Papablog: Chancen von Social Media6 Gründe, warum Tiktok (auch) nützlich ist
Viele Eltern betrachten den Social-Media-Umgang von Teenagern mit Sorge. Diese Liste unseres Papabloggers beruhigt – zumindest teilweise.
Tiktok, Instagram und Youtube. Das sind die drei Social-Media-Plattformen, auf denen Jugendliche aktuell am häufigsten abgammeln. Die Plattformen ersetzen die Medien und Austauschplattformen unserer Generation: MTV, die «Bravo» und das abgeranzte Sofa im Jugendtreff.
Wir alten Knacker schauen auch heute noch Fernsehsendungen, lesen Elternheftchen und diskutieren mit anderen Eltern auf Designer-Familiensofas. Worüber? Über die Gefahren von Social Media für die Jugend. Über Beauty-Influencerinnen und das Körperbild, das sie vermitteln. Darüber, dass verbrecherische Macho-Demagogen wie Andrew Tate pubertierenden Jungs einreden, sie müssten Frauen abschätzig behandeln. Und darüber, dass Kinder zu viel Privates mit der Welt teilen und Erwachsenen mit bösen Absichten die Tür ins Kinderzimmer öffnen. Diese Gefahren sind real und für Eltern von Jugendlichen eine Herausforderung.
Aber es ist Adventszeit und so, wie wir den Weihnachtsbaum mit der buschigsten Seite zum Sofa drehen, wollen wir heute auch die gute Seite von Social Media betrachten. Das sind die funkelnden und glänzenden Chancen von Tiktok, Instagram und Youtube:
Hobbyplattform für Schlägertrupps
Juliette-Paris (13) spielt leidenschaftlich gerne Feldhockey. Im Sportteil des Tagi kommt diese Sportart etwas zu kurz, aber auf Instagram, da schwingt die Community selbstsicher den Schläger. Juliette-Paris folgt ihren grossen Idolen und kennt in der Szene so ziemlich alle, die schon ein Smartphone haben dürfen.
Ringen um die beste Lehrstelle
Urs-Jackson (14) sollte langsam mit dem Schnuppern beginnen, sagt seine Mami. «Aber der hängt immer nur am Handy.» Wenn sie wüsste, dass sich ihr Ursli übers Handy gerade eine Lehrstelle klarmacht. Er folgt auf Tiktok vielen Berufsleuten, die Einblick in ihren Alltag geben. Einer Kürschnerin und einem Orgelbauer zum Beispiel. Der Goldschmiedin hat er sogar eine Direktnachricht geschrieben und sie hat ihn für die Frühlingsferien zu einem Probeschmieden eingeladen.
Viele Unternehmen wissen um die jungen Zielgruppen auf Instagram und Tiktok. Entsprechend richten sie ihre Unternehmensaccounts auf Lehrstellensuchende aus und lassen die aktuellen Auszubildenden bei der Erarbeitung der Inhalte mithelfen.
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Die Repräsentation, die im Dorf fehlt
Annabarbara-Jo (17) hat nicht das Geschlecht, das ihr die Behörden bei der Geburt in die Urkunde geschmiert haben. Ihre Eltern – Käthi und Ueli Wäger – «lieben sie trotzdem», aber im Bergdorf fühlt sie sich als trans Jugendliche halt doch etwas einsam.
Auf Tiktok hat sie Anschluss an die queere Community und viele Freunde gefunden. Sie holt sich dort nicht nur die Bestätigung, dass mit ihr alles okay ist, sondern auch eine Menge praktische Tipps für Herausforderungen des Alltags.
Gründlich eingeweicht im Sprachbad
Babette-Lourdes (16) folgte auf Instagram erst nur deutschen Influencern; doch dann gesellten sich immer mehr englischsprachige Accounts hinzu. Seither hat sie sich im Unterricht von Herrn Berger – also Mr. Burger – von einem knappen Vierer auf eine Fünfeinhalb improved. Jetzt will Babette auch französischsprachige Accounts suchen. Im Franz bei Madame Châtelain besteht nämlich auch noch «d’air vers le haut».
Vorlesungsmarathon an der University of Youtube
Gian-Brooklyn (18) hat Integralrechnung nicht verstanden, weil Herr Hubacher das immer so kompliziert erklärt. Kein Problem. Gian hat einen Youtube-Channel gefunden, auf dem ein Mathematiker – und gleichzeitig eine Drag Queen – viele Themen verständlich erklärt.
Auf Tiktok folgt er ausserdem einem Sprachwissenschaftler, auf Instagram einem Chemiker, und wenn er von zu Hause auszieht, wird Gian-Brooklyn auf Youtube nachschauen, wie man Lampen montiert und Wäsche wäscht. Youtube ist schliesslich das Google der Generation Z.
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Eine bessere Bühne als das Klassenzimmer
River-Ursula (15) war schon immer das Klassenkalb und auf Tiktok kommen ihre Witze besser an als im Unterricht bei Frau Keller-Steinbeisser. River-Ursi hat bereits 62’000 Follower und kann sich vorstellen, nach der Schule Stand-up-Comedy zu machen. Ihr bester Freund Jack-Beat (17) überzeugt derweil auf Instagram mit seinen Häkelkünsten. Wenn er erwachsen ist, will er aber bei OnlyFans durchstarten. Da liegt das Geld.
Social-Media-Communitys können ein wunderbar hilfreicher Ort sein, an dem Teenager Sicherheit, Freundschaft, und Inspiration finden. Leider haben wir als Eltern kaum Einfluss darauf, wem unsere Kinder folgen, und was sie dort genau tun. Wir können Vorschläge machen, aber es klingt ähnlich hilflos wie damals, als unsere Eltern uns vom schlechten Umgang abbringen wollten: «Triff dich doch mal mit dem Stefan-Andreas von Häfligers. Das ist so ein flotter junger Purtscht!»
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