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Mobilfunk-Pioniere
Für viele war es das erste Handy. Jetzt ist das Nokia-Telefon Geschichte

Fast unkaputtbar und mit langer Akkulaufzeit: Das Nokia 3310 ist ein Klassiker der Mobilfunkgeschichte.
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In Kürze:
  • Die letzten Nokia-Telefone verschwinden aus den Onlineshops, nur noch Restbestände bleiben.
  • Nokia hat den Übergang in die Smartphone-Ära nicht geschafft, und eine Kooperation mit Microsoft entpuppte sich als verhängnisvoller Fehler.
  • Im Web lebt Nokia auf Liebhaber-Websites weiter, ebenso wie andere Pioniere, Palm und Blackberry.

Ein unrühmliches Ende für eine ehrwürdige Marke: Dieser Tage verschwinden die letzten Nokia-Telefone aus den Onlineshops. Dem Techmedium «Futurezone» ist aufgefallen, dass die letzten Modelle von der Website von HMD Global entfernt wurden. Nur einige Restbestände sind noch vorhanden. Damit ist der letzte Versuch, den Sprung in die Smartphone-Ära doch noch zu schaffen, gescheitert.

2007 war Nokias Schicksalsjahr. Apple stellte das iPhone vor, und Google gelang es, mit Android eine breit abgestützte Allianz der iPhone-Konkurrenten auf die Beine zu stellen. Nokia verfolgte einen eigenen Weg, doch geriet mit seinem Betriebssystem Symbian ins Hintertreffen. Das mutet heute tragisch an. Nokia erfand bereits 1996 den Vorläufer des modernen Smartphones: Die Communicator-Modelle konnten Mails und Faxe versenden und aufs Web zugreifen. Und das Nokia 7710 besass schon 2004 ein Touchdisplay.

Microsoft war der letzte Nagel im Sarg für Nokia

2011 suchte Nokia den Ausweg aus der Misere in einer Partnerschaft mit Microsoft. Eine fatale Fehlentscheidung. Denn Microsoft setzte die falschen Prioritäten: Statt schnell für ein grosses Angebot an Apps zu sorgen, war es dem Konzern wichtiger, eine gemeinsame technische Basis für Mobilgeräte, PCs und Spielkonsolen zu entwickeln. Als Microsoft 2013 Nokias Mobilfunksparte für 5,5 Milliarden Euro kaufte, war der Zug endgültig abgefahren. Danach brachten auch Hersteller wie Samsung und HTC keine Windows-Smartphones mehr auf den Markt.

Besucher fotografieren sich mit einem Nokia Lumia 735 Handy vor der East Side Gallery in Berlin, auf einem grünen Hintergrund.

Doch Nokia existierte weiter – wenngleich nur noch als Marke. Das Unternehmen HMD Global aus Finnland nutzte den klingenden Namen für seine Android-Telefone. Die liefen mit Android, hatten aber nichts von der Prägnanz und Unverkennbarkeit jener Geräte, die vielen von uns noch in warmer Erinnerung sind: Die Robustheit eines Nokia 3310 ist noch heute legendär. Und als Besitzer oder Besitzerin eines modernen Smartphones denken wir gern an Akkulaufzeiten von einer Woche oder länger zurück.

Für Nostalgie sorgt auch der Klingelton. Er stammt, wie Wikipedia verrät, vom Gitarrenstück «Gran Vals», das der spanischen Musiker Francisco Tárrega komponierte. Die Bedienung war simpel, ebenso das eingebaute Spiel «Snake», das den Zweck des Zeitvertreibs aber bestens erfüllte – ohne In-App-Käufe wie bei den Handy-Games heute. Das hatte sogar einen Mehrspielermodus, der per Infrarot auf mehreren Geräten gespielt werden konnte.

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Mit dem Ende ist der Weg frei in den Olymp der untergegangenen Techmarken. Über die Memes, die uns häufig in den sozialen Medien begegnen und denen wir uns auch in Reddit-Gruppen wie vintagemobilephones hingeben können – wo wir auch anderen Pionieren aus der frühen Mobil-Ära begegnen: dem Palm Pilot, der als Computer in Hemdtaschengrösse auf die Stiftbedienung ausgelegt war und handschriftlichen Text entgegennahm. Das erste Modell war der Palm Pilot 1000 von 1996, der dem modernen Smartphone sehr ähnlich sieht.

Ein Onlinemuseum widmet sich dem markanten Design der Nokia-Geräte. Zu finden ist es unter nokiadesignarchive.aalto.fi. Sentimentale Wallungen könnten auch auf mobilephonemuseum.com geweckt werden. Hier sind über 2800 Modelle mit ihren technischen Daten aufgeführt und fotografisch in Szene gesetzt: Das Museum dient nicht nur als historischer Katalog, sondern sammelt auch die Geräte selbst, um sie für die Nachwelt aufzubewahren.

Ein Nutzer bedient die Daumentastatur eines RIM BlackBerry in San Francisco, März 2002. Das Display zeigt verschiedene Icons.

Neben Siemens, BenQ, Sony Ericsson, Grundig und Bosch findet sich in dem Museum auch Blackberry: das Erkennungszeichen des fortschrittlichen Geschäftsmanns um die Jahrtausendwende. Das kanadische Unternehmen erlitt ein ähnliches Schicksal wie Nokia. Erst technologisch in Bereichen wie E-Mail und Datensynchronisation führend, hat es die durch Apple ausgelöste Smartphone-Revolution nicht überstanden. Die Marke lebte ab 2016 noch als Lizenz des chinesischen Unternehmens TCL weiter und verschwand 2020 ganz.

Moment! Was macht Swatch hier?

Und Swatch! Im Museum finden sich auch drei Telefone, die der Schweizer Uhrenhersteller zusammen mit Nokia lancierte. Das TCE 121 stammt von 1993 und war ein Nokia 101 in quietschbuntem Gehäuse und eines der ersten auf Mode getrimmten Handys überhaupt. Ein Erfolg war es nicht: Wegen Verzögerungen bei der Vermarktung gelangten viele der Telefone direkt aus der Fabrik in eine Mülldeponie.

Screenshot der Mobile Phone Museum Webseite mit dem Swatch TCE 121 Mobiltelefon, angekündigt 1993, Gewicht 386 Gramm, neben ähnlichen Modellen.