Versöhnliches Ende für die SchweizNationalcoach Fischer: «In der Selektion sind wir einen Schritt weiter»
Die Nationalmannschaft hinterlässt am Deutschland-Cup einen durchzogenen Eindruck. Zum Abschluss besiegt sie Russland 3:2.
Wie die Schweizer ihren Sieg beim Deutschland-Cup 2019 gefeiert hatten? Mit einem «Zigge zagge hoi hoi hoi» am Flughafen in Düsseldorf. Sie hatten erst auf der Heimreise vom Triumph erfahren. Dies mag etwas über den Stellenwert des Turniers aussagen respektive über die Wichtigkeit der Resultate.
Vielmehr besitzen Eindruck sowie Art und Weise der Auftritte eine gewisse Relevanz. Und da gibt es für die Schweiz diesmal das Prädikat: ungenügend. Selbst wenn sie am letzten Spieltag Russland 3:2 bezwang.
Es handelte sich einmal mehr um eine C-Auswahl der Sbornaja. «Russland B» stand übers Wochenende am Karjala-Cup in Helsinki gegen Schweden, Finnland und Tschechien im Einsatz. Die Spieler von «Russland A» sind in der NHL tätig – wie selbstverständlich ein beachtlicher Teil von «Schweiz A». Aber genug des Buchstabensalats.
Jedenfalls stand in Krefeld das mit Abstand bekannteste Gesicht dieser russischen Equipe an der Bande: Trainer Igor Larionow. Er war Teil des sowjetischen Superblocks, ist zweifacher Olympiasieger, dreifacher Stanley-Cup-Gewinner und vierfacher Weltmeister. 1992/1993 beehrte er das hiesige Eishockey, wobei der Aufenthalt in Lugano für Larionow vor allem neben dem Eis wichtige Spuren hinterliess und er im Sottoceneri guten Wein schätzen lernte. Die Lugano-Tifosi schenkten ihm nach den Spielen jeweils ein paar Flaschen, das Interesse war geweckt. Prompt stieg Larionow nach der Eishockey-Karriere in den Weinhandel ein. Das Ziel: «Den Wodka in Russland etwas zur Seite zu drängen» – so formulierte er das einmal.
Die Schweizer lösen den Knoten spät
Nun ist er Trainer, und es waren Larionows Spieler, die die Schweizer am Sonntagmittag während 30 Minuten zur Seite drängten, mehr Chancen besassen und 2:0 führten. Wie bei den Niederlagen gegen die Slowakei (1:7) und Deutschland (0:3) bekundeten die Schweizer Mühe, ihre Vorzüge zu nutzen. Sven Andrighetto traf nach elf Minuten den Pfosten – mehr war da vorerst nicht.
Die Russen reüssierten kurz vor Ende des ersten Drittels im Powerplay durch Pautow. Und in der 30. Minute setzte sich Gontscharuk im Slot gleich gegen vier Schweizer durch. Immerhin vermochte die Equipe von Patrick Fischer zu reagieren. Bereits vor dem zweiten Gegentor hatte sie sich ein Übergewicht verschafft, der Ertrag folgte mit Verzögerung, dafür gleich doppelt durch Andres Ambühl und Andrighetto – 2:2.
Im Schlussdrittel nutzte Inti Pestoni (59.) unmittelbar nach Ablauf einer Strafe des Gegners den freien Raum, die Schweizer führten erstmals an diesem Turnier. Es handelte sich sogleich um das Siegtor, Sorkin traf in letzter Minute noch die Latte.
Ein Turnier zum Vergessen für Thürkauf
Trotz des geglückten Endes: Punkto Offensive war das Turnier in Krefeld ein Rückschritt in vergangen geglaubte Zeiten. In der Vorbereitung hatte Fischer bei einer Teamsitzung den «Killerinstinkt» erwähnt und schmunzelnd ergänzt: «Früher waren wir nicht so gut vor dem Tor, aber jetzt, mit euch, kein Problem mehr: Haben wir eine Chance, wumm, reinhauen!» Die Umsetzung dürfte dem Nationaltrainer nicht gefallen haben. Wobei nicht die Auswertung an sich das grosse Problem war, sondern die fehlende Balance sowie der Umstand, wonach das Team zu selten Wege und Leichtigkeit fand, sich gute Möglichkeiten zu erspielen. Stürmer Joël Vermin befand, der Schweiz habe «vor beiden Toren der letzte Zwick gefehlt».
Gewiss: Mit der robusten Spielweise der Deutschen tut sich die Schweiz nicht erst seit diesem Wochenende schwer. Und immerhin konnte sie den Knoten gegen die Russen spät, aber nicht zu spät lösen.
Fischer wird seine Schlüsse aus den Auftritten ziehen – auch punkto Personal. Beim Heimturnier im Dezember in Visp werden andere Akteure die Gelegenheit erhalten, sich für die Olympischen Spiele zu empfehlen. In Krefeld sagte der Trainer: «Der Wille war bei allen da, aber einige haben die Plattform nicht genutzt. In der Selektion sind wir einen Schritt weiter.»
Ein Turnier zum Vergessen war es mit Sicherheit für Calvin Thürkauf. Der Lugano-Stürmer kassierte gegen die Slowakei eine Spieldauer-Disziplinarstrafe, war gegen Deutschland gesperrt und musste gegen die Russen nach einem Check von Zyplakow vorzeitig vom Eis.
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