UBS-Paukenschlag in der Nacht: Ermotti geht, neuer Chef ernannt
Jetzt gings doch schnell: Die Schweizer Grossbank wechselt die Spitze aus.
Sergio Ermotti räumt Ende Oktober den Chefsessel bei der UBS. Das Ruder übernimmt dann der Niederländer Ralph Hamers, der bislang die niederländische Bank ING leitet.
«Nach fast einem Jahrzehnt als CEO ist der Augenblick gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen – für die Bank und auch für mich», schrieb Ermotti in einer persönlichen Erklärung an die Mitarbeiter. «Es gibt nie einen richtigen Zeitpunkt, um einen Traumjob hinter sich zu lassen. Aber alles geht einmal zu Ende.» Er werde eine reibungslose Übergabe an seinen Nachfolger sicherstellen.
Die Berufung von Hamers ist eine Überraschung und gilt als das Werk von UBS-Präsident Axel Weber (lesen Sie hier unsere Kritik dazu). Der Niederländer wird per 1. September 2020 als Mitglied der Konzernleitung zur UBS stossen.
Neuer Chef gilt als Digitalisierungs-Experte
Der 53-jährige Niederländer leitet die ING seit Oktober 2013, er arbeitet bereits seit dem Jahr 1991 bei dem niederländischen Finanzriesen. Wie die UBS musste ING im Zuge der Finanzkrise vom Staat aufgefangen werden. Er restrukturierte die Bank um, die ING konnte die Staatshilfen komplett zurückzahlen.
Aus der UBS wird bereits Kritik an der Benennung des Niederländers laut, denn ING ist vor allem eine Retailbank und kein Vermögensverwalter wie die UBS. Allerdings hat ING den Ruf in Sachen digitalem Banking ein Vorreiter zu sein. Diesen Punkt betonen auch Analysten: «ING wird heute als eines der besten Beispiele für die digitale Innovation im Bankensektor angesehen», kommentierte Andreas Venditti, Bankanalyst bei der Privatbank Vontobel.
UBS-Präsident Weber erklärte, Hamers sei der richtige CEO für die Grossbank. Er sei ein erfahrener und angesehener Banker mit einem guten Leistungsausweis beim digitalen Umbau. «Angesichts der fundamentalen Änderungen in der Finanzindustrie ist Ralph die richtige Person, um die weitere Transformation der UBS zu leiten», erklärte Weber.
ING nicht frei von Skandalen
ING ist vor allem eine Privatkundenbank und vertreibt Sparprodukte, Hypotheken und Kredite. Daneben betreibt die niederländische Bank auch Firmenkundengeschäft mit Krediten, Finanzierungen und Zahlungsverkehrslösungen. Die Bank ist in über 40 Ländern aktiv, beschäftigt 53 000 Mitarbeiter und erwirtschaftet im vergangenen Jahr einen Nettogewinn von 4,7 Milliarden Euro.
Die Amtszeit von Hamers bei ING war indes nicht frei von Skandalen: Im Herbst 2018 willigte die Bank einem Vergleich über 775 Millionen Euro zu, um ein Strafverfahren wegen Geldwäsche beizulegen. Die Behörden warfen der grössten Bank der Niederlande vor, zwischen 2010 und 2016 zu wenig gegen Geldwäsche getan zu haben. «Das Ergebnis war, dass Kunden jahrelang ING Bankkonten weitgehend ungestört für kriminelle Aktivitäten nutzen konnten», erklärte damals die Staatsanwaltschaft. Der Skandal kostete dem langjährigen ING-Finanzchef Koos Timmermans den Job.
Hamers blieb und machte sich fortan als lauter Kritiker der Negativzinspolitik der EZB einen Namen. Er zählte auch zu den Kritikern von Bonus-Grenzen. 2018 wollte ING sein Gehalt um 50 Prozent erhöhen, musste aber nach einem öffentlichen Aufschrei wieder zurück krebsen. Zuletzt verdiente der Niederländer 1,75 Millionen Euro, die Boni sind in den Niederlanden per Gesetz auf 20 Prozent des Fix-Gehalts begrenzt.
Bei der UBS darf Hamers auf einen saftigen Gehaltssprung hoffen. So verdiente Noch-Bank-Chef Ermotti im Jahr 2018 die Summe von 13,8 Millionen Franken.
Ermotti hat auf Vermögensverwaltungsbank fokussiert
Der Rückgriff auf einen externen Kandidaten kann letztlich auch als Ausdruck des Scheiterns gesehen werden. Denn Noch-Chef Ermotti führt die Bank seit November 2011. Trotz der langen Zeit ist es der Bankführung offenbar nicht gelungen, einen geeigneten Nachfolger oder Nachfolgerin intern aufzubauen. Als ein heisser Anwärter auf die Ermotti-Nachfolge galt der frühere Investmentbank-Chef Andrea Orcel. Doch er verliess die UBS, um als Chef bei der spanischen Santander anzuheuern, was allerdings scheiterte.
Im Juli heuerte Iqbal Khan als neuer Leiter der Vermögensverwaltung der UBS an. Dank seiner Erfolge in dieser Funktion bei seinem früheren Arbeitgeber, der Credit Suisse, wurden Khan Chancen auf die Ermotti-Nachfolge eingeräumt. Nun geht er leer aus.
Ermotti - Bank muss die Strategie umsetzen
Ermotti hat in seiner Amtszeit die UBS strategisch als Vermögensverwaltungsbank fokussiert und das volatile Investmentbanking zusammen gestrichen, um die Bank risikoärmer zu machen. Mit rund 2,5 Billionen Franken verwalteter Vermögen ist die UBS die grösste Vermögensverwaltungsbank der Welt.
Ermotti selbst sieht die Bank in einer guten Verfassung. «Wir haben die richtigen Leute, die richtige Strategie und die richtigen Ziele», erklärte er. Nun gehe es darum, diese Strategie umzusetzen. «Das ist das absolut Wichtigste», schrieb er.
Offen ist, welche Zukunftspläne Ermotti nun hat. In seiner Abschiedsmail an die Mitarbeitenden schreibt er etwas kryptisch, es sei für ihn Zeit «ein neues Kapital aufzuschlagen». Erwartet wird, dass Ermotti nach einer Abkühlphase im Jahr 2022 Axel Weber als Präsident der UBS nachfolgen wird. Ob das Ermottis Plan ist, dazu gab es zunächst keine Angaben.
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