Kommentar zur WasserstoffwirtschaftNun muss Rösti auf die EU zugehen
Die Schweiz muss bei der Versorgung mit grünem Wasserstoff eng mit Brüssel zusammenarbeiten – der Energieminister steht vor einer delikaten Aufgabe.
Nach dem Strom droht die Schweiz auch beim Wasserstoff den Anschluss zu verpassen. Während die EU die Pläne für eine Wasserstoffwirtschaft vorantreibt, lässt in der Schweiz eine Strategie auf sich warten.
Die Energieversorgung funktioniert, die Bemühungen um mehr Klimaschutz sind auf breiter Front da – der Problemdruck scheint gering. Doch das täuscht. Eine grenzüberschreitende Wasserstoffwirtschaft baut man nicht über Nacht auf. Und erst recht nicht, wenn die politische Ausgangslage so diffizil ist wie im Fall der Schweiz.
Welche Schwierigkeiten drohen, zeigt sich beim Strom. Seit der Bundesrat vor zwei Jahren die Verhandlungen mit der EU über ein Rahmenabkommen beendet hat, ist der Abschluss eines Stromabkommens in die Ferne gerückt. Ohne Abkommen wächst jedoch das Risiko, dass die Schweiz dereinst in den potenziell kritischen Wintermonaten nicht genügend Strom importieren kann.
Dass die Betreiberin der Schweizer Transitgas-Pipeline nun in die Offensive geht, muss ein Weckruf für Bundesbern sein.
Dies sollte Warnung genug sein, sich beim Wasserstoff frühzeitig in eine gute Position zu bringen. Dass die Betreiberin der Schweizer Transitgas-Pipeline nun in die Offensive geht, muss ein Weckruf für Bundesbern sein. Kritiker wenden ein, dass die fossile Industrie so letztlich nur ihr Geschäft retten möchte. Ihre Pipelines werden dank Wasserstoff weiter gebraucht, zudem kann sie weiter Erdgas liefern, sollte nicht genügend grüner Wasserstoff hergestellt werden.
Diese Bedenken sind nachvollziehbar. Allerdings wäre es kurzsichtig, Wasserstoff deshalb keine Chance zu geben. Es gilt, Klimaschutz sowie Wirtschafts- und Aussenpolitik zusammen zu denken – eine schwierige Aufgabe. Gefordert ist nun Albert Rösti. Der Energieminister muss sicherstellen, dass die Schweiz in die Wasserstoffpläne der EU eingebunden wird. Dass Röstis Partei, die SVP, jede Annäherung an die EU bekämpft, darf keine Rolle spielen.
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