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Nach Turn-Skandal
Nun zieht der Verband erste Konsequenzen

Felix Stingelin war seit 2008 als Chef Spitzensport beim Schweizerischen Turnverband tätig. 
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Am frühen Mittwochabend verkündete der Schweizerische Turnverband, was in der Szene längst vermutet worden war: Felix Stingelin, seit 2008 Chef Spitzensport, verlässt den STV per sofort. Das Vertragsverhältnis sei per 31. Oktober 2020 aufgelöst worden, «in gegenseitigem Einvernehmen», wie der Medienmitteilung zu entnehmen ist. «Wir danken Felix Stingelin für sein grosses Engagement und seinen unermüdlichen Einsatz und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute», äussert sich Erwin Grossenbacher, Zentralpräsident des STV.

Der Verband zieht damit erste Konsequenzen nach den «Magglingen-Protokollen», die am Samstag im «Magazin» der Tamedia-Zeitungen erschienen sind. In der aufwendigen Recherche klagten acht frühere Kunstturnerinnen und Rhythmische Gymnastinnen die Trainingsmethoden in ihren Nationalkadern an. Sie berichteten von seelischem Missbrauch, von Beleidigungen und Erniedrigungen.

Stingelin war bereits seit Juli suspendiert. Es war die erste Massnahme des STV, nachdem ehemalige Gymnastinnen unter anderem im «Blick» und in der «Neuen Zürcher Zeitung» auf die jahrelangen Missstände im Nationalkader hingewiesen hatten.

Ein Bauernopfer?

Der Turnverband wusste schon lange über die Missstände Bescheid. Doch handelte er erst, als im Sommer die Athletinnen mit ihren Vorwürfen an die Öffentlichkeit gingen. Zunächst mit der Entlassung der Nationaltrainerinnen in der Rhythmischen Gymnastik und der Suspendierung Stingelins. Und dann mit einer externen Untersuchung. Wobei er auch dafür zwei Anläufe nehmen musste. Zuerst hatte eine Rechtsanwältin die Rolle der Verbandsleitung untersucht, es handelte sich dabei um ein ehemaliges Mitglied des STV-Zentralvorstandes. Was bei Beobachtern wenig Vertrauen auslöste, zumal die Rechtsanwältin keine Verfehlungen der Verbandsspitze feststellen konnte. Die aktuelle Untersuchung dürfte Ende November abgeschlossen sein.

Dem Verband nahestehende Personen bezeichnen Stingelin nun als Bauernopfer. Sie sehen die Verantwortung für die Missstände primär bei Ruedi Hediger. Der STV-Geschäftsführer ist seit 2007 im Amt. In dieser Zeit kam es mehrfach zu Verfehlungen im Nationalkader der Rhythmischen Gymnastik. Der Verband entliess zwar Trainerinnen, am System aber änderte sich nichts. Insofern darf man gespannt sein, welche Folgen die bald abgeschlossene Untersuchung für Hediger haben wird.