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Oscar-Anwärterin im Interview
«Alkoholismus war für mich ein dunkles Biest, das in der Ecke lauert»

US-Irish actress Saoirse Ronan arrives for the Academy of Motion Picture Arts and Sciences' 15th Annual Governors Awards at the Ray Dolby Ballroom in Los Angeles on November 17, 2024. (Photo by VALERIE MACON / AFP)
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Saoirse Ronan ist im Gespräch für die Oscars. Wieder einmal. Zwar ist die Schauspielerin erst 30 Jahre alt, aber nominiert war sie schon viermal, zuerst mit 14 Jahren für die beste Nebenrolle in «Atonement», dann für Hauptrollen in «Brooklyn» (2015), «Lady Bird» (2017) und «Little Women» (2019).

Bekommen hat sie die Auszeichnung allerdings noch nie. Und weil ihr Lebenspartner Jack Lowden für seinen Part als Agent in der Serie «Slow Horses» bei den Emmys ebenfalls übergangen worden war, witzelte sie kürzlich in der Talkshow von Jimmy Kimmel: «Wir sind ein Haushalt von Verlierern.» Mit ihrem fulminanten Auftritt in «The Outrun» könnte sich das aber ändern. Sollte sie im März 2025 den Oscar gewinnen, geht ihr Freund auch nicht leer aus – die beiden haben «The Outrun» zusammen produziert.

Saoirse Ronan, Sie tauchen im neuen Film ins eiskalte Meer ab. Das war ein Filmtrick, nicht wahr?

Überhaupt nicht. Gespielt ist nur meine Reaktion, ich musste vorgeben, dass ich Mühe damit habe. Aber eigentlich bin ich wie eine Robbe, ich liebe kaltes Wasser.

Tatsächlich?

Ja. Ich bin in Irland neben einem Fluss aufgewachsen. Da sprang ich immer rein, auch im Winter. Versuchen Sie es einmal!

Bitte nicht.

Doch, beginnen Sie mit zehn Sekunden, zum Angewöhnen! Bald wird es Ihnen gefallen.

Reintauchen? Auch der Ozean spielt in «The Outrun» eine zentrale Rolle.

In «The Outrun» spielen sie eine Alkoholikerin. Wie sind Sie da reingetaucht?

Sehr, sehr langsam. Alkoholismus war für mich ein dunkles Biest, das in der Ecke lauert. Die Krankheit hat viel Leid in meinem Leben verursacht. Selbst habe ich kein Suchtproblem, aber Menschen, die mir nahestanden, waren davon betroffen. Ich habe auch am eigenen Leib gespürt, wie starkes Leid die Abhängigkeit verursachen kann. Aber lange bin ich davor geflohen. Bis wir dieses Buch fanden.

Den autobiografischen Bericht «The Outrun» von Amy Liptrot.

Ja. Während des Lockdown lasen Jack Lowden und ich viel, «The Outrun» wählte er zuerst nur, weil es zu einem guten Teil auf den schottischen Orkneyinseln spielt, wo er gerade gewesen war. Aber wir waren sofort begeistert. Und beschlossen, dass dies unsere erste gemeinsame Produktionsarbeit werden soll.

Was hat Ihnen gefallen?

Ich verliebte mich in die Prosa von Amy, die Art, wie sie ihre Sucht beschreibt, aber auch den Heilungsprozess. Es war eine chaotische Zeit in ihrem Leben, für die sie anschauliche Worte fand. Alles ist so kompliziert, so traurig, aber letzten Endes auch hoffnungsvoll.

«Greta Gerwig sagte mir: Wenn du betrunken bist, willst du keinesfalls betrunken wirken.»

War gleich klar, dass Sie nicht nur produzieren, sondern auch die Hauptrolle spielen wollten?

Oh ja, mir war wichtig, dass es nicht die Karikatur einer Alkoholikerin wird, wie sie manchmal auf der Leinwand zu sehen ist. Das hätte ich nicht ertragen.

Wie also spielt man das richtig?

Hilfreich war, was mir die «Barbie»-Regisseurin Greta Gerwig schon bei «Lady Bird» gesagt hatte: Wenn du betrunken bist, willst du keinesfalls betrunken wirken. So kommt es zu bizarren Bewegungen.

Sie sollen dafür mit einem Choreografen gearbeitet haben.

Sein Name ist Wayne McGregor, er hat viel Erfahrung. Mit ihm habe ich zum Beispiel geübt, wie ich tanze, wenn ich betrunken bin. Oder ob ich eher auf dem Hintern lande oder auf die Seite falle, wenn ich stolpere. Erstaunlich: Je besoffener ich auf der Leinwand wirke, desto kontrollierter waren die Bewegungen.

Im Häusermeer: Saoirse Ronan in «The Outrun», dem neuen Film von «Systemsprenger»-Regisseurin Nora Fingscheidt.

Wie sind Ihre eigenen Trinkgewohnheiten?

Ich war gestern Abend mit zwei Freundinnen aus, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Den ganzen Abend lang hatte ich zwei Drinks, höchstens drei. Aber heute fühle ich mich als Wrack. Man kann also nicht behaupten, dass ich sehr trinkfest bin. Aber der Gesundheitsfimmel geht mir auch auf den Geist.

Was meinen Sie damit?

Ich habe in letzter Zeit das Gefühl, ich sei umzingelt von Leuten, die ein halbes Jahr nicht trinken. Und danach wieder runterschlucken, was sie kriegen können. Ich bin da entspannter. Mein Glas Wein zum Abendessen mag ich, aber nicht mehr.

Wie war der Dreh auf den Orkneyinseln?

Sehr, sehr windig. Ich sagte immer, ich liebe diese Gegend, aber ich hasse den Wind. Er hat jeden Tag geblasen. Ausser als wir eine Szene mit viel Wind drehen wollten.

Da war es windstill?

Ja, nicht gelogen. Jack Lowden und seine Crew mussten sich einen Laubbläser besorgen und damit rummachen, damit es echt aussah. Aber das sind die Freuden und Leiden eines Produktionsteams.

Sie stellen im Film ein Lamm auf die Welt, wie war das?

Heftig. Ich bin zwar auf dem Land aufgewachsen, aber hatte gar keine Erfahrung damit. Sie sagten mir, ich müsse richtig ziehen am Lamm, aber ich hatte Angst, dass ich es umbringe. Mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt.

Wie viele Geburten haben Sie mitgemacht?

Ich glaube, schliesslich etwa acht. Es war eine wertvolle Erfahrung, sie lehrte mich den Respekt vor dem Leben. Und sollte es eines Tages nicht mehr funktionieren mit der Schauspielerei, könnte ich in Schottland als Lamm-Geburtshelferin arbeiten. Es hat ja genug Schafe.

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In «The Outrun» spielen zahlreiche Tiere wichtige Rollen. Neben den Schafen und den Robben auch Vögel.

Genau. Vögel mag ich nicht.

Ah ja, weshalb nicht?

Keine Ahnung. Ich habe Angst vor ihnen, sehe vielleicht die Saurier, von denen sie abstammen. Lämmer und Robben finde ich viel kuscheliger. Robben sind wie Hunde, auf Orkney werden sie Hunde des Ozeans genannt.

Die Robben waren tatsächlich dort, als Sie ins kalte Wasser tauchten?

Ja, sie sind neugierig. Ganz nahe kommen sie zwar nicht. Aber sie beobachten alles mit dem nötigen Abstand. Das gefällt mir.

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