Olympia-Ruderer aus ZumikonDer Hunger nach Gold lässt sich nicht abstreiten
Der Zumiker Andrin Gulich und Roman Röösli haben an den Olympischen Spielen in Paris Medaillenchancen. Mit «Zehntausenden von Ruderschlägen» bereiten sie sich darauf vor.
Auf dem Sarnersee gabs schon ruhigere Zeiten als in den letzten Tagen und Wochen. Immer wieder mal Regen und Wind. Kein Grund aber, um am Training zu sparen. Erst recht nicht jetzt. Denn Andrin Gulich, der 25-Jährige aus Zumikon, und der Luzerner Roman Röösli (30) haben an den Olympischen Spielen in Paris einiges vor.
2023 begannen sie als Team im Zweier ohne Steuermann. Seither haben sie jeden internationalen Wettkampf, den sie zum ersten Mal gemeinsam bestritten haben, auch gewonnen: Weltcupsieger, Weltmeister, Europameister. Und jetzt stehen Olympische Spiele an. Gulich sagt: «Die Briten sind die klaren Favoriten.» Mit Tom George und Oliver Wynne-Griffith teilen sie sich den Sieg in der Weltcup-Gesamtwertung. Das Podest liegt in Reichweite.
Darauf arbeiten sie auf dem Sarnersee hin. Von «Zehntausenden von Ruderschlägen, die wir zusammen gemacht haben», spricht Gulich. Nur der Sonntag ist frei, dann kehrt er, der in Hergiswil mit Ruderkollege Scott Bärlocher in einer WG lebt, zurück zu den Eltern in Zumikon, trifft Freunde und lernt. Denn ein zweites Projekt neben Olympia ist am Laufen: Im Herbst will er den Master in Business Analytics abschliessen. Studium und Sport seien der perfekte Ausgleich. «Ich mache bewusst beides gleichzeitig.»
Sie ergänzen sich
Jeder bringt seine Qualitäten ins Boot, Gulich und Röösli ergänzen sich, es harmoniert. «Ich bin etwas dynamischer im Boot, er kann den Schlag länger halten. Jeder kann so seinen natürlichen Schlag beisteuern. Es ist ein Glücksfall, dass wir zusammengefunden haben», erklärt Gulich. Und sie verstehen sich, das wird immer wieder erwähnt, auch ausserhalb des Wassers. Der Zumiker wird Trauzeuge bei Rööslis Hochzeit sein.
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«Es wäre gelogen, zu sagen, dass mir jedes Training gleich viel Freude bereitet. Aber wir haben ein Ziel vor Augen, und wir merken, dass es zusammen funktioniert», sagt er über die vielen Tage am und auf dem Sarnersee. Auch die gute Stimmung innerhalb der Schweizer Rudergilde hält die Motivation hoch: «Wir haben es immer ziemlich ‹glatt› miteinander. Rudern in diesem Team macht mir sehr viel Spass.»
Nur eine Nacht im olympischen Dorf
Am 10. Juli reisen alle Schweizer Olympia-Ruderer nach Brive-la-Gaillarde, einer Stadt zwischen Bordeaux und Clermont-Ferrand. Auf dem Lac du Causse bereiten sie sich zehn Tage lang auf ihren Start in Paris vor. Dann gehts 500 Kilometer weiter nach Norden ins olympische Dorf.
Eine Nacht bleiben sie dort, ehe sie in ein Hotel in der Nähe ihres Olympia-Wassers in Vaires-sur-Marne weiterziehen. «Das ist besser so. Wenn wir im olympischen Dorf wohnen würden, riskierten wir, dass wir in einen Stau geraten», erklärt Gulich.
Am 28. Juli, einem Sonntag, stehen die Vorläufe an. Die Eröffnungsfeier kurz zuvor ist deshalb natürlich kein Thema. «Unser Fokus liegt auf etwas anderem», betont Gulich. Er nennt den Weg zum 2. August, den Freitag, an dem der Olympiafinal im Zweier ohne stattfinden wird.
Am Mittwoch dazwischen steigt der Halbfinal, der direkt, also nicht via Hoffnungslauf, erreicht werden soll. Im Weltcup oder an einer WM dauert der Wettkampf normalerweise drei Tage, an Olympia erstreckt er sich über eine knappe Woche. «So viel Pausen dazwischen braucht es eigentlich nicht», meint Gulich. «Aber ja, so kann man sich wenigstens besser erholen.»
Endlich das volle Feeling
Er steht vor seinen zweiten Olympischen Spielen, für Röösli sind es bereits die dritten. Diesmal wird Gulich das volle Olympia-Feeling spüren, die Spiele 2021 in Tokio fanden in der Corona-Bubble statt. «Der Spirit kam nie richtig auf. Die Erfahrung war trotzdem cool. Ich kann davon profitieren, dass ich schon mal dabei war. Jetzt wird alles sicher eine Nummer grösser», sagt der Zumiker. Diesmal leben die Spiele, ist Publikum in der Arena.
Und: «Ich war ohne grosse Ambitionen nach Tokio gereist.» Mit dem Vierer ohne wurde er Olympia-Neunter. In Paris sind andere Plätze im Visier. «Es geht um unsere beste Leistung. Wenn wir unser Potenzial abrufen, haben wir am Ende ein gutes Resultat», blickt Gulich auf die Olympiarennen – und ergänzt: «Klar ist der Hunger aber da, nach ganz oben zu kommen.»
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