Erwärmung der Ozeane Oberfläche des Mittelmeers so warm wie nie seit Messbeginn
Laut spanischen Forschern ist Anfang Woche der bisherige Rekord aus dem Jahr 2003 übertroffen worden. Erhitzte Meere stellen ein schwerwiegendes Problem für maritimes Leben dar.
An der Oberfläche des Mittelmeers ist nach Angaben spanischer Forscher ein Temperaturrekord gemessen worden. Es geht nicht um einen Rekord an einer einzelnen Messstation, sondern um einen Wert, der aufzeigt, wie sehr sich das Mittelmeer in diesem Jahr insgesamt aufgeheizt hat.
Mit einer Mediantemperatur von 28,71 Grad Celsius sei am Montag der bisherige, aus dem Jahr 2003 stammende Höchstwert (28,25 Grad) um fast ein halbes Grad übertroffen worden, teilte der Wissenschaftler Justino Martínez vom Katalanischen Forschungsinstitut für die Verwaltung des Meeres (Icat-Mar) auf Twitter mit. Aufzeichnungen gebe es seit 1982, hiess es.
Die Gruppe um Martínez untersteht dem spanischen Institut für Meeresforschungen (ICM-CSIC). Institutsmitarbeiter Emilio García Ladona erklärte auf Anfrage, der Rekord gehe aus Messdaten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus hervor. Es sei noch nicht der endgültige Wert, den werde man erst in etwa einem Jahr kennen. Der endgültige Wert weiche normalerweise aber nur marginal von den vorläufigen Berechnungen ab.
Der Median ist mathematisch gesehen etwas anderes als der Mittelwert, oft auch Durchschnitt genannt. Der Median ist der Wert, der in der Mitte einer nach Grösse geordneten Datenreihe liegt. Es liegen daher genauso viele Messwerte darunter wie darüber.
Der Medianwert sei in diesem Fall der aussagekräftigste Wert, erläuterten Martínez und García Ladona. «Das heisst, wenn es zum Beispiel einen ungewöhnlich hohen Wert gibt, der unangemessen oder unrealistisch ist, etwa wegen eines Messfehlers, ist der Mittelwert betroffen und kann erheblich schwanken, während der Median praktisch nicht betroffen ist.»
Bedrohtes maritimes Leben
Laut derzeitigem Stand der Forschung ist auch der menschengemachte Klimawandel mitverantwortlich für die Erwärmung der Ozeane und Meere, die in verschiedenen Regionen der Erde beobachtet wird. Die überdurchschnittlichen Meeresoberflächentemperaturen sind demnach eine Konsequenz aus dem Zusammenspiel des globalen Erwärmungstrends mit den natürlichen Schwankungen des Ozeans. Als wichtigster Treiber für die Erwärmung der Meeresoberfläche gilt die Sonneneinstrahlung.
Zu den gefürchteten Folgen des Temperaturanstiegs in den Meeren und Ozeanen gehört die Bedrohung maritimen Lebens, das sich zum Teil nicht an die veränderten Lebensumstände anpassen kann. So gehören etwa Korallen zu denjenigen Lebewesen, die am empfindlichsten auf eine Erhöhung der Wassertemperaturen reagieren. Anders als beispielsweise Fische können sie der Hitze auch nicht ausweichen, indem sie in kühlere Regionen abwandern. Für Korallen ist die Situation derzeit besonders im Golf von Mexiko dramatisch.
Erst am Samstag war in Spanien eine Studie veröffentlicht worden, wonach sich das Wasser im westlichen Mittelmeer mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei Grad Celsius je 100 Jahren erwärmt. An einigen Stellen wie bei L'Estartit an der Costa Brava seien es sogar drei Grad pro Jahrhundert, schrieben Forscher des Meeresforschungsinstituts ICM-CSIC im Journal of Marine Science and Engineering.
SZ/dpa/laug/olkl
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