Um den Preis zu stabilisierenÖlpreis steigt und steigt – Schweiz zapft Reserven an
Der Krieg in der Ukraine treibt seit Tagen den Ölpreis in die Höhe. Die Schweiz trägt eine international abgestimmte Aktion mit, um ihn in Schach zu halten.
Wegen des Krieges in der Ukraine geht der Ölpreis durch die Decke. Am 28. Februar durchbrach er die Schallmauer von 100 Dollar für ein Fass der Sorte Brent. Am Donnerstag kletterte er zeitweise auf fast 120 Dollar. Damit ist Erdöl so teuer wie seit 2013 nicht mehr. Mittlerweile hat sich der Kurs wieder etwas nach unten verändert, er bleibt aber volatil und sehr hoch.
Heizöl ist in der Schweiz so teuer wie seit Jahren nicht. An manchen Schweizer Tankstellen sind die Preise für Diesel auf 2 Franken pro Liter gestiegen, jene für Bleifrei-95-Benzin auf über 1.80 Franken.
Darum beteiligt sich die Schweiz an einer internationalen Aktion, welche die Internationale Energieagentur (IEA) am 1. März gestartet hat, um den Preis zu stabilisieren. Insgesamt haben 31 Länder angekündigt, dass sie insgesamt sechzig Millionen Fass Öl aus ihren Lagern zu diesem Zweck freigeben.
Die Schweiz gibt ein Prozent des gesamten in der Schweiz gelagerten Mineralöls frei. Das verkündete das zuständige Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung über Twitter. Die Schweiz hält Pflichtlager für Benzin, Diesel, Flugzeugpetrol und Heizöl. Sie sind so ausgestattet, dass der Vorrat für mindestens 4,5 Monate hält, falls gar kein Öl mehr importiert werden kann. Bei Flugzeugtreibstoffen müssen die Lager für drei Monate halten.
Wo die Schweiz ihre Pflichtlager betreibt, gibt das Bundesamt nicht bekannt. Welche Treib- und Brennstoffe die Schweiz freigibt – also Benzin, Diesel, Heizöl oder Flugzeugpetrol –, ist noch ungewiss. Dazu laufen momentan Abklärungen innerhalb der IEA.
Noch sind viele Fragen offen. Allen voran, wann die Aktion wirklich zum Tragen kommt. Denn auf die blosse Ankündigung von Anfang März reagierten die Märkte nicht. Momentan laufen die Vorbereitungen, um das Öl dann auch tatsächlich dem Markt zukommen zu lassen. Das dürfte in den nächsten Tagen geschehen.
Es ist das erste Mal seit dem Irakkrieg von 1991, dass die IEA sich gedrängt fühlt, die Ölreserven anzuzapfen. Seit ihrer Gründung hat sie das erst viermal getan. Anders als die IEA reagieren die Erdölförderländer in der Organisation Opec+ bisher erst zaghaft auf die steigenden Preise. Sie teilten am Mittwoch mit, dass sie das Angebot moderat erhöhen. Das wird den Preis kaum stabilisieren.
Russland ist eines der grössten Erdölförderländer der Welt. Aus Angst vor den verhängten Wirtschaftssanktionen sehen Händler derzeit vielfach davon ab, aus Russland Öl zu beziehen. Zudem treibt die Sorge eines Lieferausfalls von Russland den Preis in die Höhe.
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