Olympia-Athlet aus AdliswilEr wurde stundenlang verregnet und bereut es keine Sekunde
Lionel Spitz genoss bei seinem Blitzbesuch in Paris die Eröffnungsfeier und testete sein Kartonbett im Olympiadorf.
Diesen Ausflug liess sich Lionel Spitz nicht nehmen. Der Adliswiler Leichtathlet, der aktuell schnellste 400-m-Läufer der Schweiz, reiste am Freitag im TGV nach Paris und tags darauf am Morgen gleich wieder zurück. Der Grund: die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2024.
«Ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Es hat sich gelohnt», sagt der 23-Jährige am Telefon im Zug nach Hause. Nur eines gefiel ihm nicht: der Dauerregen, der ausgerechnet am Freitagabend über Paris niederging. «Das war mühsam», bedauert Spitz. Doch die gute Stimmung liess sich die Schweizer Delegation auf ihrem Boot auf der Seine deswegen nicht ansatzweise nehmen.
«Wir haben schon gejubelt, als noch fast keine Zuschauer am Ufer und auf den Brücken waren.» Nach einer Stunde relativ einsamer Bootsfahrt tauchten die ersten Tribünen auf. Dann ging es erst recht los. 320’000 Personen säumten die Strecke an der Seine vom Pont d’Austerlitz bis zum Pont d’Iéna vor dem Eiffelturm.
«Mittendrin in der Show»
Mit Wellen, Winken und Rufen hielten die Schweizer die Stimmung auf ihrem Boot hoch, obwohl alle durchnässt waren. Und: «Wir haben jede Schweizer Fahne gefeiert, die wir im Publikum gesehen haben.» Der Adliswiler genoss jeden Moment. «Es ist schon ein spezielles Gefühl, wenn man mittendrin in der Show ist.»
Was ihn am meisten beeindruckt hat: «Die Dimension in Paris ist mir eingefahren, wie ein solcher Event in einer Stadt so absolut im Zentrum stehen kann, das war extrem. Auf diese Art werde ich so etwas wahrscheinlich nicht mehr erleben.» Auch wenn er weitere Olympiastarts 2028 in Los Angeles und 2032 in Canberra im Visier hat. Noch ein Highlight: «Der Auftritt von Céline Dion», auf der untersten Plattform des Eiffelturms, «war emotional recht krass.»
Die finale Zeremonie beim Eiffelturm erlebte Lionel Spitz vor Ort mit. «Wir hatten keinen schlechten Blick auf die Bühne. Die Show war eindrücklich, die haben richtig Gas gegeben.»
Dann gings im Bus zurück ins olympische Dorf. Das war wegen des Regens auch an der Zeit. Denn: «Ich hatte Angst, dass ich krank werde», meint Lionel Spitz. Bis auf eine leicht belegte Stimme am Morgen danach, scheint er die Geschichte schadlos überstanden zu haben.
Beeindruckt vom Dorf
Der eintägige Blitzbesuch verschaffte ihm auch einen ersten Eindruck vom Olympiadorf. «Ich schaute alles an», sagt er, «Crazy, es ist riesig, eine eigene Stadt, komplett abgeriegelt, Restaurants, Boutiquen und ein imposantes Fitnesscenter, alles für die Sportler gemacht.»
Und natürlich kam er nicht umhin, das Kartonbett, auf dem jeder Olympionike schläft, auf seine Belastbarkeit zu testen. 250 Kilo soll es tragen, heisst es. Lionel Spitz durfte feststellen: «Es hält, ich habe keine Bedenken …»
Von jetzt an gilt es ernst
Sechs Stunden Schlaf auf stabilem Karton gönnte er sich, um neun Uhr morgens sass er bereits im Zug in die Schweiz. Von jetzt an gilt es ernst. Den Samstag nahm er noch frei, gefolgt von «zwei guten Trainingstagen», wie er sagt. Ab Dienstag ist er wieder zurück in Paris. Diesmal nicht zum Vergnügen, sondern um über die 400 m etwas zu reissen. Der erste Einsatz mit der Mixed-Staffel steht am Freitag an, jener im Einzel am 4. August.
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