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Meinung

Persönliche Analyse
Elon Musks Juden-Tweet: Ist es Zeit, Twitter jetzt zu verlassen?

Er sei zwar kein Antisemit, aber …: Elon Musk an einer Technologie-Konferenz in Paris im Juni 2023.
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Twitter war das soziale Netzwerk, an dem mein Herz hing. Die Zuneigung entflammte nicht sofort. Nachdem ich mich am 14. Januar 2009 angemeldet hatte, verhielt ich mich erst einmal passiv. Doch bald packte mich die Aufbruchstimmung: Bürgerjournalismus! Demokratisierung der Medien! Der Arabische Frühling! Schwarmintelligenz! Daran musste und wollte ich teilhaben.

Diese Luftblasen platzten, eine nach der anderen. Natürlich, weil unsere Erwartungen überzogen waren – und weil soziale Medien viel schwieriger zu führen sind, als wir in unserer Naivität geglaubt hatten. Die Idee des globalen Marktplatzes würde ich auch 2023 nicht abschreiben. Doch bei Twitter stehe ich kurz davor.

«Es wäre ihnen fast gelungen, X/Twitter zu töten»

Bei diesem einen Tweet von Twitter-Chef Elon Musk kam mir die Galle hoch: Er erklärt zuerst, er sei kein Antisemit, nur um dann zu schreiben: «Unsere US-Werbeeinnahmen sind immer noch um 60 Prozent zu niedrig, vor allem aufgrund des Drucks auf die Werbetreibenden durch ADL (das sagen uns die Werbekunden), sodass es ihnen fast gelungen wäre, X/Twitter zu töten!» Mit ADL ist die Anti-Defamation League gemeint, eine Organisation, die sich gegen Judenfeindlichkeit einsetzt.

Es gibt viele Gründe, keine Anzeigen bei Twitter zu schalten. Eine wichtige Ursache scheint mir Musks Führungsstil zu sein, der die Nutzerschaft genauso verschreckt wie die Werbekunden. Dafür zur Hauptsache eine jüdische Organisation verantwortlich zu machen, wäre nur mit glasklaren Beweisen zulässig. Doch bei dieser pauschalen, nicht weiter belegten Botschaft an die Welt bleibt nur das alte Stereotyp des Juden als Sündenbock übrig, das in der Propaganda der Nationalsozialisten so wichtig war.

Ob Elon Musk es nicht besser weiss oder das absichtlich macht, ist für meine Gefühlslage komplett egal. Wenn er zu meinen Freunden oder Bekannten gehört hätte, wäre diese Beziehung jetzt zu Ende. Also liegt es auf der Hand, das Twitter-Konto zu löschen, oder? Und sollte ich nicht auch Bekannte und Freundinnen dazu aufzufordern, es mir gleichzutun? Das habe ich mir ernsthaft überlegt. Doch auch wenn ich meine alte Social-Media-Heimat kaum wiedererkenne, will ich sie nicht den Leuten überlassen, die Musk unkritisch Beifall klatschen. Und so habe ich mich für einen anderen Weg entschieden:

Nutzerinnen und Nutzer abzügeln

Erstens werde ich versuchen, interessante Gespräche zu verlagern und gute Twitter-Freundinnen und -Freunde nach Mastodon, Bluesky oder Post.news zu lotsen. Twitter-Alternativen gibt es mehrere. Und dieser Beitrag hier wird mir helfen, meinen Wunsch zu begründen, wenn jemand den Aufwand scheut oder die Notwendigkeit infrage stellt.

Dem Chef widersprechen

Zweitens engagiere ich mich bei den kollektiven Anmerkungen (Community Notes): Das ist ein Mechanismus, um einseitige, falsche oder irreführende Tweets mit sachlichen Informationen zu ergänzen. Typischerweise sind sie von einem Link begleitet, der über eine möglichst neutrale, wissenschaftliche Quelle Kontext liefert. Um sich zu beteiligen, beginnt man damit, vorhandene Anmerkungen zu bewerten. In einem nächsten Schritt darf man seine Einschätzung zu noch unveröffentlichten Kommentaren abgeben und so zur Freischaltung beitragen. Damit wiederum verdient man sich das Recht, auch eigene Anmerkungen zu verfassen.

Auch Musks Tweets werden immer mal wieder durch solche Anmerkungen ins rechte Licht gerückt. Und ja, man fühlt sich wie Don Quijote, der gegen Windmühlen kämpft. Man sieht, dass es Versuche gibt, diese Community Notes zu unterwandern. Aber es ist wichtig, dass der Twitter-Chef nicht unwidersprochen bleibt.

Nur noch einem Account folgen

Drittens ein Vorschlag: Statt Twitter den Rücken zu kehren, sollten möglichst viele Menschen, die bisher nicht bei Twitter sind, sich dort anmelden. Folgen Sie einem einzigen Account: @AuschwitzMuseum. Dieser Account erinnert an deren Geburtstag an Menschen, die ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert worden und dort gestorben sind.

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