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Meinung

Papablog: Blick in die Zukunft
Was wird einmal aus meinen Kindern?

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Frühling 2024 – tierisch gut aus Fehlern lernen

Der Brecht feiert den zehnten wie schon seinen achten Geburtstag wieder ohne Schnickschnack im Indoor-Spielplatz. Die sichere Wahl, nach der eskalierten Mottoparty «Wildtiere» im letzten Jahr. Die Kinder hatten das Verhalten der ihnen zugelosten Tierarten etwas gar inbrünstig imitiert. Als der Auerochse auf den Rebhühnern rumtrampelte, schauten wir noch zu, doch als die Hyäne das Okapi blutig biss, mussten wir alle Eltern bitten, ihre Kinder sofort abzuholen.

August 2024 – der erste Marschbefehl

Beebers wird mit seinen vier Jahren in die Bildungsstätte einberufen. Der book-smarte Brecht kommt in der Schule gut zurecht, aber wie wird es dem eher street-smarten Beebers ergehen? Als Eltern lernt man bekanntlich erst mit dem zweiten Kind, wie unterschiedlich Persönlichkeiten sein können.

Januar 2025 – erneut ein Aufgebot

Am Montag ruft die Lehrerin des grossen Kindes an. Sie wollte nur mal sagen, dass alles gut laufe und die gesamte Lehrerschaft mit dem Brecht sehr zufrieden sei. Am Mittwoch trifft ein Brief von Beebers Lehrer ein: «Sehr geehrte Frau und Herr Tschannen, es ist schon wieder passiert. Gespräch morgen um 16:00, bitte kommen Sie beide.»

Herbst 2027 – das Wilde und das Schwein

Der Brecht ist in die Pubertät gekommen. Er schaut kaugummikauend aufs Handy und macht genervte Wildschweinlaute, wenn wir ihn bitten, die Flurschäden im Eingangsbereich zu beheben. Suchen wir das Gespräch, sagt er: «Kinder in der Pubertät sind halt schwierig, das weiss man doch.»

«Nicht nur in der Pubertät», denken wir, während wir Beebers zum drölfzehnten Mal erklären, dass er ganz bestimmt keine brennende Fackel in die Schule mitnehmen darf. Und nein, auch keine Mistgabel.»

Sommer 2035 – Prinz zieht ein

Der Brecht verlässt das Elternhaus, zieht mit der Freundin zusammen und legt sich endlich den Labrador zu, den wir ihm 21 Jahre lang auf gemeinste Art und Weise vorenthalten haben.

November 2037 – Schneise der Verwüstung

Aus den Abendnachrichten erfahren wir, dass Beebers den Führerschein im ersten Anlauf nicht geschafft hat. Zum Glück nur Sachschaden. Die Feuerwehr konnte die meisten Brände bereits löschen und alle Betroffenen aus ihren Fahrzeugen schneiden.

Juli 2040 – rückblickende Mathematik

Wir sind beim Brecht zum Essen eingeladen. Er krümelt immer noch wie damals als Dreijähriges. Nur das halbe Brötchen landet im Mund, die andere Hälfte im Prinz. Meine Frau rechnet aus, dass uns ein Hund früher ganze 2 Lebensjahre am Dyson erspart hätte. Der Brecht bellt: «Siehst du!»

September 2045 – Lebenszeichen vom Revolutionsführer

Es ist schon drei Jahre her, dass Beebers in den Untergrund abgetaucht ist. Aus der Zeitung erfahren wir, dass er am Umsturz des faschistischen Regimes im Nachbarland beteiligt ist. «Hauptsache er kommt an Weihnachten nach Hause», sagt meine Frau.

Weihnachten 2045 – besinnlicher Rückblick

Wir schauen gemeinsam alte Fotoalben an: «Haha, schau mal Brecht, das bist du an deinem neunten Geburtstag. Als Okapi verkleidet. Und schau mal wie niedlich, Beebers. Du warst da eine Hyäne.»

Februar 2046 – schwierig, schwierig

Einmal mehr bettelt der Brecht um einen grossen Erbvorbezug. Erneut lasse ich ihn wissen, dass wir ihm nicht ein Einfamilienhaus und eine eigene Tierarztpraxis finanzieren können: «Wo sollen wir das Geld hernehmen? Ich war früher nur Papablogger.» Der Brecht meint, wir seien gemein. Ich antworte: «Eltern im Rentenalter sind halt schwierig, das weiss man doch.»

30 Oktober 2098 – schon wieder Nachwuchs

Unser Urururururenkel F<yöp8B-Urs kommt zur Welt. Wie es der Zufall will genau am Beebers-Memorial-Day, einem der höchsten internationalen Feiertage.

Januar 2117 – «Du kennst dich doch mit Technik aus»

Ich rufe F<yöp8B-Urs an und bitte ihn, mir das neuste Sicherheitsupdate auf meinen Cyborg-Ersatzkörper aufzuspielen, nachdem ich in nur einer Woche dreimal gehackt wurde. Keine Ahnung, ob es Hacker aus der VNR (Vereinigte Nordasiatische Republiken, ehemals Russland, Aserbaidschan und Nordkorea) waren oder der Brecht, der immer noch wegen des Erbvorbezugs hässig ist.

August 2134 – kleine Komplimente erhalten die Ehe

Meine Frau findet im Internetarchiv alte Papablog-Beiträge von mir: «Schon beeindruckend, wie exakt du damals die Zukunft vorhergesagt hast.»

Mal schauen, vielleicht liege ich ja beim einen oder anderen Detail daneben. Und wie stellen Sie sich die Zukunft Ihrer Familie vor?