Massiver Preisanstieg Rekorde beim Betrug mit Olivenöl
Olivenöl wird Jahr für Jahr teurer. Mit dem starken Preisanstieg haben auch die gemeldeten Fälle von verunreinigtem oder falsch etikettiertem Öl stark zugenommen.
Olivenöl, eigentlich ein Grundnahrungsmittel und Zusatz zahlreicher Speisen, ist in den vergangenen Jahren stetig teurer und fast zu einem Luxusgut geworden. Heute kostet eine Flasche M-Budget-Olivenöl 10 Franken. Für naturbelassenes Olivenöl aus Spanien, das mit sanften mechanischen Verfahren gewonnen wurde, zahlt man sogar fast 20 Franken. Die Kosten für Olivenöl haben sich seit 2018 mehr als verdoppelt. Dieser enorme Preisanstieg hat den Anreiz, die Herkunft von hochwertigen Ölen zu fälschen oder das Pflanzenöl mit anderen Zusatzstoffen zu strecken, massiv erhöht.
Die EU verzeichnete im ersten Quartal dieses Jahres eine Rekordzahl potenzieller Fälle von Betrug und falscher Etikettierung von Olivenöl, wie der «Guardian» über den Preisanstieg schreibt.
Massiver Einbruch der Produktionsmenge seit 2018
Die Olivenpflanzen in Spanien, die 2018 und 2019 mehr als die Hälfte des weltweiten Olivenöls produzierten, wurden vergangenes Jahr von einer starken Dürre und Hitzewellen von mehr als 40 °C heimgesucht, was den Ertrag der Pflanzen massiv gesenkt hat.
Vorläufige Zahlen des International Olive Council (IOC) zeigen, dass die weltweite Produktion im Zeitraum 2023/24 voraussichtlich auf 2,4 Millionen Tonnen sinken wird, was einem Rückgang von 27 Prozent gegenüber 2018/19 entspricht.
In Italien hatten die starken Regenfälle im Mai und Juni vergangenen Jahres die natürliche Windbestäubung der Olivenpflanzen verhindert und so zu einem starken Ertragseinfall geführt.
Mit dem Einbruch der Produktionsmenge und dem Anstieg des Preises stieg auch die Zahl der grenzüberschreitenden EU-Meldungen, zu denen falsche Kennzeichnungen und kontaminiertes Öl gehören. Die Zahl der gemeldeten Betrugsfälle stieg in den ersten drei Monaten dieses Jahres auf eine Rekordzahl von 50 Fällen, mehr als eine Verdreifachung gegenüber 2018.
Italien und Spanien besonders betroffen
In den meisten Betrugsfällen wurde versucht, hochwertiges Öl wie Extra-vergine-Olivenöl – das unraffiniert ist und einen geringeren Säuregehalt aufweist – mit schlechterem oder billigerem Öl zu strecken, ohne dies zu kennzeichnen. Anfang Juli beschlagnahmten Beamte in Süditalien 42 Tonnen Olivenöl, die fälschlicherweise mit dem Label «extra vergine» gekennzeichnet waren und einem Wert von fast einer Million Dollar entsprachen.
Bei weiteren Betrugsversuchen wurden irreführende oder falsche Herkunftskennzeichnungen verwendet, um eine höhere Qualität vorzutäuschen. So meldete Deutschland im März einen Fall einer irreführenden Falschkennzeichnung von Olivenöl aus Syrien über die Niederlande.
Zu den selteneren Fällen gehören Produktionsmängel, welche dazu führten, dass Olivenöl mit unerlaubten Substanzen wie Pestiziden und Mineralölen kontaminiert wurde. Im Februar wurde ein Täuschungsversuch aus Israel publik, in dem Lampantöl, das ohne weitere Raffinierung nicht für den menschlichen Verzehr geeignet ist, weil es von Oliven stammt, die vom Boden gepflückt werden oder sich im Gärungsprozess befinden, als «natives Olivenöl extra» vermarktet wurde.
Von den 182 Olivenölbetrugsfällen, die seit Anfang 2023 an die EU gesendet wurden, betrafen 54 Produkte aus Italien, 41 aus Spanien und 39 aus Griechenland.
Risiko für Konsumenten sehr gering
Ein Sprecher der Europäischen Kommission betont gegenüber dem «Guardian», dass die höhere Zahl an Meldungen nicht auf ein erhöhtes Risiko für Verbraucher hinweise: «Die jährlich höhere Zahl an Meldungen ist ein Beweis für einen besseren Austausch zwischen den zuständigen Behörden der Mitgliedsstaaten und ihre Wachsamkeit gegenüber Betrug in der Agrarlebensmittelkette.»
Die Kommission toleriere keinerlei Betrug. «Um die Verbraucher in der EU mit qualitativ hochwertigem Olivenöl zu versorgen, organisiert die Kommission jährliche Workshops und fördert die Zusammenarbeit zwischen den EU-Ländern, um sicherzustellen, dass diese Kontrollen korrekt durchgeführt werden.»
Chris Elliott, Professor für Lebensmittelsicherheit an der Queen’s University Belfast, erklärte, dass die Folgen der Einnahme von kontaminiertem Olivenöl zwar schwerwiegend sein könnten, es aber sehr unwahrscheinlich sei, dass es in den Regalen grosser Supermärkte auftauche: «Die meisten Menschen, die betrügen, tun dies in Bereichen, in denen es keine Überwachung gibt.» Kleine Unternehmen oder Lebensmittelanbieter seien daher deutlich anfälliger für Betrug.
Fehler gefunden?Jetzt melden.