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Todesschütze von Kenosha
Er tötete zwei Menschen und wird in allen Anklagepunkten freigesprochen

Von den Gefühlen übermannt: Kyle Rittenhouse wird von seinem Anwalt aufgemuntert.
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Nach tödlichen Schüssen auf Demonstranten bei Anti-Rassismus-Protesten in der US-Stadt Kenosha ist der damals 17-jährige Schütze Kyle Rittenhouse in allen Anklagepunkten nicht schuldig. Die Geschworenen sprachen den heute 18-Jährigen am Freitag einstimmig von den Vorwürfen des Mordes, des Totschlags, des versuchten Mordes und der Gefährdung anderer frei. Rittenhouse begann nach dem Urteil zu schluchzen und brach kurz zusammen.

Rittenhouse hatte am 25. August 2020 in Kenosha im US-Bundesstaat Wisconsin zwei Demonstranten mit einem Sturmgewehr erschossen und einen dritten schwer verletzt. Seine Anwälte argumentierten vor Gericht, der Teenager habe in Notwehr gehandelt, weil er von Protestierenden angegriffen worden sei. Die Staatsanwaltschaft erklärte dagegen, Rittenhouse habe die Gewalt selbst «provoziert».

Bei seiner Aussage während des Prozesses beteuerte der Angeklagte, er sei nicht nach Kenosha gefahren, um Ärger zu machen. Er sei bedroht worden und habe geschossen, weil er um sein Leben gefürchtet habe. Der eine Mann, den er erschoss, habe ihn verfolgt und nach seiner Waffe gegriffen. Der andere habe mit einem Skateboard auf ihn eingeschlagen. «Ich hatte nicht vor, sie zu töten. Ich wollte die Leute aufhalten, die mich attackierten», sagte er. Die Anklage betonte jedoch, trotz der Unruhen am Rande der Proteste habe in dieser Nacht nur eine Person geschossen, nämlich der Angeklagte.

Die Frage, was als Selbstverteidigung angesehen werden kann, unterscheidet sich in den USA von Bundesstaat zu Bundesstaat. In Wisconsin ist es erlaubt, auch tödliche Gewalt anzuwenden, wenn man glaubt, sein Leben sei in Gefahr oder es drohe ernsthafter körperlicher Schaden durch Dritte. Zudem ist es in Wisconsin erlaubt, offen Schusswaffen zu tragen.

Proteste nach Freispruch erwartet

Der Prozess war politisch höchst aufgeladen, da er im Zusammenhang mit den Black-Lives-Matter-Protesten vom vergangenen Jahr stand. Der Freispruch von Rittenhouse nach viertägigen Beratungen der Jury weckt daher Befürchtungen gewaltsamer Proteste. Wisconsins Gouverneur Tony Evers hat 500 Mitglieder der Nationalgarde des Bundesstaats in Bereitschaft versetzt.

Der mit einem halbautomatischen Gewehr bewaffnete Rittenhouse war im August 2020 nach Kenosha gereist und hatte sich dort bewaffneten Männern angeschlossen, die nach eigenen Angaben Geschäfte vor Plünderern schützten wollten. In der Stadt war es zu teils gewalttätigen Protesten gekommen, nachdem ein Polizist den Afroamerikaner Jacob Blake mit mehreren Schüssen in den Rücken schwer verletzt hatte.

Bei Auseinandersetzungen erschoss Rittenhouse zwei Männer und verletzte einen dritten schwer. Rittenhouse ist weiss, ebenso wie seine Opfer.

US-Präsident Joe Biden erklärte: «Obwohl das Urteil in Kenosha bei vielen Amerikanern ein Gefühl des Ärgers und der Sorge zurücklassen wird, und dazu gehöre ich auch, müssen wir anerkennen, was die Geschworenen gesprochen haben.» Biden forderte die Bürger auf, ihre Reaktionen zu dem Urteil friedlich und in Einklang mit dem Gesetz auszudrücken. «Gewalt und die Zerstörung von Eigentum haben in unserer Demokratie keinen Platz», erklärte er. Er habe dem Gouverneur von Wisconsin, Tony Evers, jegliche Unterstützung der Bundesregierung zur Einhaltung der öffentlichen Sicherheit zugesagt.

«Der kleine Lord» spendete für Kaution

Nach seiner Festnahme wurde Rittenhouse zu einer Art Galionsfigur des rechten Lagers: Die Kaution von zwei Millionen Dollar kam durch Spenden schnell zusammen, zu seinen Unterstützern gehörte der Schauspieler und frühere Kinder-Star Ricky Schroder («Der kleine Lord»).

Auch der damalige Präsident Donald Trump stellte sich hinter Rittenhouse: Dieser habe «in grossen Schwierigkeiten» gesteckt, weil Demonstranten ihn «gewaltsam angegriffen» hätten, sagte der Rechtspopulist damals. «Er wäre vermutlich getötet worden.» Trump wie auch sein Herausforderer Joe Biden reisten im Präsidentschaftswahlkampf nach Kenosha.

In den USA hatte es im vergangenen Jahr nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz und weiteren Fällen von Polizeigewalt gegen Schwarze landesweite Anti-Rassismus-Proteste gegeben. Trump machte für Ausschreitungen am Rande der Proteste der Bewegung Black Lives Matter immer wieder linke Gruppen wie die Antifa verantwortlich.