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Schwertwale vor Seattle
Orca-Mutter will sich erneut nicht von verstorbenem Kalb trennen

Orca-Mutter Tahlequah oder J35 mit ihrem Kalb kurz nach der Geburt Ende Dezember. Nach dessen Tod trägt die Mutter den toten Körper des Neugeborenen weiter mit sich herum.
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Die rührende Szene im Pazifik schaffte es im Jahr 2018 weltweit in die Schlagzeilen: Eine Orca-Mutter trug ihr totes Kalb mehr als zwei Wochen lang durch den Ozean. Nun habe sie kürzlich laut Forschern erneut einen Sprössling verloren – und wiederhole seit Mittwoch das Trauerritual, schrieb das Zentrum für Walforschung im US-Staat Washington in einem Facebook-Post. Das gesamte Team sei über die Nachricht zutiefst bekümmert.

Vor rund zwei Wochen hatte das Forschungszentrum gemeldet, dass es über die Geburt des neuen Kalbs der Orca-Mutter namens Tahlequah oder J35 Bescheid wisse. An Heiligabend teilte es jedoch mit, dass das Verhalten der beiden Tiere Sorgen bereite. Experten von der US-Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOAA) hätten dann am Neujahrstag bestätigt, dass J35 ihr totes Kalb trage, sagte Brad Hanson, ein Wissenschaftler bei NOAA.

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Von einem Boot aus habe er das Ganze am Mittwoch beobachtet. J35 habe ihr totes Kalb auf die Schnauze oder auf ihren Kopf gelegt. Wann immer es ins Meer abrutschte und versank, schien die Mutter nach ihrem Kalb zu tauchen. Das Kalb sei nur ein paar Tage am Leben gewesen.

Forscher: Verhalten ist Nachweis für Trauer bei Tieren

Man könne mit Fug und Recht sagen, dass sie trauere, erklärte Joe Gaydos, Forschungsdirektor bei der Seadoc-Gesellschaft der University of California, über J35. Ein ähnliches Verhalten lasse sich auch bei anderen sozialen Tieren mit relativ hoher Lebenserwartung beobachten, etwa bei Primaten und Delfinen.

2018 beobachteten Wissenschaftler J35 dabei, wie sie ihr totes Kalb 17 Tage lang über eine Strecke von mehr als 1600 Kilometern auf ihrem Körper balancierte. Das Muttertier und Mitglieder seiner Herde wechselten einander beim Tragen ab. Auch damals war das Kalb kurz nach der Geburt gestorben.

Überhaupt ist die Sterblichkeitsrate unter Orca-Kälbern hoch: nur eine von fünf Schwangerschaften bringt ein Kalb hervor, das seinen ersten Geburtstag erlebt, wie das Zentrum für Walforschung im Staat Washington erklärt. Dessen Forschungsdirektor Michael Weiss schätzt, dass nur rund 50 Prozent der Orca-Kälber älter als ein Jahr werden. Andere Orcas im nordöstlichen Pazifik hätten zwar auch ihre toten Kälber getragen – doch sicherlich nicht so lange, wie es J35 im Jahr 2018 getan habe, ergänzt er.

A group of Bigg's killer whales swim together as seen from a Pacific Whale Watch Association vessel on May 4, 2022, near Whidbey Island in Washington state. (AP Photo/Ted S. Warren)

Für das Zentrum ist der Tod des Kalbs von J35 besonders schlimm, da es hätte aufwachsen und einmal selbst ein Kalb hätte gebären können, um die schwindende Orca-Population zu stützen. Ausserdem habe J35 nun schon zwei von vier nachgewiesenen Kälbern verloren.

Der sogenannte Southern-Resident-Schwertwal-Bestand im nordöstlichen Pazifik zwischen dem Staat Washington und der kanadischen Provinz British Columbia hat seit Jahrzehnten zu kämpfen. Es gibt nur noch 73 Exemplare. Sie müssen mit einem Mangel ihrer bevorzugten Beute zurechtkommen: Königslachs. Zudem setzt ihnen die Verschmutzung im Ozean und der Lärm von Schiffen zu, was sie bei der Jagd hindert. Forscher warnen, dass sie vom Aussterben bedroht sind.

Bei aller Trauer gab es für die Herde von J35 jedoch auch eine gute Nachricht: Ein quicklebendiges Kalb wurde von Wissenschaftlern gesichtet.

DPA/fem