Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Papablog: Familienzeit statt Party-Stress
Hurra, keine Kindergeburtstagsparty!

A nerdy bearded man with tons of party whistles and blowers in his mouth, party hat, and bright but super ugly sweater. Shot on a solid yellow background.

Es ist nicht etwa so, dass ich andere Eltern nicht auch dafür bewundere, mit wie viel Zeit, Geld und Energie sie die Geburtstagspartys ihrer Kinder ausrichten. Ich will das alles nur überhaupt nicht. Und es ist eines der schönsten Überraschungsgeschenke meiner Elternschaft, dass ich es bis auf eine einzige Ausnahme auch noch nie tun musste. Vor vielen Jahren, als die Dinosaurier noch durch die süddeutsche Tiefebene zogen, wünschte sich mein damals noch sehr kleiner grosser Sohn eine Kindergeburtstagsparty. So richtig mit Einladungen verschicken, Dekoration, Partyprogramm und allem Drum und Dran. Hab ich gemacht. Kuchen gebacken, Einladungen gebastelt, Programm geplant, Essen gekocht und die von ihm gewünschte Wasserbombenschlacht organisiert. War auch irgendwo ganz lustig und nett, aber alles in allem ein unfassbarer Aufwand. Zumal die Lebenskomplizin zu diesem Zeitpunkt am anderen Ende von Deutschland gearbeitet hat und ich diesen Geburtstagskrempel allein stemmen musste.

Feiern – einfach anders

Seitdem ist Ruhe. Und ich kann nicht einmal richtig sagen, wie das passiert ist. Gut, meine Mädchen haben grundsätzlich in den Sommerferien Geburtstag. Da ist der Wunsch dann eher, dass man über den Geburtstag an einem schönen Ort in Italien ist. Ein paar Mal haben die Lebenskomplizin und ich gefragt, ob wir nachfeiern sollen, aber das stiess nicht wirklich auf Begeisterung. Meine Jungs haben zwar in der Schulzeit Geburtstag, waren und sind aber an Partys nicht so richtig interessiert. Sie haben zwar sehr klare Vorstellungen und mein Kleiner geht auch gerne zu den Geburtstagspartys seiner Freundinnen und Freunde. Aber sie selber wollen rund um ihren Geburtstag vor allem ihre Familie und die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Familie haben. Ich bin nicht sicher, ob ich das richtig formuliere: Aber meine Kinder wollen, dass es an ihrem Geburtstag um sie geht.

Leben sollte nicht so geplant werden, dass man nur mit Pausen vom Alltag durchhält, sondern mit einem Alltag, der möglichst so gestaltet wird, dass sich alle grundsätzlich wohlfühlen.

Nicht, dass wir uns missverstehen: Wir feiern die Geburtstage unserer Kinder natürlich. Mein Kurzer ist gerade neun geworden. Es gab Geschenke, sein Lieblingsessen und die Lebenskomplizin hat Tiramisu gemacht. Sein zweijähriger Cousin («Papa, bestes Geschenk aller Zeiten!») und seine Tante waren für ein paar Tage zu Besuch. Er wollte mit uns Schwimmen gehen und hat kurzentschlossen seinen besten Freund mitgenommen. Nachmittags hat er wie eigentlich immer mit fünf Nachbarkindern draussen herumgewuselt. Alle haben sich mit ihm gefreut und ihm gratuliert. Es war sehr eindeutig sein Tag.

Lebensmotto für entspannte Geburtstage

Vielleicht liegt es daran, dass sowieso immer so viele Leute da sind. Wir haben zu zehnt Raclette gegessen. Niemand der Anwesenden war explizit zu einem Geburtstag eingeladen. Das passiert bei uns auch ohne feierlichen Anlass. Als der Kollege Tschannen zum Beispiel neulich mit seiner Familie in der Nähe war und vorbeigekommen ist, hat mein Kleiner sie zum Abendessen eingeladen und es war ziemlich grossartig. Nicht steif, nicht formell, nicht mit Programm. Einfach mit «Ich werfe noch einen zusätzlichen Sack Pasta in den Topf und mache sechs Saucen statt drei».

Meine Lebenskomplizin hat dazu vor Jahren eine Art Philosophie entworfen, die mich immer mehr begeistert: Leben sollte nicht so geplant werden, dass man nur mit Pausen vom Alltag durchhält, sondern mit einem Alltag, der möglichst so gestaltet wird, dass sich alle grundsätzlich wohlfühlen. Also nicht «Ich kann nur hier sein, wenn wir im Gegenzug auch dies und das tun», sondern «wir tun, was wir können, damit es hier so nett wie möglich ist». Vielleicht ist unsere Art Kindergeburtstag einfach nur ein Spezialfall davon.