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Abfahrt in Wengen
Odermatt schlägt sogar Feuz – ein Teamkollege braucht Schnaps

Eilt von verrücktem Erfolg zu verrücktem Erfolg: Marco Odermatt.
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Marco Odermatt kriegt das Lachen nicht mehr aus dem Gesicht. Er steht im Zielraum von Wengen, um sich die Abfahrtsgrössen Matthias Mayer, Vincent Kriechmayr, Dominik Paris oder Beat Feuz. Sie alle hat der 24-Jährige hinter sich gelassen – bei seiner allerersten Abfahrt im Berner Oberland.

Es ist das nächste kleine Skiwunder, das der Mann vollbringt, für den es in diesen Tagen, Wochen, ja Monaten keine Grenze zu geben scheint. Schon der Sieg im Super-G am Vortag war ein Coup. Der 2. Rang in der Abfahrt hinter Aleksander Kilde und vor Feuz, dem Dreifachsieger von Wengen, ist der vielleicht noch grössere – ist Odermatt doch vor allem der beste Riesenslalomfahrer der Gegenwart. Auch wenn die Abfahrt verkürzt war und erst am Samstag die Originalstrecke befahren wird.

Was sie denn zu ihm sagen würden nach einer solchen Fahrt, diese Schwergewichte der Speed-Disziplinen, wird Odermatt gefragt. «Auch sie finden das irgendwie unglaublich», sagt der Nidwaldner. Und hängt diesen Satz an: «Ich glaube, die können ja auch gut Ski fahren.» Ja, eigentlich können sie das. Doch an ihm kommt auch diesmal nur einer vorbei.

Einer, der sich ebenfalls in der Form seines Lebens befindet, auf einem Höhenflug ähnlich dem Odermatts. Von fünf Super-G hat Kilde drei gewonnen, in Wengen wurde er am Donnerstag Zweiter. Nun hat er in diesem Winter auch schon in zwei Abfahrten gesiegt. Wäre Odermatt nicht, der Norweger würde im Gesamtweltcup deutlich führen. Er beweist, dass es kein Zufall war, gewann er 2019/20 die grosse Kugel.

Fast das Traum-Skipaar schlechthin

Und was wäre das für eine Geschichte, gelänge ihm selbiges in dieser Saison. Zum einen, weil ihm erst vor einem Jahr bei einem Trainingssturz das Kreuzband riss. Zum anderen, weil Mikaela Shiffrin sich zum vierten Mal den Sieg im Gesamtweltcup sichern könnte. Die beiden sind seit letztem Frühjahr liiert. Der beste Skifahrer und die beste Skifahrerin? Es wäre das Traum-Skipaar schlechthin.

Doch eben: Da gibt es diesen Odermatt, der zum zehnten Mal in diesem Winter aufs Podest steigt und in der Gesamtwertung mit 376 Punkten Vorsprung führt. «Es funktioniert zurzeit einfach alles. Im Super-G habe ich schon gemerkt, was möglich sein kann auf der verkürzten Abfahrt. Mir gelang eine super Fahrt, das Material stimmt. So ist das irgendwie möglich.»

Feuz sagt es so: «Ich kann das nur mit dem Wort Flow beschreiben. Marco kann derzeit machen, was er will, er ist einfach schnell. Er muss das jetzt einfach geniessen. Denn auch er wird merken, dass es nicht immer so gewesen ist, wenn er in 15 Jahren wieder hier stehen wird.»

Selbst mit Slalomski schnell!

Es ist reichlich schwer zu erklären, wie sich dieser junge Mann mit den blonden Haaren von verrücktem Erfolg zu noch verrückterem Erfolg hangelt. Im Lager der Österreicher geht schon der Spruch um, dem Odermatt könnte man auch Slalomski an die Skischuhe schnallen, er wäre auch dort gleich vorne dabei. «Also jeden Seich mache ich dann auch nicht mit», kommentiert Odermatt. Er lacht. Einmal mehr an diesem sonnigen Freitag.

Kaum je ist einer das Kernen-S, diese einzigartige Rechts-links-Kombination, besser gefahren als er. Auf Zug, ohne zu zögern, technisch brillant. Dabei hiess es noch vor dem Rennen, das Tempo würde derart hoch sein, dass es vor dieser Schlüsselstelle einen Gegenschwung brauche, wie ihn dann Feuz ausgeprägt zeigt. Oder gar eine Anfahrt im Stemmbogen? Auch das gibt es, Vincent Kriechmayr versucht sich darin. Der Mann, um den es im Vorfeld einige Unruhe gab, weil er nach seiner Quarantäne zu spät ausreisen konnte aus Österreich und erst am Mittwochabend ankam in Wengen. Da waren die Abfahrtstrainings bereits vorbei und der Super-G- und Abfahrtsweltmeister deshalb eigentlich nicht berechtigt, die Abfahrt zu bestreiten. Ein Gremium der FIS erteilte Kriechmayr aber eine Sondergenehmigung, ein Protest der Schweizer wurde abgewiesen.

So kommt es am Morgen zu einer seltsamen Szene. Der 30-Jährige stösst sich vor dem Rennen aus dem Starthaus und schwingt gleich ab. Der Weltverband wertet das als Training. Das Reglement wurde für den Österreicher zumindest gedehnt. Rang 12 wird es für ihn in dieser ersten Abfahrt.

Janka kanns noch immer

Er liegt damit gleich hinter einem Athleten, der eine hübsche Geschichte schreibt an diesem Tag. Es ist der vorletzte Auftritt von Carlo Janka auf der grossen Skibühne. In Wengen, seinem Kraftort, wird er am Samstag seine Karriere beenden. Und der Bündner, der wegen seiner Rückenbeschwerden noch kein Rennen bestreiten konnte in dieser Saison, will es offenbar noch einmal wissen. Auch dem Lauberhornsieger von 2010 gelingt das Kernen-S – fast wie zu seinen besten Zeiten. «Ich wollte hier zweimal einigermassen herunterkommen. Einmal ist mir das nun schon gelungen. Schaffe ich das noch einmal, ist es der perfekte Abschluss», sagt der 35-Jährige.

Mit Rang 11 hat Janka sogar die Hälfte der Selektionskriterien für Olympia erfüllt. Fährt er noch einmal in die Top 15, dürfte er mit nur zwei Rennen in den Beinen mit nach Peking. Doch der Bündner schliesst das aus, gute Resultate rechnet er sich mit seinem lädierten Körper nur noch in Wengen aus, auf seiner Lieblingspiste und bei schönstem Wetter.

«Zum Glück hat mein Servicemann eine Flasche Selbstgebrannten im Skiraum.»

Niels Hintermann, 18. in Wengen

Längst für die Spiele in China qualifiziert hat sich Niels Hintermann, der eine wunderbare Phase seiner Karriere erlebt. Zweimal Dritter war der Zürcher Unterländer bei den letzten beiden Abfahrten in Bormio und Gröden. Doch in Wengen verliert er das Rennen schon am Start, als er bei den Schlittschuhschritten kurz Gleichgewicht und Tempo verliert. «Es nervt mich, unterläuft mir ein solcher Flüchtigkeitsfehler. Aber was solls: abhaken», sagt der 26-Jährige nach Rang 18. Die Methode dazu kennt er auch schon: «Zum Glück hat mein Servicemann eine Flasche Selbstgebrannten im Skiraum. Es gibt sicher ein Schnäpschen, dann bin ich bereit für morgen und habe das alles vergessen.»

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