Nachfolge von Papst FranziskusUnd niemand ruft: Wir brauchen eine Frau!
Keine Organisation kann es sich heute noch leisten, bei einer Neubesetzung der Spitze nur auf Männer zu setzen. Die katholische Kirche schon.

Wer hätte gedacht, dass der eine oder andere Mann einst die katholischen Geistlichen beneiden würde? Zugeben würden sie es nie, aber so mancher wird derzeit wohl finden: Der Klerus hat es besser – zumindest muss er sich nicht mit der Frauenfrage herumschlagen.
Dieses Problem, das oft als lästig gilt und dem sich Politik, Wirtschaft und internationale Organisationen seit Jahren nicht entziehen können, weil der Zeitgeist nach mehr Weiblichkeit verlangt. «Wir brauchen eine Frau!», rufen die Verantwortlichen jeweils verzweifelt, wenn es um die Neubesetzung eines wichtigen Postens geht. Nicht, weil ihnen so viel daran gelegen wäre, sondern weil sie wissen, dass sie wegen einer rein männlichen Auswahl an den Pranger gestellt und öffentlich abgewatscht werden.
Die weiblichen Kirchensteuergelder nimmt man gern
Die Frauenfrage wurde zur Imagefrage. Niemand will zu den Ewiggestrigen gehören, es ist das grösste Schimpfwort in Gesellschaften, die sich für fortschrittlich halten. Selbst die Macho-Sportart Fussball musste sich geschlagen geben; mittlerweile pfeifen Schiedsrichterinnen sogar in der Champions League.
Auch die Zürcher Zünfter, Bastion der erbitterten Traditionsbewahrer, knickten ein; einige von ihnen lassen neuerdings Frauen als Mitglieder zu. Und gerade fordern in Deutschland Union und SPD in seltener Einigkeit eine erste Bundespräsidentin, es sei höchste Zeit dafür.
Die Ordensmänner hingegen können sich entspannt zurücklehnen, sie müssen nichts dergleichen befürchten. Nicht einmal aus dem revoluzzerischen Flügel wird einer vor dem Konklave krähen: Wir brauchen eine Frau! Denn in der katholischen Kirche ist die Welt noch so, wie sie auch viele Säkularisierte gern hätten. Männer machen eine Männerwahl unter sich aus, mit einem wenig überraschenden Ausgang: Es wird ein Mann gewählt. Überraschend ist nur, dass sich die Katholikinnen das immer noch gefallen lassen.
Zumal die Herren in den Soutanen die weiblichen Kirchensteuern gern nehmen.
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