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Kliniken in den Niederlanden
85 Massensamenspender zeugten mehr als 25 Kinder – pro Mann

Viola von TFP Samenbank bei den Vorbereitungen zum Einfrieren von Spendersamen im Labor in Düsseldorf, 15.12.2022.
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In den Niederlanden hat das Gesundheitsministerium informiert, dass mindestens 85 Samenspender seit 2004 mehr als 25 Kinder gezeugt haben. Die niederländische Gynäkologenvereinigung NVOG bestätigte die Zahl dieser sogenannten Massenspender, welche mit einem neuen landesweiten Register erhoben wurde. Mehrere Fertilitätskliniken haben demnach systematisch gegen die Höchstgrenzen verstossen.

Diese Praxis berge erhebliche Risiken für die betroffenen Kinder und stelle das Vertrauen in das medizinische System infrage, sagt die Gynäkologin Marieke Schoonenberg im Namen der NVOG.​ «Wir möchten uns im Namen der Branche entschuldigen, wir haben es nicht richtig gemacht.»

Seit 1992 ist in den Niederlanden gesetzlich festgelegt, dass ein Samenspender maximal 25 Kinder zeugen darf. Diese Grenze wurde 2018 auf 12 Kinder reduziert. Allerdings fehlte es lange an einem zentralen Register, um die Einhaltung dieser Regelung zu überwachen.

Mehrere Fertilitätsärzte zeugten bis zu 75 Kinder

Erst mit der Einführung des nationalen Registers im April 2025, das rückwirkend bis 2004 Daten erfasst, wurde das Ausmass der Verstösse sichtbar. So waren einige Männer teilweise in mehreren Einrichtungen tätig. Einige Kliniken nutzten das Sperma einzelner Spender mehrfach oder tauschten es untereinander aus – oft ohne das Wissen oder die Zustimmung der Männer.

Von den 85 Massenspendern haben gemäss Schoonenberg die meisten zwischen 25 und 40 Kinder. Einige kommen auf 50 bis 75 Kinder, darunter habe es mindestens zehn Reproduktionsmediziner. Der verstorbene Gynäkologe Jan Karbaat, der Direktor einer Klinik und einer der bekanntesten Fortpflanzungsmediziner war, ist gemäss dem neuen Register Vater von mindestens 81 Kindern. Vermutet wird sogar, dass er seinen Samen bei Hunderten Befruchtungen eingesetzt hat.

Der durch eine Netflix-Dokumentation bekannt gewordene Jonathan Jacob Meijer soll weltweit Hunderte Nachkommen haben, davon wurden mehr als 100 in niederländischen Kliniken gezeugt. Ein Gericht in Den Haag untersagte ihm bereits 2023 weitere Samenspenden und verhängte eine Geldstrafe von 100’000 Euro pro Verstoss. Zudem wurde angeordnet, dass sein eingefrorenes Sperma vernichtet und keine Werbung mehr für seine Spenden gemacht werden darf. ​

Die Stiftung Donorkind, die sich für die Rechte von Spenderkindern einsetzt, schätzt, dass über 3000 Kinder in den Niederlanden mehr als 25 Halbgeschwister haben könnten. In den dicht besiedelten Niederlanden steige dadurch die Gefahr unbeabsichtigter Inzestfälle. Betroffene Kinder müssten künftig DNA-Tests in Betracht ziehen, bevor sie Beziehungen eingingen, um familiäre Verbindungen auszuschliessen. Die Gynäkologenvereinigung NVOG fordert Mütter, Spender und Kinder auf, sich bei ihren Kliniken zu melden, um Klarheit zu erhalten.