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Zunahme der Transplantationen
Schweizer Organspende-Rekord – wegen umstrittener Herzentnahme

Le Professeur Thierry Berney, droite, medecin‐chef du Service de Transplantation des HUG, prepare le rein avant de le transferer dans un autre bloc ou attend son donneur, lors d'une transplantation apres avoir fait un prelevement sur un donneur vivant d'un rein, dans un bloc operatoire des Hopitaux Universitaires de Geneve (HUG), ce mardi 5 avril 2022 a Geneve. En suisse une initiative populaire veut introduire le consentement presume pour les donneurs d'organes. Le 15 mai 2022, les citoyennes et les citoyens suisses s'expriment sur la modification de loi federale sur la transplantation d'organes, de tissus et de cellules (Loi sur la transplantation) cette modification s'agit avant tout d'augmenter le taux de dons d'organes en Suisse. (KEYSTONE/Martial Trezzini)
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200 Personen spendeten im Jahr 2023 nach ihrem Tod die Organe, so viele wie noch nie. Im Vergleich zu den Vorjahren ist dies ein deutlicher Sprung von gut 20 Prozent. Noch 2022 lag der Wert bei 164 Personen, 2010 sogar bei nur rund 100. 

«Wir befinden uns europaweit inzwischen fast im oberen Drittel», sagt Franz Immer, Direktor der Stiftung Swisstransplant. Mit 22,7 Spenden pro Million Einwohner schliesst die Schweiz zu Ländern wie Frankreich (25 pro Million Einwohner) oder Italien (24) auf. In der Vergangenheit galt die Schweiz als eines der Schlusslichter auf dem Kontinent. Franz Immer geht davon aus, dass der Anstieg nachhaltig ist, und erwartet im nächsten Jahr einen Wert zwischen 180 und 220 Spendern. «Wir haben unsere Strukturen stark verbessert und können auf die ausgezeichnete Arbeit der Fachleute an der Front zählen», sagt Immer.

Grund für den Anstieg war unter anderem ein neues Verfahren, das die Herztransplantation neu nach Herz-Kreislauf-Stillstand (DCD) ermöglicht. Das Organ wurde bislang nur bei der herkömmlichen Transplantation nach Hirntod (DBD) entnommen. Mit dem neuen Verfahren wurden im vergangenen Jahr neun Herzen verpflanzt. Transplantations-kritische Kreise hatten deswegen Strafanzeigen gegen das Inselspital Bern und die Universitätsspitäler Lausanne (CHUV) und Zürich wegen Verstoss gegen das Transplantationsgesetz eingereicht – wurden jedoch von den zuständigen Staatsanwaltschaften abgewiesen. «Die Anzeigen waren medizinisch-fachlich fehlerhaft», sagt Franz Immer. Eine Aussage, die die Kritiker entschieden zurückweisen. Für Immer ist jedoch unbestritten, dass auch die neue Herztransplantation den gesetzlichen und ethischen Anforderungen genügt.

Möglich wurde die neue Transplantation durch ein neu beschafftes Gerät namens Organ Care System (OCS), welches das Herz ausserhalb des Körpers mit Blut und Sauerstoff versorgt und so länger funktionsfähig hält. Es kommt manchmal auch bei herkömmlichen Herztransplantationen zum Einsatz, etwa bei Organen aus dem Ausland, die dort nicht verwendet werden können. Dank dem Einsatz dieser neuen Technologie stieg die Zahl der Herztransplantationen in der Schweiz auf 58. «Auch das ist ein Höchststand», so Immer.

Weitere Gründe haben zur markanten Zunahme der Organspenden geführt. So etablierten zusätzliche Spitäler die 2011 in der Schweiz eingeführte DCD-Transplantation. «Allein aus dem Spital Sitten kamen zusätzlich über zehn DCD-Spender», sagt der Swisstransplant-Direktor. 

Und schliesslich unterstützt eine neue digitale Anwendung Spitäler bei der Erkennung von Organspenderinnen und -spendern. Bei unklaren Fällen können die Fachleute auf den Intensivstationen mit anonymisierten Patientendaten online eine Anfrage stellen, die durch den medizinischen Dienst von Swisstransplant eingeschätzt wird. «Wir hatten im vergangenen Jahr 200 Anfragen, von denen 70 Prozent für eine Spende infrage kamen – etwas weniger als die Hälfte wurde dann tatsächlich Organspender», sagt Franz Immer.

Ablehnungsrate bleibt hoch

Durch die vermehrten Spenden erhielten auch mehr Menschen ein Organ (565 Personen, 111 Personen mehr als 2022). Trotzdem bleibt die Situation auf der Warteliste weiter angespannt. Ende 2023 befanden sich darauf 1391 Personen, ein Jahr davor waren es 1442. 92 Personen starben 2023 auf der Warteliste – auch dies ein Rekord. 

Bemerkenswert ist, dass der deutliche Anstieg bei den Spendenden noch vor der Einführung der Widerspruchslösung eingetreten ist. Der Systemwechsel, dem das Schweizer Stimmvolk 2022 mit deutlichem Mehr zugestimmt hat, erfolgt gemäss Swisstransplant frühestens in zwei Jahren – nach Einführung des elektronischen Identifikationsnachweises (E-ID). Franz Immer erwartet, dass danach die Zustimmung von Angehörigen in unklaren Fällen graduell zunehmen wird. 

Derzeit liegt die Ablehnungsrate bei Angehörigen unverändert bei knapp 60 Prozent, nach wie vor einer der höchsten Werte in Europa. Der Anstieg ist also einzig durch erweiterte Transplantationsverfahren und die bessere Erkennung potenzieller Spender zustande gekommen.

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