Doppelte Olympia-PlanungOhne Ungeimpfte nach China – aber auch ohne NHL-Spieler?
Die Eishockey-Nationalmannschaft muss Olympia zweigleisig planen, mit und ohne NHL. Die Testspiele in Visp erhalten plötzlich grössere Bedeutung.
Naturenergie Challenge nennt sich das Turnier in Visp, an dem die Schweizer Nationalmannschaft am Donnerstag auf Lettland und tags darauf auf die Slowakei trifft. Zur Challenge wurde auch der Spielplan, nach der Corona-bedingten Absage Norwegens am Montag schrumpfte die Veranstaltung zum 3-Länder-Wettkampf. So oder so sind die Resultate im Hinblick auf Olympia, das grosse Ziel von Nationaltrainer Patrick Fischers Mannschaft, angesichts der Gegner unbedeutend.
Zumal die Selektionen für die beiden Testturniere auch aus Schweizer Sicht speziell waren: Zwei mehr oder weniger gleich starke, aber personell komplett unterschiedliche Teams mit Spielern aus der heimischen Meisterschaft wurden für den Deutschland-Cup im November und nun das Turnier in Visp zusammengestellt, um eine möglichst breite Sichtung der Spieler zu haben.
Was es immer noch zu tadeln gilt
Der Zweck: für die zur Hälfte aus NHL-Spielern bestehende Schweizer Olympiamannschaft die beste Ergänzung zu finden. Allein dafür ist der Konkurrenzkampf unter den Spielern aus der National League immens, es hätten zwangsläufig auch prominente Schweizer keinen Platz im Kader für China. Was wiederum einzelne für die beiden Test-Turniere aufgebotene Spieler zur Denkweise verleitet haben könnte, eh keine Chance auf Olympia zu haben.
Ein Fazit des Deutschland-Cups war für Lars Weibel nämlich dies: «Vieles, was selbstverständlich sein sollte, ist es immer noch nicht.» Der Direktor der Nationalmannschaft meint damit Details wie das Blocken von Schüssen, den Willen, in Schusslinien zu stehen, Checks konsequent auszuführen. «Das hat nichts mit Taktik oder Talent zu tun, das sind Basics, die es einfach braucht, um Spiele zu gewinnen.»
Dies sind auch die Dinge, auf die Fischer und sein Staff in Visp vor allem ein Auge werfen werden. Und für die ins Wallis aufgebotenen Spieler könnte es sich plötzlich besonders lohnen, diese Vorgaben perfekt umzusetzen. Das Turnier könnte nämlich im Nachhinein bezüglich Selektion für Peking aufgewertet werden.
Denn mit jedem Tag, mit dem Olympia näherrückt, wird ungewisser, ob die NHL überhaupt dabei sein wird. Ihre Spieler wollen zwar, den Teambesitzern hingegen ist das ganze spezielle Olympia-Prozedere in Corona-Zeiten nicht geheuer. Nicht zuletzt, weil positiv getestete Spieler drei Wochen lang in China in Quarantäne bleiben müssten. Mittlerweile ist für gewisse Fälle sogar von fünf Wochen die Rede. Die NHL kann für ihre Teilnahme ein Veto einlegen, spätestens am 10. Januar 2022 müsste es erfolgen. Unter den NHL-Spielern munkelt man aber, dass ein möglicher Entscheid schon demnächst bevorsteht.
Mindestens elf «Nordamerikaner» kämen
Also gilt es auch für Weibel, zweigleisig zu planen. Sollte die NHL auf Olympia verzichten, würde man dies auch bei Swiss Ice Hockey bedauern. Im Gegensatz zu anderen Top-Nationen müsste die Schweiz aber nicht ein komplett neues Team zusammenstellen, was ein Vorteil sein müsste.
Stand jetzt ist die NHL aber dabei. Das heisst, dass die Verteidiger Roman Josi und Jonas Siegenthaler sowie die Stürmer Nino Niederreiter, Timo Meier, Pius Suter, Kevin Fiala, Grégory Hofmann, Nico Hischier und wohl auch Philipp Kurashev für die Schweiz antreten würden. Dean Kukan, dem smarten Defensivverteidiger von Columbus, könnte indes die Zeit davonlaufen. Der Zürcher verletzte sich nach nur zwei Partien, er hat seit Ende Oktober nicht mehr gespielt.
Es lohnt sich aus Schweizer Sicht, auch auf die AHL zu schauen. Mit Janis Moser – er feierte am Mittwoch zwar sein NHL-Debüt, soll aber vor allem in der zweitklassigen Liga Spielpraxis sammeln – und Tobias Geisser sind dort zwei Verteidiger tätig, die sehr gute Olympia-Chancen haben. Von den Qualitäten her würde dies auch auf Sven Bärtschi zutreffen, doch weil der Stürmer in den letzten Jahren der Nationalmannschaft kaum einmal zur Verfügung stand, würde ein Aufgebot überraschen.
Übrigens: Sollte die NHL für Olympia absagen, wird die Schweiz auch auf all ihre fünf AHL-Spieler verzichten müssen. Keiner besitzt einen reinen AHL-Kontrakt, alle, also auch Goalie Akira Schmid und Verteidiger Tim Berni, gehören vertraglich NHL-Teams und würden kaum eine Freigabe erhalten.
«Es geht auch um die Sicherheit und Gesundheit der Spieler. Um dem Rechnung zu tragen, können wir nur geimpfte Spieler und geimpften Staff mitnehmen.»
Klarheit herrscht auch bezüglich gegen Covid-19 ungeimpfter Spieler: Jene wenigen, die für Olympia infrage kämen, müssten sich nun schleunigst impfen lassen, da ansonsten eine Teilnahme in Peking theoretisch zwar möglich wäre, nicht aber praktisch. Einerseits müssten sie im Vorfeld der Spiele drei Wochen lang in Quarantäne, vor allem aber will man bei Swiss Ice Hockey keine Ungeimpften an Turnieren haben, die Gedanken gehen da bereits auch Richtung WM. Weibel: «Es geht auch um die Sicherheit und Gesundheit der Spieler. Um dem Rechnung zu tragen, können wir nur geimpfte Spieler und geimpften Staff mitnehmen.»
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