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Meinung

Papablog
Abtreibung ist Familienplanung

Woman holding a sign "My Body, My Choice
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Ja meine Güte, hier hat aber jemand so richtig Bock auf Stress. Stimmt! Ich mag Streit. Also nicht die Art Streit, auf die wir alle mittlerweile durch das Internet und den Gebrauch von sozialen Netzwerken abgerichtet worden sind. Diese «Was macht das mit Ihnen?!»-Emotionsappelle, mit denen wir ständig aufgefordert werden, auf jede Kleinigkeit mit Gefühl zu reagieren – und uns am Ende darüber wundern, dass wir emotional so erschöpft und ausgebrannt sind. Ich meine die Art Streit, bei der man gegensätzliche Positionen vertritt und es wirklich um etwas geht. Also auf gehts:

Abtreibung ist Familienplanung. Mir ist natürlich klar, dass das ein unglaublich schwieriges und umstrittenes Thema ist, aber die Skandalisierung und die Tabuisierung von Schwangerschaftsabbrüchen verhindern nach wie vor, dass Betroffene zu ihrem Recht kommen. Und sie sollten, nein, sie müssen ein Recht auf freien Zugang zu sicheren, entkriminalisierten Abtreibungen haben. Die Problematik einer ungewollten Schwangerschaft verschwindet nämlich nicht einfach. Sie ist auch kein Phänomen der Moderne. Abbrüche werden schon seit Jahrtausenden vorgenommen. Der erste medizinische Text, in dem Abtreibungsmethoden beschrieben werden, ist über 3500 Jahre alt. Der erste Strafgesetzestext, der Frauen nach vorgenommener Abtreibung mit dem Tod durch Pfählung droht, ist nur unwesentlich jünger.

Macht und Einfluss auf Frauenkörper

Schwangerschaftsabbrüche sind untrennbar mit der Menschheitsgeschichte verwoben – ebenso der Versuch, sie strafrechtlich, moralisch und religiös zu verdammen. Dabei ging und geht es immer auch um Macht und Einfluss auf Frauenkörper. In der Gegenwart greift man für die Diskreditierung des Entscheidungsrechts von Frauen hauptsächlich darauf zurück, sie als inkompetent, dümmlich und sprunghaft zu markieren. So schrieb der ehemalige deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn in einem Zeitungsbeitrag beispielsweise: «Die Pille danach ist kein Smartie.» Das muss frau nämlich offenbar gesagt bekommen, damit sie die Dinger nicht einfach so aus Lust und Laune schluckt. In gleicher Weise wird an dem Grundsatz, Abtreibung sei keine Familienplanung, festgehalten. Muss man wissen: Frauen gehen eben viel zu verantwortungslos mit der Kinderfrage um. Deswegen kümmern sich Frauen auch immer noch deutlich häufiger als Männer um Verhütung.

Abtreibung ist aber häufig Teil der Familienplanung. Das belegen allein die Zahlen. Denn selbstverständlich lassen auch Mütter Abbrüche vornehmen. Die Mehrheit der Frauen, die sich für eine Abtreibung entscheiden, hat mindestens ein Kind. Viele bekommen nach einer Abtreibung weitere Kinder. Eine Familie ist nie nur die Summe aller «Ach, wie ist das schön, was haben wir uns alle lieb»-Momente, sondern immer auch das Ergebnis von schweren Entscheidungen und Katastrophen, mit denen man irgendwie umgehen muss. Und selbst wenn ich hier nicht an dem «Oh, mein Gott, Mütter haben Abtreibungen?!»-Tabu rütteln würde: Auch wenn frau gar keine Kinder will und sich im Fall der Fälle gezwungen sieht, einen Abbruch vornehmen zu lassen, ist das legitime Familienplanung.

Die Kriminalisierung oder gar das Verbot von Abtreibung wird Schwangerschaftsabbrüche niemals beenden. So wird nur mehr Leid geschaffen, und das ist es, was dringend beendet werden muss.