Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Ideen-Plattform
Oli soll alles umkrempeln

1 / 4
Fronthaube und Dach sind aus einem tragfähigem, steifen Wellkarton-Verbundmaterial.
Der Citroën Oli wirkt martialisch, erinnert mehr an ein Militärfahrzeug als an ein urbanes Transportmittel.
Dennoch soll das Concept-Car zeigen, wie Elektromobilität erschwinglich und vernünftig sein könnte.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die Elektromobilität soll doch möglichst umweltfreundlich und vernünftig sein. Sollte man meinen, doch weit gefehlt: Da die neue Antriebsform ganz neue Möglichkeiten eröffnet, überbieten sich die Autohersteller mit immer leistungsstärkeren, teureren und noch schwereren Modellen – der Vernunftgedanke bleibt auf der Strecke. Und die Hersteller können dieser neuen Leistungslust ungehindert frönen, denn das einzige Korrektiv, die strengen CO2-Vorschriften verbunden mit empfindlichen Geldstrafen, zieht bei Elektroautos nicht – sie emittieren alle 0 Gramm pro Kilometer, ganz egal wie gross, schwer und leistungsstark sie sind.

Citroën will da nicht mitmachen. «Wir sind der Ansicht, dass Elektrifizierung nicht teuer sein darf und dass umweltbewusstes Verhalten nicht durch Einschränkung unserer Mobilität oder durch weniger attraktive Fahrzeuge bestraft werden soll», sagt Marken-Chef Vincent Cobée. Deshalb fordert der Franzose eine Trendwende: Die Autos sollen wieder leichter und preiswerter werden. «Andernfalls werden sich Familien die Freiheit der Mobilität nicht mehr leisten können, wenn vollelektrische Fahrzeuge die einzige Option für sie werden.» Daher hat der Hersteller die Studie Oli entworfen, die zeigen soll, dass es auch anders geht.

Provokanter Auftritt

Der Name Oli ist abgeleitet aus dem Englischen «All E», also sinngemäss Elektro für alle. «Wir haben dieses Projekt so genannt, weil es zusammenfasst, worum es bei diesem Fahrzeug geht – allen Menschen auf unerwartete, verantwortungsbewusste und lohnende Weise unkomplizierte, vollelektrische Mobilität zu bieten», sagt Cobée. Wer denn Oli allerdings betrachtet, ist ob dieser Worte irritiert: Die Studie sieht alles andere als vernünftig, sparsam oder umweltfreundlich aus. Das 4,20 Meter lange, 1,65 Meter hohe und 1,90 Meter breite Vehikel wirkt martialisch und fast schon bedrohlich, erinnert mehr an ein Militärfahrzeug als an ein urbanes Transportmittel, das es ja eigentlich sein soll. Für Design-Chef Pierre Leclercq soll der Oli hingegen «die Schlichtheit und Genialität von Familien» repräsentieren.

Doch letztlich war das Design bei dieser Studie nebensächlich – das Auto soll eine Ideenplattform sein, die Form soll der Funktion folgen. «Anstatt uns eine Form vorzustellen und zu versuchen, einen Weg zu finden, sie zu verwirklichen, begannen wir mit der Funktionalität, die wir wollten», erklärt Pierre Saba, der bei Citroën den Bereich Advanced Design und Konzeptfahrzeuge leitet. «Dann vereinfachten wir alles und fanden nach und nach clevere, verantwortungsbewusste Materialien, um Gewicht und Kosten zu reduzieren. Und dann haben wir das alles noch einmal gemacht.» So ist etwa die senkrecht stehende Windschutzscheibe, die stark zum Military-Look des Autos beiträgt, nicht aus Designgründen so – Citroën hat sie vertikal gestaltet, weil so die geringste Menge an Glas benötigt wird, was das Gewicht reduziert. Ausserdem würden so die Insassen weniger der Sonneneinstrahlung ausgesetzt, was den Strombedarf der Klimaanlage um bis zu 17 Prozent senken soll.

Die Kilos müssen purzeln

Motorhaube, Dach und Ladefläche im Heck bestehen etwa aus einem steifen, tragfähigen Wellkarton-Verbundmaterial, das mit dem deutschen Chemie-Riesen BASF entwickelt wurde. Dazu wird recycelter Wellkarton zu einer wabenförmigen Struktur geformt und zwischen Glasfaser-Verstärkungsplatten geklemmt, mit einem Polyurethanharz beschichtet und abschliessend mit widerstandsfähigem Elastocoat überzogen. In den Türen sind weder Lautsprecher, Schallschutzmaterial oder elektrische Verkabelung verbaut, was das Gewicht pro Tür um rund 20 Prozent reduziert. Und auch die Räder sollen den Energieaufwand in der Produktion und damit auch die Kosten reduzieren, indem ein leichter Aluminium-Teilabdeckring auf eine Stahlnabe geschraubt wird. Die Pneus enthalten einen hohen Anteil an nachhaltigen oder recycelten Materialien wie Sonnenblumenöl, Reishülsenasche, Kiefernharze und Naturkautschuk.

Dass die Batteriegrösse ein entscheidender Faktor bei Preis und Gewicht eines E-Autos ist, weiss auch Citroën. Der Oli soll deshalb mit 40 kWh Kapazität auskommen und damit eine Reichweite von 400 Kilometern schaffen, was gemäss Hersteller mit dem angestrebten Gewicht von rund einer Tonne möglich sein soll. Wie viele der Ideen, die im Oli stecken, tatsächlich in die Serienproduktion künftiger Autos einfliessen werden, kann der Hersteller nicht beziffern. «Der Oli ist eine Arbeitsplattform, um geniale Ideen zu erforschen, die für eine zukünftige Produktion realistisch sind», sagt Produkt- und Strategiechefin Laurence Hansen. «Diese werden nicht alle verwirklicht werden, aber das hohe Mass an Innovation, das hier gezeigt wird, inspiriert zukünftige Fahrzeuge von Citroën.» Der Oli soll zum Nachdenken anregen und provozieren. Und das schafft das charismatische Concept-Car auf jeden Fall.