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«Meteo» unter Druck
Noch immer sagt SRF oft höhere Temperaturen voraus als die Konkurrenz

Im Berufsstolz getroffen: «Meteo»-Redaktionsleiter Thomas Bucheli.

In Barcelona ist es am Montag laut «SRF Meteo» 32 Grad warm. Laut BBC aber nur 28 Grad. Auch für andere Städte am Mittelmeer gibt es bei den Prognosen zum Teil beträchtliche Differenzen, wie eine Stichprobe am Samstag zeigt. In Nizza, Malaga und Palermo beträgt der Unterschied drei, in Palma de Mallorca sechs, in Athen ein Grad. SRF sagt dabei konsequent eine höhere Temperatur voraus als der britische Sender, der bei Wetterprognosen höchste Anerkennung geniesst.

Dabei hatte «Meteo»-Chef Thomas Bucheli am Mittwoch Besserung gelobt: Vor laufender Kamera wies er die Manipulationsvorwürfe der «Weltwoche» zwar vehement von sich, erklärte aber reumütig, dass es tatsächlich Probleme gegeben habe. Der Algorithmus für die automatisierten Auslandsprognosen habe für gewisse Orte an Küstennähe systematisch zu hohe Temperaturen vorausgesagt. Die Ursache sei gefunden, man werde den Algorithmus anpassen.

Wolken als Problem

Bucheli sagt auf Anfrage, sein Team habe sich in den letzten Tagen «intensiv reingekniet» und am Freitagabend eine neue Version des Algorithmus implementiert. Dies sei nicht ganz einfach gewesen. «Wir erkannten, dass wir vor allem ein Problem bei wolkenlosen Verhältnissen haben», sagt er. «Also mussten wir aufpassen, dass wir dann bei Wolken nicht plötzlich zu tiefe Temperaturen angeben.» Die Anpassung sei aber ein laufender Prozess. «Der ist nie abgeschlossen.»

Die Stichprobe der SonntagsZeitung findet er willkürlich. «Weshalb gerade den Vergleich mit der BBC?» Zudem sei ja noch gar nicht klar, wer genauer ist. «Das werden wir erst am Montag sehen.»

Ein direkter Vergleich sei allerdings schwierig: Da innerhalb einer Stadt die Temperatur nicht überall dieselbe sei, müsse man den genauen Messpunkt kennen. «Wenn Sie in Zürich im Sommer die Temperatur am Paradeplatz messen, ist sie höher als am Zürichberg. Beide Angaben sind aber korrekt», sagt Bucheli. «Deshalb sollte man berücksichtigen, auf welchem Modell eine Prognose basiert.» Wenn bei einem Modell der Messpunkt im Stadtzentrum liege – was beim SRF-Modell oft der Fall sei – beim anderen eher am Rand, könne es in der Prognose zu grösseren Unterschieden kommen.

Weshalb kauft SRF die Prognosen nicht ein?

Angesichts des Spardrucks stellt sich die Frage, weshalb SRF überhaupt selber Prognosen für die ganze Welt berechnen muss. Wie viel die «Meteo»-Abteilung kostet, weist der Sender nicht aus. Die meisten Onlineportale kaufen die Prognosen fixfertig bei Wetterdiensten ein. Weshalb SRF nicht? Die Frage trifft Bucheli in seinem Berufsstolz. «Auch Zeitungen schreiben selber Artikel, obschon sie die Beiträge auch einkaufen könnten», sagt er. Es sei ein bewusster Entscheid, eigene Prognosen zu erstellen. «Wir benötigen die weltweiten Modelldaten sowieso für unsere normale prognostische Arbeit. Und so nutzen wir diese auch grad noch für die automatisierten Prognosen für die ganze Welt.»

Bucheli sieht sich in der aktuellen Diskussion zu Unrecht angegriffen: «Die Probleme bestanden nur bei Vorhersagen für einzelne Orte im Mittelmeerraum – also nur bei einem Bruchteil aller Wetterdaten, die wir täglich für die ganze Welt berechnen. Und die sind sehr gut.»