort treffen sich Gamer und streamen stundenlange Sessions, so auch Piker.

Der 33-Jährige mit türkischen Wurzeln ist auf Twitch fast täglich mehrere Stunden online, manchmal gamt er, mehrheitlich spricht er und platziert immer wieder bissige Kommentare zum politischen Geschehen und zu Männlichkeiten. Zum Rechtsrutsch bei jungen Männern sagt er: «Der Punkt ist doch: Werden Männer immer dümmer? Ja, werden wir.» Dazu blendet er eine Bildungsstatistik ein.

Piker kritisiert den aggressiven Umgang unter Twitchern («Es kann nicht sein, dass wir immer wieder dort landen»), um im nächsten Satz dann über «Grand Theft Auto 5» zu reden. Diese Nebenher-Aufklärung zieht: Auf den grössten Plattformen kommt er insgesamt auf 8,2 Millionen Follower.

Jordan Peterson: Der obskure Psychologe

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Er gilt als einer der weltweit bekanntesten und umstrittensten Intellektuellen: Jordan Peterson, ein kanadischer Psychologe, der unter anderem an der Harvard-Universität und an der Universität in Toronto gelehrt hat. Seine Podcasts und Youtube-Videos, in denen er rhetorisch versiert gegen politische Korrektheit, Feminismus und Genderpolitik schiesst, gehen regelmässig viral.

Auf den grossen Social-Media-Plattformen folgen dem Medienphänomen heute zusammengerechnet rund 26 Millionen Menschen. Vor allem bei jungen weissen Männern und der amerikanischen Alt-Right-Bewegung kommt Peterson gut an.

Denn der fast väterlich wirkende Psychologe sieht sich auch als Retter der «verlorenen» Männlichkeit. In seinem internationalen Bestseller «12 Rules for Life: An Antidote to Chaos» moniert Peterson, dass Jungen in der modernen Welt leiden würden. Sein Rat: «Reiss dich zusammen!» Konkret empfiehlt Peterson, mehr Ordnung, Struktur und Disziplin in den Alltag zu bringen.

Doch auf banale Selbsthilfetipps («Räum dein Zimmer auf!», «Steh jeden Morgen zur selben Zeit auf!») folgen bei ihm schnell sehr radikale Vorschläge: Als ein selbst ernannter Incel (unfreiwillig alleinstehender Mann) 2018 in Toronto bei einer Amokfahrt zehn Menschen tötete, schlug Peterson vor, dass «enforced monogamy», also «erzwungene Monogamie» solche Gewalttaten verhindern könnte.

Neil Shyminsky: Der humorvolle Faktenchecker

  • Wichtigster Kanal: Tiktok

  • 731’000 Follower

  • Maskulinität und Comics

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Englisch-Professor Neil Shyminsky, auch bekannt als «Professor Neil», kontert in Tiktok-Videos halbgare Argumente aus der Manosphäre mit historischen Fakten und einer Prise Humor.

Zur beliebten Aussage, dass Männer «früher männlicher waren», geht Shyminsky etwa bis ins 19. Jahrhundert und sogar zu Hippokrates zurück, um zu zeigen, dass diese Behauptung schon seit 2400 Jahren zirkuliert. Dank seinen süffisanten Repliken hat der Kanadier auf Tiktok zahlreiche Fans gewonnen. Shyminsky spricht aber auch regelmässig über aktuelle Themen, etwa über den Fall Gisèle Pelicot und die weitreichende Banalisierung von sexueller Gewalt.

Seine Berufung fand der Professor übrigens, weil er von Kind auf fasziniert von Superhelden wie Wolverine war – bis er Soziologie und Politologie studierte und merkte, dass der unsterbliche X-Man doch nicht so ein grosses Vorbild ist. Seither forscht Shyminsky zum Thema Maskulinität, insbesondere in Zusammenhang mit Comics.

Jack Donovan: Der archaische Aussteiger

  • Wichtigster Kanal: Bücher («The Way of Men»)

  • 83’000 Follower

  • Jagen, trommeln, schreien, sägen, Feuer machen

Muskulöser, tätowierter Mann mit Bart sitzt auf einem Felsen in einem bewaldeten Gebiet und hält die Hand nach oben.

Er mache «men stuff», Männerzeug, erklärte Jack Donovan mal in einem Podcast. Der US-Amerikaner steht für eine besonders archaische Männlichkeit ein.

Donovan ist der Ansicht, dass sich Männer am besten untereinander in kleinen Gruppen arrangieren, in «Stämmen», wie er es nennt, und dort tun, «was sie schon immer getan» hätten: jagen, trommeln, schreien, sägen, Feuer machen. Er hält weltweit Camps ab, Wüsten, Berge und die Sonne spielen dort eine wichtige Rolle.

Donovan hat vier Bücher veröffentlicht, die ihn zu einer Ikone rechter Maskulinisten gemacht haben. «The Way of Men» von 2012 hat sich mehrere Hunderttausend Mal verkauft. Sein Geld verdient er auch als Redner, seine teils gewaltverherrlichenden Bücher und Fanartikel bewirbt er offensiv. Er ist homosexuell, aber betont, dass er sich nicht über seine sexuelle Orientierung definieren lasse. Wichtiger sei sein Beitrag zu den Männergemeinschaften.

Kürzlich verabschiedete er sich zwischenzeitlich von Instagram, wo ihm 50’000 Menschen folgen. Er habe keine Lust auf «das Content-Hamsterrad» (womöglich sind aber auch die Zahlen zu wenig schnell gestiegen). Er wolle sich «seinem Handwerk» widmen, will sagen: ein neues Buch schreiben.

Sebastian Tigges: Der feministische Dad

  • Wichtigster Kanal: Instagram

  • 126’000 Follower

  • «Väter müssten ihre 50 Prozent aktiv einfordern»

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Sebastian Tigges war mal Anwalt in einer Berliner Grosskanzlei. Heute ist er hauptberuflich Papa-Influencer und kümmert sich verstärkt um die Kinder, was früher zu kurz kam. Der Vater von zwei Kindern macht mit seiner Frau, Schauspielerin Marie Nasemann, einen Podcast, in dem sie über die Herausforderungen des Elternseins sprechen. Mittlerweile hat RTL das Format aufgekauft und Tigges seinen Anwaltsjob hingeschmissen.

Seine Hauptanliegen, die er mit einer Handvoll deutscher Papa-Influencer teilt: die Vaterrolle neu und gleichberechtigt zu denken. Väter müssten ihre 50 Prozent «aktiv einfordern», sagt er, aber eben auch die Mütter unterstützen, wo sie können. Dazu gehören die grossen Familienthemen: Mental Load aufteilen, bezahlbare Kinderbetreuung fördern, psychisch gesund bleiben. Für Tigges hören die Männerthemen nicht mit Vaterschaft und Gleichberechtigung auf: Er spricht auch über seine Depressionen. Oder seine Liebe zu klassischen Anzügen.

Tigges und seine Partnerin berichten aus einer privilegierten Position, was nicht nur gut ankommt – sie nehmen auch mal eine Nanny in Anspruch oder ziehen im Winter für ein paar Monate an einen wärmeren Ort, aktuell ist die Familie auf Mallorca. Aber genau das gibt auch Raum für das Engagement.

Alex George: Der Ganzheitliche

  • Wichtigster Kanal: Instagram

  • 3,2 Millionen Follower

  • «Kümmere dich um deine psychische Gesundheit»

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«Here to build your mental fitness», steht bei Alex George im Instagram-Profil, direkt unter der Followerzahl von 2,2 Millionen. Das Mentale zuerst, also.

George hat Medizin studiert und ist 2018 mit der Teilnahme bei der Reality-Show «Love Island» im britischen Fernsehen bekannt geworden. Seither hat er sich zum Allgemeinmediziner ausbilden lassen, eine Mental-Health-App und einen Podcast gestartet. Er will Männer generell gesünder machen, spricht über die Folgen von Alkoholkonsum, erklärt, warum er wieder Antidepressiva nimmt – und ist dafür auch auf OnlyFans unterwegs. Tragischer Hintergrund: 2020 hat er seinen Bruder durch Suizid verloren.

George amtet seit Jahren als «Botschafter für psychische Jugendgesundheit» im britischen Bildungsministerium und hat zwei Ehrendoktortitel erhalten. Und so wirkt es eben auch ganz anders, wenn Dr. George sagt: Mach Sport, iss gesund. Denn auch er hat seinen Körper in Form gebracht, das schon.

Andrew Huberman: Der Biohacker

  • Wichtigster Kanal: Podcast (Huberman Lab)

  • 15,6 Millionen Follower

  • Selbstoptimierung in allen Lebensbereichen

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Für Andrew Huberman ist der Körper eine Art Medium, um Männlichkeit zu erlangen. Das erzählt der amerikanische Neurowissenschaftler jedenfalls in seinem Podcast namens Huberman Lab. Das Format, das sich auf Themen wie Gesundheit, Fitness, mentale Stärke und Neurobiologie fokussiert, gilt als eines der erfolgreichsten weltweit.

Im Vordergrund steht beim Wellness-Guru die Selbstoptimierung in allen Lebensbereichen – auch was Männlichkeit anbelangt. Dabei preist Huberman in seinem Podcast teure Nahrungsergänzungsmittel an oder schlägt vor, Zeit in der Sonne zu verbringen, um den Testosteronspiegel zu steigern.

Seine Biohacking-Tipps gelten auch als umstritten. Hubermans Kritiker bezeichnen seine Inhalte als pseudowissenschaftlich, da er wissenschaftliche Erkenntnisse oft stark vereinfache oder verallgemeinere.

Rory Bradshaw: Der Yogalehrer

  • Wichtigster Kanal: Instagram

  • 215’000 Follower

  • Muskulöse, aber entspannte Männlichkeit

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Bradshaws Zugang zu seinem männlichen Publikum geht über den Körper.

Er postet Fitnessvideos aus dem Gym, zeigt, wie er 100-Kilogramm-Hanteln stemmt. Aber Bradshaw findet Stretching genauso wichtig und gibt Yogastunden, unter anderem in Gefängnissen, wo er die Insassen dazu bringt, die «Puppy-Pose» einzunehmen und ihre «übertrainierten Schultern zu öffnen».

Männliche Klischees zerrupft Bradshaw auch in den gesprochenen Kommentaren zu seinen Videos, wenn er zum Beispiel bei einer Wanderung sagt, dass er froh sei, dass er seiner Frau den Weg mansplainen konnte, aber es leider keinen krassen Gipfel zu erobern gab. Eine muskulöse, aber stets entspannte Männlichkeit, die sich selbst nie zu ernst nimmt.

Barrett Pall: Das aktivistische Model

  • Wichtigster Kanal: Instagram

  • 673’000 Follower

  • Anführer der Love Army

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Barrett Pall ist viele Dinge: Model, Lebenscoach und Queer-Aktivist. Schlagzeilen machte Pall erstmals, als er 2018 im Zuge der #MeToo-Bewegung prominente Modefotografen der sexuellen Belästigung beschuldigte, dabei wurde er unterstützt von anderen männlichen Models.

Was als Mission begann, seine Berufskollegen dazu zu ermutigen, über ihre Erfahrungen in der Modeindustrie zu sprechen, hat sich zu etwas viel Grösserem entwickelt: Auf Instagram, wo ihm mittlerweile fast eine halbe Million Menschen folgen, die sich auch als «Love Army» bezeichnen, setzt sich Pall gegen toxische Männlichkeit ein. Wie Pall immer wieder betont, schadet diese nämlich nicht nur Frauen – sondern vor allem den Männern selbst.

Um destruktive Verhaltensweisen aufzuzeigen, wedelt der Aktivist in seinen Videos wild mit einer roten Flagge, wenn Männer auf Social Media frauenfeindliche Witze reissen oder sexuelle Gewalt verharmlosen. Pall möchte jedoch nicht nur anprangern, sondern propagiert eine Männlichkeit, bei der Männer ihre Emotionen zeigen und von Genderstereotypen abweichen dürfen. Dabei gibt der Aktivist auch Ideen an Eltern, wie sie «bessere Männer» erziehen können.