Neue Verkehrsvorschriften in ZürichÜber 17’000 Bussen an der Langstrasse in einem Monat
Seit September gilt auf einer Teilstrecke der Langstrasse im Kreis 4 ein Fahrverbot. Wer es missachtet, wird nun geblitzt. Die Stadt Zürich zieht nach einem Monat mit Kameraüberwachung Bilanz.
Die Zahl ist beachtlich: 17’310 Bussen hat die Stadtpolizei Zürich im ersten Monat seit der Einführung der automatischen Zufahrtskontrolle an der Langstrasse ausgesprochen. Die Gebüssten mussten je 100 Franken bezahlen – was rund 1,7 Millionen in die Kassen der Stadt spült. Dies teilt das Sicherheitsdepartement der Stadt Zürich am Mittwoch mit.
Hochgerechnet auf ein Jahr würde das für die Stadt Mehreinnahmen von über 20 Millionen Franken bedeuten, allein aufgrund der automatischen Verkehrskontrolle an der Langstrasse. Ein Vergleich dazu: 2022 nahm die Stadt durch Ordnungsbussen insgesamt 61,3 Millionen Franken ein.
Doch so hoch dürften die Busseneinnahmen an der Langstrasse nicht werden, sagt der Sprecher des Sicherheitsdepartements, Mathias Ninck. «Es dauert immer eine gewisse Zeit, bis sich die Leute an eine so grosse Änderung gewöhnen.» Der Lerneffekt sei langsam, aber vorhanden. Man könne jetzt bereits sehen, dass die Bussen zurückgingen, sagt Ninck. So sei das auch beim neuen Verkehrsregime am Zähringerplatz gewesen.
Ende September 2023 hat die Stadt Zürich das Projekt «Autoarme Langstrasse» umgesetzt. Der motorisierte Individualverkehr darf seither tagsüber zwischen 5.30 und 22 Uhr auf einer etwa 60 Meter langen Teilstrecke der Langstrasse nicht mehr verkehren. Das Fahrverbot gilt in beide Richtungen. Die Fahrzeuge werden umgeleitet.
Die neuen Regeln verwirrten viele Autofahrende, es kam zu grossen Staus im Quartier, viele Fahrzeuglenkende missachteten das Fahrverbot.
Erst Kontrollen, dann Kameras
In einer zweiten Phase seien Kontrollen vor Ort durchgeführt worden. Die Beamten haben allein an einem Tag Anfang November innerhalb von zwei Stunden 62 Bussen verteilt.
Weil das Verbot trotz dieser Massnahmen noch immer nicht griff, setzte die Stadtpolizei Zürich schliesslich am 8. Januar die besagte automatische Durchfahrtskontrolle ein. Im Februar hat die Stadt zudem an der Kreuzung Badener-/Langstrasse mit einer Signalisation auf die Sackgasse aufmerksam gemacht. Doch auch nach dieser Massnahme galt: Viele Autos nutzten den Streckenabschnitt noch immer.
Christina Fäh ist eine der über 17’000 Autofahrenden, die eine 100-Franken-Busse erhielt. Auch sie liess sich vom stetigen Verkehr im Fahrverbot verführen. «Eigentlich habe ich von dem Verbot gewusst, doch ich folgte den fünf anderen Autos vor mir», sagt die Studentin gegenüber dieser Redaktion. Ihre Mutter dagegen, die an einem anderen Tag ebenfalls gebüsst worden sei, habe schlicht die Signalisation nicht gesehen und sei deshalb durch den gesperrten Abschnitt gefahren, sagt Fäh.
Stadt prüft allenfalls neues Signal
Sollte die Zahl an Bussen entgegen den Erwartungen der Stadt über lange Zeit hoch bleiben, prüft das Sicherheitsdepartement allenfalls, die Stelle mit einem Signal zu markieren, sagt Mathias Ninck. Es soll tagsüber deutlicher auf das Fahrverbot hinweisen.
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