Kommentar zum Scheitern des PandemievertragsBei der nächsten Seuche stehen wir ebenso schlecht da
Der WHO-Pandemievertrag kommt nicht zustande. Die Gründe für das Scheitern müssen noch analysiert werden – einer jedoch steht jetzt schon fest.
Man kann das Ergebnis als einen Scherbenhaufen bezeichnen. Mehr als zwei Jahre lang haben die Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) darum gerungen, einen Pandemievertrag aufzusetzen. Es sollte ein Abkommen werden, in dem sich die Länder verpflichten, auf die nächste weltumspannende Seuche schneller, zielgerichteter und gerechter zu reagieren als auf Corona.
Doch trotz endloser Sitzungen konnten sich die Länder nicht einigen. Die Verhandlungsführer schoben der WHO am Ende nicht nur ein unfertiges Dokument zu, sondern auch ihre geballte Ratlosigkeit, wie es denn nun weitergehen soll. Die Gründe für das Scheitern müssen im Detail noch analysiert werden. Doch so viel lässt sich jetzt schon festhalten: Die Fertigstellung des Paktes scheiterte letztlich auch an der Haltung, die bereits in der Corona-Pandemie zu beobachten war: der Dominanz nationaler und finanzieller Interessen über die Prinzipien der Solidarität.
Schon vergessen? Eine Pandemie ist global
Letztlich wurde es in den Verhandlungen immer dann schwierig, wenn es um finanzielle Zusagen ging. Etwa, wie die ärmeren Länder beim Aufbau eines besseren Infektionsschutzes unterstützt werden können. Oder wie das Problem vermieden werden kann, dass weniger wohlhabende Staaten Erregerproben und -daten mit der Welt teilen, von den daraus entwickelten kommerziellen Produkten wie Tests oder Pharmazeutika aber nur die Firmen in den reicheren Staaten profitieren.
Es fehlt an zu vielen Orten noch immer das Verständnis, dass eine Pandemie ein globales und somit kollektives Problem ist, das auch nach einer kollektiven Lösung verlangt. Ohne dieses Verständnis wird die Welt bei der nächsten Gesundheitskrise keinen Deut besser dastehen als bei der gerade zu Ende gegangenen.
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